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Urologie-Trends

31. März 2023
Studie an Rhesusaffen

Verzicht auf Cannabis kann negative Effekte auf die männliche Fruchtbarkeit umkehren

Frühere Studien konnten zeigen, dass Cannabiskonsum die männliche Fruchtbarkeit stark beeinflussen kann. Bislang war jedoch unklar, ob die Auswirkungen dauerhaft sind. Jetzt hat eine experimentelle Studie an Rhesusaffen gezeigt, dass das Absetzen von Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) diese Effekte zumindest teilweise umkehren kann. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in Fertility and Sterility publiziert. 1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Cannabis setzt Zeugungsfähigkeit von Männern vorübergehend herab
Bei Kinderwunsch sollten Männer auf den Konsum von Cannabis zumindest für eine gewisse Zeit verzichten. (Foto: Sirirak Kaewgorn | Dreamstime.com)

Redaktion: Dr. Nina Mörsch

THC-Verzicht für mindestens vier Monate

Männer, die sich mitten in der Familienplanung befinden, sollten für mindestens vier Monate keine Cannabisprodukte zu sich nehmen, lautet die Empfehlung von Wissenschaftlern der Oregon Health & Science University. Dazu verabreichten Forschende um Jamie Lo sechs Makaken THC in progressiven Dosen über einen Zeitraum von etwa sieben Monaten, wobei sie speziell auf Veränderungen des Hodens sowie auf die Quantität und Qualität ihrer Spermien achteten. 

Abnahme des Hodenvolumens um mehr als die Hälfte

Die THC-Exposition der Rhesusaffen verursachte laut der Studienautoren eine deutliche Verringerung ihrer Hodengröße. Bei jeder Erhöhung der THC-Dosis um 1 mg/7 kg pro Tag kam es zu einer signifikanten Abnahme des Gesamtvolumens der Hoden auf beiden Seiten um 12,6 cm3, was einer Abnahme des Volumens um 59 Prozent entspricht. Bei THC-Abstinenz stieg das Gesamtvolumen der Hoden im Verlauf von vier Monaten wieder an, erreichte aber mit 73 Prozent nicht wieder die ursprüngliche Hodengröße.

In ähnlicher Weise kam es bei THC-Exposition zu einer signifikanten Abnahme des mittleren Gesamttestosteron- und Östradiolspiegels und zu einem signifikanten Anstieg des follikelstimulierenden Hormon-Spiegels (FSH) in der Hypophyse, was für eine zentralnervöse Störung spricht, so die Studienautoren. Mit steigender THC-Dosis nahm ebenfalls die Menge des flüssigen Samenergusses und das Gewichts des Ejakulats ab. Auch diese Prozesse waren umkehrbar. So kam es nach Absetzen des THC-Konsums zu einem signifikanten Anstieg des Gesamtserumtestosteronspiegels um 1,3 ng/ml und des Östradiolspiegels um 2,9 pg/ml. Der FSH-Spiegel sank entsprechend um 0,06 ng/ml. 

Konkrete Empfehlungen für junge Männer

„Obwohl weitere Forschung erforderlich ist, um den biologischen Mechanismus dieses Umkehrprozesses vollständig zu verstehen, bietet die Studie ein umfassendes erstes Verständnis über den Nutzen des Absetzens des Cannabis-Konsums im Hinblick auf die Fruchtbarkeit des Mannes“, betonen die Studienautoren. Auch gibt sie einen Einblick in die Mindestdauer der Abstinenz von THC, die erforderlich ist, um die negativen Auswirkungen auf die Spermienproduktion rückgängig zu machen. Dies ermögliche konkretere Empfehlungen für Patienten, die sich in der Familienplanung befinden oder aktiv versuchen, schwanger zu werden.

Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis erschienen.

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