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Urologie-Trends

11. Mai 2023
Kasuistik

Mann (63) mit akuten Bauchschmerzen nach dem Urinieren

Bei Patienten mit akuten Bauchschmerzen sollten auch seltene Ursachen erwogen und abgeklärt werden, wenn Anamnese und vereinzelte Befunde darauf hinweisen. Eine solche Fallgeschichte schildern Dr. Michael Modica und seine Kollegen vom LSU Health Sciences Center New Orleans im Fachjournal „Annals of Internal Medicine - Clinical Cases“.1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Mann (63) mit starken Bauchschmerzen nach dem Urinieren
(Foto: Starast | Dreamstime.com | Symbolbild)

Autor: Dr. Thomas Kron | Redaktion: Dr. Nina Mörsch

Ein 63-jähriger Mann kam aufgrund akuter Bauchschmerzen in die Notaufnahme der Klinik. Nach Angaben der Autoren berichtete er, um 5 Uhr morgens aufgewacht zu sein und urinieren zu müssen. Danach seien plötzlich starke, generalisierte Bauchschmerzen aufgetreten, die ihn geradezu „umgeworfen hätten“. 

Die weitere Anamnese ergab: keine Magengeschwüre, keine veränderten Darmgewohnheiten, weder Nephrolithiasis, Dysurie, Hämaturie, Teerstuhl, Hämatochezie noch Aszites, aber eine schwere periphere Gefäßerkrankung, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, übermäßiger Alkoholkonsum und eine Divertikulitis sowie eine kolovesikale Fistel, die ein Jahr zuvor operiert wurde.

Befunde, Diagnose und Therapie

  • Temperatur 36,8 °C, Blutdruck 146/75 mmHg, Pulsfrequenz 87 Schläge/min, Atemfrequenz 22 und eine Sauerstoffsättigung 94 % (Raumluft)
  • Abdomen mäßig gebläht, hypoaktive Darmgeräusche, stark tastempfindliches Abdomen
  • Leukozytenzahl 8,8 × 109 Zellen/L, normales Differenzialblutbild, ebenso Hämoglobinwert und Hämatokrit
  • Kreatininwert 163,54 μmol/L (1,85 mg/dL);  Ausgangswert drei Monate zuvor 88,4 μmol/L (1,0 mg/dL)
  • Serumlaktatspiegel erhöht (3,5 mmol/L)
  • CT-Angiogramm des Abdomens: weithin offene Mesenterialgefäße, unauffällige Aorta, keine freie Luft, leichte linke Hydronephrose, die seit einem Jahr unverändert war, und Aszites
  • Erneute CT-Untersuchung des Abdomens ohne Kontrastmittel: Kontrastmittelanreicherung des Aszites und ein kleines Leck in der vorderen Blasenwand

Die Diagnose lautete: Blasenruptur

Zur Therapie erfolgte eine operative Korrektur des Blasenlecks. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos.

Diskussion

Eine Blasenruptur tritt relativ häufig im Zusammenhang mit einem akuten Trauma auf, etwa bei einem Autounfall.  Eine spontane Blasenruptur ist hingegen selten. Die Diagnose ist schwer zu stellen und wird häufig erst spät gestellt.

Es wird angenommen, dass die Ursache für eine spontane Blasenruptur eine Überdehnung der Blase in Kombination mit einer Schwäche der Blasenwand ist. Daher können Erkrankungen, die Patienten zu einer Überfüllung der Blase bei bereits geschwächter Blasenwand prädisponieren, das Risiko für eine Blasenruptur erhöhen.

Zu diesen urogenitalen Erkrankungen gehören

  • langfristiger Harnverhalt bei gutartiger Prostatahyperplasie,
  • Harnröhrenstrikturen,
  • Prolaps der weiblichen Beckenorgane,
  • Entzündungen und bösartige Erkrankungen.

In manchen Fällen kann eine Blasenruptur jedoch auch bei Patienten auftreten, bei denen keine signifikante Blasen-Erkrankung vorliegt.

Typische Symptome sind Bauchschmerzen, abdominale Distension, Aszites, Hämaturie und ein erhöhter Kreatininspiegel.

Die Diagnose wird am besten durch konventionelle oder computertomographische (CT) Zystographie gestellt. Obwohl eine Blasenruptur bei antegrader Blasenfüllung auf einem Kontrast-CT-Scan zu erkannt werden kann, ist die CT-Zystographie empfindlicher und sollte bei Verdacht auf eine Blasenruptur durchgeführt werden.

Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis erschienen.

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