05. Mai 2022
MedEvac: die fliegende Intensivstation der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat auf zwei MedEvac-Flügen mit dem Spezialflugzeug Airbus A310 bislang 32 verletzte Personen und zwölf Begleitpersonen nach Deutschland gebracht – darunter mehrere verletzte Kinder. Die ukrainischen Patienten wurden in Polen aufgenommen. Ein Blick hinter die Kulissen.1–3
Lesedauer: 2,5 Minuten
Autor: Michael van den Heuvel, Redaktion: Marie Fahrenhold
Was verbirgt sich hinter der A310 MedEvac?
MedEvac steht für Medical Evacuation. Zum Einsatz kommt der Airbus A310, ein zweistrahliges Großraumflugzeug des europäischen Flugzeugherstellers Airbus.
Es wurde zu einer fliegenden Intensivstation ausgebaut und ist von Köln-Wahn aus innerhalb von 24 Stunden startklar, um Erkrankte oder Verletzte auszufliegen. Das Flugzeug hat als weitere Besonderheit ein großes, seitliches Ladetor. Die insgesamt 4 Flugzeuge dieses Typs können innerhalb weniger Tage umgebaut werden; sie lassen sich auch als Tanker oder als Passagier- bzw. Truppentransporter nutzen. Darüber hinaus stehen der Bundeswehr mehrere A400M- und A319-Flugzeuge für den Patiententransport zur Verfügung.
Welche Kapazität hat das Flugzeug?
Das Flugzeug kann insgesamt 44 Patienten liegend transportieren, darunter 6 auf Patiententransporteinheiten, die nach intensivmedizinischen Standards ausgestattet sind. Die bis zu 25-köpfige medizinische Crew überwacht und stabilisiert Patienten; sie greift ein, sollte sich der Zustand verschlechtern. Zum Team gehören Fachärzte, Fachpfleger, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter, aber auch ein Fliegerarzt und ein Medizintechniker der Bundeswehr.
Welche medizinische Ausstattung befindet sich an Bord?
Laut Bundeswehr-Angaben besteht jede Intensivtransport-Einheit aus:
- Intensivbeatmungsgerät „Evita 4“
- Transportbeatmungsgerät „Oxylog 3000“
- Multi-Funktions-Monitor „Propaq EL106“
- 2 Dreifach-Spritzenpumpen „Combimat 2000“
- Absaugpumpe „Accuvac“
Zusätzlich sind an Bord:
- 16 Patientenmonitore „Micropaq“
- 1 Blutgasanalysegerät „I-Stat“
- 2 flexible Bronchoskope
- 1 tragbares Ultraschallsystem „SonoSite“
- 6 Patientenwärmesysteme „Barkey“
- 12-Kanal-EKG
- 2 Defibrillatoren
- 16 Dreifach-Spritzenpumpen „Combimat 2000“
- 4 Medumat LifeBase III
- 4 Infusionspumpen „IP 2000“
- 1 Zentralmonitorsystem
- 1 Kühlschrank für medizinische Kühlware
- Medikamente und Spritzen zur Versorgung der Patienten für mindestens 24 Stunden.
Das Kleeblatt-Konzept
Sind Krankenhäuser in der Ukraine oder in Anrainerstaaten überlastet, melden sie dies über ihre Behörden. In Deutschland bearbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entsprechende Anfragen. Es stimmt sich mit der Bundeswehr und mit zivilen Unternehmen der Luftrettung ab, um geeignete Flugzeuge für Intensivtransporte zu bekommen.
Nach der Landung greift der aus Corona-Zeiten bekannte Kleeblatt-Mechanismus zur Verteilung der Patienten auf Krankenhäuser:
- Kleeblatt Nord: Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen, Niedersachsen
- Kleeblatt Ost: Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen
- Kleeblatt West: Nordrhein-Westfalen
- Kleeblatt Südwest: Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg
- Kleeblatt Süd: Bayern
Welche Einsätze gab es vor dem Ukraine-Konflikt?
Einer der größten Einsätze war der Rücktransport von verletzten Deutschen nach dem Tsunami 2004 in Südostasien. Aber auch im Zuge der Corona-Pandemie wurden Patienten aus Italien bzw. aus Frankreich nach Deutschland verlegt. Darüber hinaus hat die Bundeswehr Covid-19-Patienten nach dem „Kleeblatt-Konzept“ innerhalb Deutschlands verteilt.
Dieser Beitrag ist im Original auf Medscape.com erschienen.
- Bundeswehr, Die Luftwaffe unterstützt Verletztentransport, zuletzt zugegriffen am 5.5.2022
- Bundeswehr, Airbus A310 MedEvac, 7.4.2020
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Was ist das Kleeblattkonzept?, zuletzt zugegriffen am 5.5.2022
- Bundesministerium der Verteidigung, Corona-Krise: Freunde stehen zusammen, 29.3.2020
- Bundeswehr, Corona-Hilfe: Patientenlufttransport erfolgreich abgeschlossen, 2.12.2021
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