
White Spots: Vorbeugen & erfolgreich behandeln
White Spots kommen als unschönes Phänomen in der zahnärztlichen Praxis häufig vor. Neben anderen gehören viele Jugendliche nach einer Multibracket-Behandlung zu den Betroffenen. Wie White Spots vorgebeugt bzw. wie sie ästhetisch erfolgreich behandelt werden können, lesen Sie hier.1-10
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Autorin: Dr. Melanie Salz. Redaktion: Marc Fröhling
Brackets als Risikofaktor
Die wohl wichtigste Ursache für die Entstehung von White Spots ist eine kieferorthopädische Behandlung mit einer Multibracketapparatur. Einige Autoren fanden in Studien weiße Flecken sogar bei 68% aller untersuchten Patientinnen und Patienten.1 Bereits nach wenigen Wochen können diese erkennbar sein. Ursache hierfür ist die erschwerte Mundhygiene der Schmelzbereiche um die Brackets herum. Die hier anhaftenden Beläge führen über ein Absinken des pH-Wertes zu Demineralisationen im Zahnschmelz. Gut sichtbar sind dann weiß-opake Entkalkungen in der direkten Umgebung der Brackets, oft begleitet von einer Gingivitis.
Schlechte Mundhygiene, Süßes & Saures ...
Obwohl kieferorthopädische Behandlungen für White Spots wohl die häufigste Ursache sind, sind sie nicht die einzige. Natürlich können auch ohne kieferorthopädische Apparaturen Demineralisierungen am Zahnschmelz auftreten. Tritt dies an den optisch sensiblen Glattflächen auf, sind meist Zahnhälse entlang des Gingivasaums betroffen. Hier befinden sich Prädilektionsstellen, die bei unzureichender Mundhygiene oft nicht erreicht und schnell von weißen Initial- zu kariösen Läsionen werden können. Beschleunigt wird dieser Prozess durch häufigen Konsum saurer oder zuckerhaltiger Speisen und Getränke.
... und noch mehr Ursachen
Zu weiteren Ursachen für White Spots gehören:
- Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH): Häufig sind hier obere Inzisiven im sichtbaren Bereich betroffen, was für die Patientinnen und Patienten optisch als sehr störend empfunden wird
- Entwicklungsbedingte Schmelzhypoplasien, z.B. durch Infektionen oder Traumata: In diesem Fall weisen auch Schneidezähne immer wieder unschöne weiße Flecken auf den vestibulären Flächen auf
- Fluorosen2
Welche Hilfsmittel gibt es zur Vorbeugung?
Da vermehrte Plaqueablagerungen über einen längeren Zeitraum zu Entkalkungen führen, besteht die Prophylaxe darin, diese zu vermeiden. Dies geschieht in erster Linie durch konsequente Aufklärung und Anleitung zur Mundhygiene der meist jugendlichen Patienten in der kieferorthopädischen und zahnärztlichen Praxis. Zusätzliche Hilfsmittel zur mechanischen Reinigung wie Interdentalbürsten und/oder Spezialzahnbürsten für kieferorthopädische Apparaturen sind hier unverzichtbar.
