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Psychiatrie kompakt

17. Feb. 2023
CDC-Report

Sexuelle Gewalt und Depressionen: Rekordwerte unter Teenagerinnen

Mädchen in den USA berichten in nie dagewesener Zahl von sexueller Gewalt. Zudem fühlten sich 57 % von ihnen im Jahr 2021 chronisch traurig oder hoffnungslos, doppelt so viele wie unter Jungen – ein Anstieg um 60 % und der höchste Wert in den vergangenen Jahren.1,2

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit unter Jugendlichen
Dramatischer Anstieg in den vergangenen zehn Jahren (Centers for Disease Control and Prevention)

Autor: Christoph Renninger

Zunahme bei sexueller Gewalt und Vergewaltigungen

In einem aktuellen Report der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wurden Jugendliche zu ihrem Verhalten und ihren Erfahrungen befragt (Youth Risk Behavior Survey https://www.cdc.gov/healthyyouth/data/yrbs/pdf/YRBS_Data-Summary-Trends_Report2023_508.pdf). Bei allen Befragten wurde eine Zahl an mentalen Problemen, Gewalterfahrungen und Suizidgedanken festgestellt. Allerdings waren Mädchen in fast allen Bereichen deutlich stärker betroffen als Jungen (Abb.1).

Der Bericht bestätigt außerdem die anhaltenden und extremen Belastungen für Jugendliche, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell oder noch unsicher identifizieren (LGBQ+). Die Analyse der Daten für das Jahr 2021 von High School-Schülerinnen und -Schülern zeigte, dass die mentale Gesundheit der Jugendlichen sich weiter verschlechtert hat.

Gerade beim Blick auf die Mädchen offenbarte sich eine weite Verbreitung von belastenden Erfahrungen:

Sexuelle Gewalt an Mädchen
Starker Anstieg sexueller Gewalt seit 2017 (Centers for Disease Control and Prevention)
  • Fast jede Dritte (30 %) dachte ernsthaft über einen Suizidversuch nach – ein Anstieg von fast 60 % im Vergleich zum Jahr 2011.
  • Eines von fünf Mädchen (18 %) hatte Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht – eine Zunahme um 20 % seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2017 (Abb.2).
  • Mehr als jede Zehnte (14 %) wurden zum Geschlechtsverkehr gezwungen – im Vergleich zu 2019 ein Anstieg um 27 %, nachdem die Zahl zuvor stets abgenommen hatte.

LGBQ+ besonders betroffen

Jugendliche, die sich nicht als heterosexuell identifizieren, hatten zu mehr als der Hälfte (52 %) kürzlich Probleme mit ihrer mentalen Gesundheit. Besorgniserregend ist die Zahl an Suizidversuchen im Jahr 2021, mehr als jeder Fünfte (22 %) hatte versucht sich das Leben zu nehmen. Vergleichsdaten liegen aufgrund eines veränderten Fragebogens hierzu nicht vor.

Bei der Analyse nach Ethnie zeigten sich hohe und sich verschlechternde Werte für anhaltende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit in allen untersuchten Gruppen. Die berichteten Suizidversuche nahmen unter Schwarzen und Weißen Jugendlichen zu.

Schule als wichtiger Ansatzpunkt

Mehr als 95 % der Jugendlichen in den USA verbringen den Großteil ihres täglichen Lebens in der Schule. „Die High School-Zeit sollte eine Zeit für Entdeckungen, nicht für Traumata sein. Die Daten zeigen, dass Jugendliche viel mehr Unterstützung beim Umgang mit Problemen benötigen“, so Dr. Debra Houry von den CDC.

Fähigkeiten zum Umgang mit mentalen Problemen und mehr Wissen darüber, sollten neben den fachlichen Inhalten an Schulen vermittelt werden. Mentoren, ausgebildetes Lehrpersonal und andere Mitarbeitenden können hierbei eine Unterstützung sein. Die CDC fordern dazu auf, Informationen über Einvernehmlichkeit, Umgang mit Emotionen und die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht zu integrieren.

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