
Neue Studien bei Prostatakrebs: Ein Überblick
In den USA wurden in den vergangenen Monaten einige neue Studien zu Prostatakrebs gestartet. Hier erfahren Sie, welche Patienten davon profitieren könnten und wie Prof. Dr. Marc Garnick von der Harvard Medical School in Boston die Bedeutung dieser Studien einschätzt.
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autorin: Helen Leask, Übersetzung: Maria Weiß | Redaktion: Marina Urbanietz
Prostatakrebs mit hohem Rückfallrisiko nach radikaler Prostatektomie und/oder Strahlentherapie
In einer Placebo-kontrollierten Phase-3-Studie wird untersucht, ob die Therapie mit dem nichtsteroidalen Antiandrogen Darolutamid plus Androgendeprivation (ADT) der alleinigen ADT überlegen ist. Primärer Endpunkt ist das radiologisch progressionsfreie Überleben (PFS) – sekundäre Endpunkte sind Gesamtüberleben und Lebensqualität.
Dazu Prof. Garnick: Der intensivierte Androgenentzug könnte vor allem für die relativ große Zahl von Patienten geeignet sein, bei denen es nach der definitiven Lokaltherapie zu einem PSA-Anstieg kommt.
Metastasiertes Kastrations-sensitives Prostatakarzinom
Für diese Patientengruppe ist eine Phase-3-Studie mit dem nichtsteroidalen Antiandrogen Apalutamid, das bereits für die Behandlung des nicht-metastasierten und metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) zugelassen ist, von besonderer Bedeutung. In der Studie wird jetzt eine intermittierende Therapie mit Apalutamid untersucht.
Dazu Prof. Garnick: Mit dieser Studie könnten Erkenntnisse über die optimale Behandlung des mHSPC gewonnen werden – allerdings nur, wenn die Teilnehmerzahl auch eine Stratifizierung zulässt.
Lokalisiertes Prostatakarzinom mit mittlerem oder hohem Risiko
In einer offenen Phase-2-Studie mit dem Immunzytokin M9241 wird untersucht, ob eine Vor- und Nachbehandlung mit M9241 die Ergebnisse einer stereotaktischen Strahlentherapie (SBRT) verbessern kann. Zusätzlich erhalten alle Teilnehmer die Standard-ADT.
Dazu Prof. Garnick: Von dieser sehr wichtigen Studie erhofft man sich neue Erkenntnisse zur Interaktion zwischen Strahlentherapie und Immuntherapie.
Gesichertes Prostatakarzinom
Bei Patienten mit Zweifach- oder Dreifach-ADT-Kombinationen wird in einer Studie untersucht, ob eine Therapie mit weißem Licht (AYOpro-Lichtenergiebrille) gegen ADT-assoziierte Fatigue und Depression wirkt. Ein Teil der Patienten wendet die Lichttherapie von Beginn an, der andere verzögert nach 6 Monaten.
Dazu Prof. Garnick: Studien mit dem Endpunkt Fatigue unter Krebstherapien sind hoch willkommen – es wäre aber hilfreich, wenn die Studienbeschreibung mehr Informationen bieten würde.
Metastasiertes Kastrations-resistentes Prostatakarzinom
Hier können Patienten in eine Phase-2-Studie eingeschlossen werden, die bereits eine auf die Androgenrezeptor-Achse ausgerichtete Therapie (ARAT) erhalten haben. Untersucht wird die Wirkung des über 2 Jahre alle 4 Wochen verabreichten Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Vobramitamab Duocarmazin, der in soliden Tumorzellen gegen das Protein B7-H3 gerichtete alkylierende Substanzen freisetzt. Dieses Protein kommt kaum in normalem Gewebe, aber in 60 % aller Krebszellen vor.
Lokalisiertes oder biochemisch rezidiviertes Prostatakarzinom
Hier können Patienten in eine Phase-2-Studie eingeschlossen werden, die zuvor noch keinen GnRH-Agonisten oder Antagonisten erhalten haben. Über ein Jahr wird die Wirkung des oralen GnRH-Rezeptorantagonisten Relugolix mit einem alle drei Monate zu verabreichenden Leuprolid-Depot-Präparat verglichen. Primärer Endpunkt ist die Lebensqualität, nicht das Gesamtüberleben.
Dazu Prof. Garnick: Auch wenn die Zielsetzung der Studie im Prinzip wichtig ist, scheint die Zahl der Teilnehmer mit 110 zu klein, um bedeutsame Unterschiede in der Lebensqualität zu finden - auch wenn sie tatsächlich existieren würden.
Dieser Artikel wurde zuerst auf www.medscape.com veröffentlicht.