
Genetisch angepasster PSA-Wert könnte Screening verbessern
Das PSA-Screening zur Frühentdeckung von Prostatakarzinomen ist weiterhin umstritten, da es häufig zu Überdiagnosen und unnötigen Behandlungen klinisch unbedeutender Tumoren führt. Durch Berücksichtigung genetischer Determinanten von nicht-Krebs-assoziierten PSA-Varianten könnte das Screening in Zukunft verbessert und unnötige Biopsien und Therapien vermieden werden.1
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Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Dr. Nina Mörsch
Prostata-spezifisches Antigen (PSA) wird von der Prostatadrüse produziert und vom Kallikrein-3-Gen (KLK3) kodiert. Wird das Epithelgewebe der Prostata durch einen Tumor durchbrochen, gelangen größere Mengen von PSA in die Zirkulation.
Höhere PSA-Werte kein Beweis für ein Karzinom
Der PSA-Spiegel im Blut kann aber auch bei Prostataentzündungen und -infektionen, benigner Prostatahyperplasie, höherem Alter und größerem Prostatavolumen erhöht sein. Erhöhte PSA-Werte sind somit nicht beweisend für ein Prostatakarzinom und niedrige Werte schließen ein Karzinom nicht aus.
Durch das PSA-Screening lassen sich Todesfälle infolge eines Prostatakarzinoms reduzieren, wobei das Gesamtrisiko an einem Prostatakarzinom zu versterben relativ gering ist. Der Anteil von Überdiagnosen durch das Screening wird auf 20 bis 60 % geschätzt. In den USA wird das Bevölkerungs-weite Screening daher nicht mehr empfohlen.
Eine Möglichkeit, die Aussagekraft des PSA-Screenings zu verbessern, ist die Berücksichtigung genetischer Faktoren. PSA ist in hohem Maße erblich, bisher wurden 40 unabhängige Genorte identifiziert.
Linda Kachuri von der University California, USA, und ihr Team haben jetzt die genetische Architektur der PSA-Spiegel bei Männern ohne Prostatakarzinom und mögliche Auswirkungen auf das PSA-Screening untersucht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" publiziert.
Fast ein Drittel negativer Biopsien vermeidbar
In einer Metanalyse von 95.768 Männern verschiedener Abstammung wurden 128 signifikante Genom-weite Assoziationen entdeckt, woraus ein PSA Polygenic Score (PGSPSA) entwickelt wurde, der 9,61 % der konstitutiven PSA-Variation erklärte.
Bei Männern europäischer Abstammung würde die Anwendung dieses Scores beim PSA-Screening zur Vermeidung von 31 % der negativen Prostatabiopsien führen. Es würden zwar auch 12 % weniger Biopsien bei Männern mit Prostatakarzinom durchgeführt werden – dies betraf aber überwiegend Low-Risk-Tumoren mit einem Gleason-Score < 7. Der genetisch angepasste PSA-Test ist auch bei der Entdeckung besonders aggressiver Karzinome prädikiver als das herkömmlich PSA-Screening, wie bei 106 Fällen und 23.667 Kontrollen gezeigt werden konnte.
Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass sich durch eine genetisch-adjustierten PSA-Test Überdiagnosen und -therapien potenziell vermeiden lassen – bei gleichzeitig verbesserter Detektion besonders aggressiver Krebsformen.