16. Juli 2020
Hodenkrebs: Keine Empfehlung für Screening ab 16 Jahren
Früherkennungsuntersuchung auf Hodenkrebs: Weder für den Nutzen der ärztlichen Tast- und Ultraschalluntersuchung noch für den Nutzen der Tasteigenuntersuchung gäbe es einen wissenschaftlichen Beleg. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler der Privatuniversität UMIT Tirol, die im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) den Einfluss von Screeningmaßnahmen auf das Behandlungsergebnis bei Hodenkrebs untersucht haben. 1,2
Lesedauer: 1,5 Minuten
Die Ergebnisse der Untersuchung liegen jetzt als HTA-Bericht („Heath Technology Assessment“) vor. Den Volltext des HTA-Berichts „Hodenkrebs: Führt eine regelmäßige Früherkennungsuntersuchung für Männer ab 16 Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen?“ finden Sie hier >>
Niedrige Fallzahlen und gute Behandelbarkeit
Auf der Basis von Daten aus Krebsregistern leiten die Sachverständigen her, dass unter anderem wegen der niedrigen Fallzahlen und der guten Behandelbarkeit des Hodenkrebses ein nur sehr geringes theoretisches Nutzenpotenzial der Hodenkrebsfrüherkennung bei Männern ab 16 Jahren zu erwarten ist: Um nur einen Todesfall durch Hodenkrebs zu verhindern, müssten sich 200 000 Männer untersuchen lassen.
Mögliche Schäden durch unnötige Untersuchungen
Diesem theoretischen Nutzen ständen aber mögliche Schäden durch unnötige Untersuchungen und gegebenenfalls nachfolgende invasive Maßnahmen bei Verdachtsfällen gegenüber. Die Wissenschaftler halten daher fest, dass derzeit regelmäßige Maßnahmen zur Früherkennung von Hodenkrebs bei Männern ab 16 Jahren nicht empfohlen werden können. „Die ärztliche Tast- und Ultraschalluntersuchung zu Früherkennungszwecken sollte deshalb weder als Regelleistung der GKV noch als individuelle Gesundheitsleistung angeboten werden“, so die Wissenschaftler.
Aussagen gelten nur für allgemeines Hodenkrebsscreening ab 16 Jahren
Diese Aussagen des Berichtes gelten allerdings nur für ein allgemeines Hodenkrebsscreening bei jungen Männern. Zu einer anderen Einschätzung des Nutzens von Früherkennungsuntersuchungen käme man möglicherweise, wenn Männer mit spezifischen Risikofaktoren betrachtet werden. Generell gilt, dass bei Auffälligkeiten am Hoden immer eine Untersuchung beim Arzt erfolgen sollte.
- Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).ThemenCheck Medizin: Weitere drei HTA-Berichte zu Bürgerfragen fertiggestellt, 03.07.2020
- HTA-Bericht [28] HT18-01: Hodenkrebs: Führt eine regelmäßige Früherkennungsuntersuchung für Männer ab 16 Jahren zu besseren Behandlungsergebnissen? 03.07.2020
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