Herzinfarkt in der zahnärztlichen Praxis
Ein Ereignis, von dem sich alle wünschen, es möge nie eintreten: Eine Patientin oder ein Patient erleidet in der zahnärztlichen Praxis einen Herzinfarkt. Dass dies aber tatsächlich passiert, lässt sich leider nicht ausschließen. Für einen solchen Notfall ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Denn nur schnelles und richtiges Handeln kann Menschenleben retten.
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autorin: Dr. Melanie Salz | Redaktion: Marc Fröhling
Herzinfarkt in der zahnärztlichen Praxis
Jährlich ereignen sich in Zahnarztpraxen im Durchschnitt 1,6 Notfälle.1 Darunter sind Herzinfarkte besonders häufig – außerdem zählen sie nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland.2 Auch wenn die medizinische Versorgung immer besser wird, sterben mehr als ein Drittel der Betroffenen im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt.3 Ein Grund hierfür ist, dass eine Behandlung im Akutfall oft zu spät eingeleitet wird. Hat sich in einem Herzkranzgefäß eine arteriosklerotische Plaque gelöst, wird die betroffene Stelle durch einen Thrombus verschlossen. Verschließt dieser dann das Gefäß, muss es schnell gehen, denn als Folge geht Herzmuskelgewebe zugrunde. Dies wiederum führt entweder direkt zum Tod oder dazu, dass für die Betroffenen in den Jahren nach dem Herzinfarkt das Risiko hoch ist, noch an dessen Folgen zu sterben. Eine schnelle Therapie hingegen erhöht die Überlebenschance und senkt die Komplikationsrate deutlich. Getreu dem Motto: „Time is muscle!“ 4
Symptome bei Männern und Frauen richtig deuten
Für einen Herzinfarkt gibt es einige typische Symptome, die den meisten bekannt sind. Dazu gehören Schmerzen hinter dem Brustbein, die oft nach links ausstrahlen, sowie Engegefühl und Druck im Brustkorb. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung typischer Symptome bei einem Herzinfarkt4,5,6, welche einzeln oder gleichzeitig auftreten können:
Leitsymptome:
- Brustschmerz, überwiegend hinter dem Brustbein
- Plötzlicher, in Ruhe auftretender, anhaltender starker Schmerz im Brustkorb
- Heftiges Engegefühl im Brustkorb, ausstrahlend in den linken Arm
- Angina pectoris
Häufige Symptome:
- Brennen im Brustkorb
- Ausstrahlende Schmerzen in Schulter, Rücken, Unterkiefer (meist links)
- Atemnot, Todesangst
- Unruhe
- Schwitzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Blasse Gesichtshaut
Häufige Symptome bei Frauen:
- Schmerzen im Oberbauch
- Übelkeit, Erbrechen
- Atemnot als einziges Symptom
Symptom im schlimmsten Fall:
- Herz-Kreislauf-Stillstand

Dr. Melanie Salz praktiziert seit über 20 Jahren in der Zahnmedizin. Sie hat sich auf Kinderzahnheilkunde spezialisiert. Seit 2013 ist sie in einer Praxis in Bad Tölz tätig.
Nur schnellstmögliche Katheter-Intervention rettet Leben
Das wichtigste Ziel ist eine schnellstmögliche professionelle Versorgung in einer Klinik mit einem Herzkatheterlabor. Dort wird das Herzkranzgefäß eröffnet und mit Stents versorgt, um die Durchblutung des Herzmuskels wieder herzustellen. Vergeht zu viel Zeit, stirbt ein Teil des Herzmuskels ab – mit dramatischen Folgen. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb weniger Jahre an den Folgen des Infarkts zu versterben, steigt deutlich an. So stellten Forschende fest: „Der wichtigste Faktor zum Erreichen einer niedrigen 5-Jahres-Mortalität ist die erfolgreiche Durchführung einer Katheter-Intervention (PCI) in der Akuttherapie des Infarktes.“ 7 Eine verzögerte oder nicht erfolgreiche Behandlung führt entweder sofort zum Tod oder zu Komplikationen wie Herzinsuffizienz, welche die Lebensqualität dauerhaft einschränken.3
Im Notfall sofort handeln
Zeigt eine Patientin oder ein Patient Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, muss sofort gehandelt werden. Eine Person ruft den Rettungsdienst unter 112, unbedingt mit dem Hinweis auf einen möglichen Herzinfarkt. Parallel dazu geht es darum, selbst Ruhe zu bewahren, die Patientin oder den Patienten zu beruhigen und ihr oder ihm Linderung zu verschaffen. Dies gelingt durch eine bequeme, den Oberkörper etwas erhöhte Lagerung und das Öffnen beengender Kleidung. Auch ein geöffnetes Fenster bringt oft etwas Erleichterung.8 Außerdem ist es wichtig, die betroffene Person ständig zu überwachen, denn es besteht die Möglichkeit eines Herz-Kreislauf-Stillstandes. In diesem Fall sind unverzüglich Herzdruckmassage und Beatmung einzuleiten, bis der Rettungsdienst übernehmen kann.9
Richtiges Handeln im Überblick
Hier nochmal die richtigen Erstmaßnahmen im Überblick:
- Notruf unter 112!
- Patientin oder Patienten beruhigen
- Bequeme Lagerung mit erhöhtem Oberkörper
- Fenster öffnen
- Ständige Überwachung
- Wenn vorhanden: Pulsoxymeter verwenden
- Bei Sauerstoffsättigung <90%: Sauerstoffgabe 1
- Im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes (Bewusstlosigkeit, keine Atmung, kein Puls): sofort Herzdruckmassage und Beatmung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Fazit
Es lohnt sich, für den Ernstfall gewappnet zu sein, denn dies kann Leben retten. Nur wer schnell handelt, wird dabei Erfolg haben. Empfehlenswert sind regelmäßige praktische Kurse, um Sicherheit zu gewinnen und Techniken wie die Herzdruckmassage sicher ausführen zu können.