Gründliches Zähneputzen kann durch nichts ersetzt werden, aber einige Hilfsmittel haben zusätzlich eine schützende Wirkung. Empfohlen werden – vor allem während einer Bracketbehandlung oder bei hohem Kariesrisiko:
- Wöchentliche hoch dosierte Fluoridapplikationen zu Hause (z.B. mit Elmex Gelee)3
- Verwendung fluoridfreisetzender Materialien zur Befestigung von Brackets3/ glasionomerbasierte Bracket-Bonder4
- Mind. 2x jährliche Anwendung von Fluoridlack (z.B. Fluor Protector S)5,6
- Mind. 2x tägliche Nutzung von fluoridierter Zahnpasta (mind. 1000 ppm)6
- Täglicher Gebrauch einer fluoridierten Mundspüllösung6
- Verwendung von CCP-ACP (z.B. Tooth Mousse)
- Professionelle Zahnreinigung
- Ernährungslenkung (Vermeidung häufigen Konsums zuckerhaltiger Speisen und Getränke)6
Bei Demineralisierung hilft Remineralisierung
Sind White Spots durch Demineralisierungsprozesse entstanden, wurde also Zahnschmelz durch unzureichende Mundhygiene und/oder kariogene Ernährung stellenweise entkalkt, kann dieser Prozess gestoppt werden. Durch Verbesserung der Mundhygiene und/oder Veränderung der Ernährungsgewohnheiten können die betroffenen Areale allein mit Hilfe des Speichels natürlich remineralisiert werden. Zuverlässiger und schneller geht dies durch die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta, im besten Fall kombiniert mit professioneller Zahnreinigung und hochdosierten Fluoridlacken im Recallsystem. Initiale Läsionen werden so zwar arretiert, häufig bleiben jedoch störende weiße Flecken sichtbar.

Dr. Melanie Salz praktiziert seit über 20 Jahren in der Zahnmedizin. Sie hat sich auf Kinderzahnheilkunde spezialisiert. Seit 2013 ist sie in einer Praxis in Bad Tölz tätig.
Kann man White Spots verschwinden lassen?
Bleiben nach Kariesarretierung von initialen Läsionen weiße Flecken zurück oder liegen ästhetisch störende Hypoplasien oder Fluorosen vor, kommen minimalinvasive Techniken zum Einsatz. Hier gibt es drei Möglichkeiten:
- Mikroabrasion: Die betroffenen Stellen werden angeätzt und mit grober Polierpaste poliert. Durch den minimalinvasiven Abtrag der geschädigten Schmelzanteile und der angrenzenden Bereiche wird die Lichtbrechung verändert und die weißen Flecken sind weniger sichtbar.
- Infiltration mit dünnflüssigem Kunststoff (z.B. Icon, DMG): Der Infiltrant weist ähnliche optische Eigenschaften wie der gesunde Zahnschmelz auf. Durch Kapillarkräfte dringt er in die Läsion ein. Dadurch können White Spots maskiert werden. So funktioniert es:2
a. Anlegen von Kofferdam
b. Anätzen der betroffenen Schmelzanteile mit HCl für 2 Minuten
c. Abspülen der Säure mit Wasser, vorsichtig trocknen
d. Applikation von Icon Dry, nach 30 Sekunden mit Luftbläser trocknen
e. Applikation von Icon Infiltrant, Überschüsse entfernen, 3 Minuten warten
f. Lichthärten für 40 Sekunden
g. Vorgänge e und f wiederholen
h. Politur
Sind nach der Applikation von Icon Dry noch Spots zu sehen, kann der Ätzvorgang bis zu drei Mal wiederholt werden. - Bleaching: Durch das Bleaching umgebender, dunkler erscheinender Schmelzbereiche sollen White Spots verschwinden. Klare Ergebnisse aus großen Studien gibt es hierzu aber noch nicht.9
Infiltration – beste Ergebnisse für die meisten Indikationen
Aktuelle Übersichtsarbeiten aus den Jahren 2021 und 2022 kommen zu dem Ergebnis, dass die Infiltrationstechnik bei der Behandlung von White Spots der Remineralisation, der Fluoridapplikation 7,8 und der Mikroabrasionstechnik überlegen ist.8
Auch bei Zähnen mit entwicklungsbedingen White Spots, MIH und Fluorosen können durch die Infiltrationstechnik ästhetisch gute Ergebnisse erzielt werden.10
Cave:
- Die Infiltrationstechnik eignet sich nur für nicht kavitierte Läsionen!
- Je früher die Infiltration stattfindet, desto besser sind die Ergebnisse (die natürliche Remineralisierung sollte vermieden werden)!2