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Urologie-Trends

11. Nov. 2021
JAMA-Studie

Spermienparameter vor und nach Covid-19-Impfung

Ängste vor möglichen negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit lassen manche Männer bei der Covid-19-Impfung zögern. Da die Reproduktionstoxizität in klinischen Studien bisher nicht untersucht wurde und SARS-CoV-2 mit einer Abnahme der Spermienparameter in Verbindung gebracht wurde, hat ein Team der Universität von Miami die Spermienparameter vor und nach der Verabreichung des mRNA-Impfstoffs untersucht. 1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

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Redaktion: Dr. Nina Mörsch

Für diese prospektive Studie rekrutierten die Forschenden gesunde Freiwillige im Alter von 18 bis 50 Jahren. Männer mit Covid-19-Symptomen oder einem positiven Testergebnis innerhalb von 90 Tagen wurden ausgeschlossen. Die Teilnehmer gaben nach 2 bis 7 Tagen sexueller Abstinenz, vor der ersten Impfstoffdosis und etwa 70 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis eine Spermaprobe ab. Die Spermaanalysen wurden von geschulten Andrologen gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation durchgeführt und umfassten

  • das Spermavolumen,
  • die Spermienkonzentration,
  • die Spermienmotilität und die
  • Gesamtzahl der beweglichen Spermien (Total Motile Sperm Count, TMSC).

Probanden mit Oligospermie (Spermienkonzentration <15 Millionen/ml) wurden in die Studie eingeschlossen.

Spermienqualität leidet nicht unter Covid-19-Impfung

Zwischen dem 17. Dezember 2020 und dem 12. Januar 2021 meldeten sich 45 Männer freiwillig (Durchschnittsalter 28 Jahre). Folgeproben wurden im Median 75 Tage nach der zweiten Impfdosis gewonnen. Die Studie endete am 24. April 2021.

Die Ausgangsproben wurden nach einer medianen Abstinenzzeit von 2,8 Tagen und die Folgeproben nach einem Median von 3 Tagen gewonnen. Von den 45 Männern erhielten 21 (46,7 %) den Biontech-Impfstoff und 24 (53,3 %) den Impfstoff von Moderna.

Die mediane Basisspermienkonzentration und die TMSC lagen bei 26 Millionen/ml bzw. 36 Millionen. Nach der zweiten Impfstoffdosis stieg die mediane Spermienkonzentration signifikant auf 30 Millionen/ml und die mediane TMSC auf 44 Millionen.

Auch das Spermavolumen und die Spermienmotilität nahmen deutlich zu. Acht der 45 Männer waren vor der Impfung oligospermisch (mediane Konzentration, 8,5 Millionen/ml). Von diesen 8 Männern hatten 7 bei der Nachuntersuchung eine erhöhte Spermienkonzentration im normozoospermischen Bereich (mediane Konzentration, 22 Millionen/ml), und 1 Mann blieb oligospermisch. Kein Mann wurde nach der Impfung azoospermisch.

Diskussion

In dieser Studie zu den Spermienparametern vor und nach zwei Dosen eines Covid-19-mRNA-Impfstoffs gab es in dieser kleinen Gruppe gesunder Männer keine signifikanten Abnahmen bei irgendeinem Spermienparameter, resümiert das Studienteam.

Da die mRNA-Impfstoffe kein lebendes Virus enthalten, sei es unwahrscheinlich, dass der Impfstoff die Spermienparameter beeinflusst. Die Ergebnisse zeigten zwar einen statistisch signifikanten Anstieg aller Spermienparameter, doch liege das Ausmaß der Veränderung innerhalb der normalen individuellen Schwankungsbreite und könne durch die Regression zum Mittelwert beeinflusst werden. Außerdem könne der Anstieg auf die längere Abstinenzzeit vor der zweiten Probe zurückzuführen sein. Bei Männern mit Oligospermie kam es zu keinem weiteren Rückgang.

Limitationen

Zu den Einschränkungen der Studie gehören die geringe Zahl der teilnehmenden Männer, die begrenzte Verallgemeinerbarkeit über junge, gesunde Männer hinaus, die kurze Nachbeobachtungszeit und das Fehlen einer Kontrollgruppe. Darüber hinaus ist die Samenanalyse zwar die Grundlage für die Bewertung der männlichen Fruchtbarkeit, sie ist jedoch ein unvollkommener Prädiktor für das Fruchtbarkeitspotenzial. Trotzdem umfasst der Zeitrahmen der Studie den gesamten Lebenszyklus von Spermien.

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