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Praxismanagement

02. Jan. 2023
Die besten Tipps für Praxisleiter

Wie Arztpraxen Energie sparen

Kommunikationsgeräte, Beleuchtung, Klimaanlage, Heizung – Arztpraxen haben ein hohes Potenzial, Energie einzusparen. Bereits mit wenig Aufwand und vermeintlich kleinen Maßnahmen lässt sich viel erreichen. Die wichtigsten Tipps für Praxisinhaber.1–4

Lesedauer: ca. 8 Minuten

Temperaturregler Heizung
Mit bereits 1 °C weniger in den Praxisräumen gelingt es, jährlich mehrere hundert Euro einzusparen. (Foto: © Getty Images / Cris Cantón)

Autorin: Ute Eppinger | Redaktion: Marie Fahrenhold

Mitarbeiter fürs Energiesparen sensibilisieren

Energiesparen ist genau wie Klimaschutz ein Thema für das ganze Team. So können zum Beispiel Verantwortliche aus dem Praxispersonal abends darauf achten, dass alle Geräte und Lampen ausgeschaltet sowie Fenster geschlossen sind.

Es gibt Arbeitgeber, die Mitarbeiter für ihr Engagement zum Klimaschutz mit Prämien belohnen. Anlässe sind zum Beispiel das Erreichen von definierten Einsparungen oder Belohnungen für pfiffige neue Ideen rund um Klimaschutz und Energieeinsparung. In manchen Betrieben gibt es bereits eine Klimabeauftragte oder einen Klimabeauftragten, die oder der die Umsetzung der Maßnahmen im Blick hat und koordiniert.

Das Thema ist wichtiger denn je: Enorm steigende Kosten für Gas, Energie und Strom könnten auch Arztpraxen betriebswirtschaftlich unter Druck setzen. Und: Der Klimawandel wird mittlerweile als größte globale Gesundheitsbedrohung unserer Zeit angesehen. Der Virchowbund hat 2020 eine kleine Checkliste „Nachhaltige Praxis“ veröffentlicht.

Die wichtigsten Tipps auf einen Blick

Um Energie zu sparen, lohnt sich ein umfassender Blick auf technische Möglichkeiten, Energiefresser aufzuspüren – und auszutauschen: 

  • Kauf eines Strommessgeräts, um herauszufinden, welches die Stromfresser in der Praxis sind
  • PC und elektrische Geräte herunterfahren, statt auf Stand-by setzen
  • nur Kühlschränke und Server über Nacht am Netz lassen
  • medizinische Geräte nur vollständig beladen in Betrieb nehmen
  • herkömmliche Beleuchtung gegen LED-Lampen austauschen
  • Bewegungsmelder oder Tageslichtsensoren mit Dimmfunktion in Räumen einbauen, die wenig genutzt werden
  • Zeitschaltung in Zirkulationsleitungen für Warmwasser anbringen lassen
  • Raumtemperatur mittels Thermostaten nach Arbeitsschluss absenken
  • Einbau von Kontaktschaltern, die bei geöffnetem Fenster die Heizleistung drosseln
  • Austausch älterer Geräte mit niedriger Energieeffizienz, neue Geräte sind weniger energieintensiv.

So lassen sich die Heizkosten reduzieren

Mit bereits 1 Grad weniger in den Praxisräumen gelingt es, jährlich mehrere 100 Euro einzusparen. Sie sollten prüfen, ob weitere Maßnahmen infrage kommen, um bei den Heizkosten zu sparen:

  • Heizkörper dürfen nicht mit Gegenständen, Möbeln oder Geräten zugestellt sein.
  • Nicht alle Praxisräume müssen auf Wohlfühltemperatur beheizt werden. In selten genutzten Bereichen reicht eine niedrige Raumtemperatur.
  • Für die Frischluftzufuhr ist Stoßlüften effizienter und sparsamer als das Kippen der Fenster.
  • Sind die Heizkörper mit modernen, programmierbaren Thermostaten ausgestattet? Nachtabsenkung und integrierte Zeitschaltuhren helfen beim Sparen. Nachts und am Wochenende muss die Praxis nicht auf Wohlfühltemperatur beheizt sein.
  • Regelmäßige Heizungswartungen, Einstellung auf Winter-/Sommerbetrieb, Austausch von nichteffizienten Komponenten, Entlüften der Heizkörper, Wasserstand und -druck kontrollieren, durchgeführt von einem Fachmann für Energietechnik. Gegebenenfalls sollte man mit dem Vermieter über notwendige Wartungs- oder Modernisierungsmaßnahmen sprechen.
  • Zeitschaltuhr für die Warmwasserpumpe – die ständige Betriebsbereitschaft kostet viel Energie und nachts oder am Wochenende ist eine Warmwasser-Bereitung nicht unbedingt notwendig. 

Energiesparende Leuchtmittel einsetzen

Nahezu die Hälfte der Stromkosten wird durch die Beleuchtung der Praxis verursacht. Deswegen liegt hier oft das größte Einsparpotential. Nicht ohne Grund ist der Verkauf von Glühlampen inzwischen untersagt. Man sollte prüfen, ob noch alte Glühbirnen im Einsatz sind und diese durch stromsparende LED-Leuchtmittel ersetzen. Aufgrund der langen Lebensdauer und dem niedrigeren Energieverbrauch amortisieren sich LED-Leuchten innerhalb sehr kurzer Zeit.

Weitere Möglichkeiten die Praxis energiesparend zu beleuchten: 

  • Dimmbare Beleuchtung mit tageslichterkennenden Sensoren
  • Elektronische Vorschaltgeräte (EVG)
  • Bewegungsmelder in wenig genutzten Praxisbereichen
  • Praxisräume in hellen Wand- und Bodenfarben halten
  • Einsatz von LED-Untersuchungsleuchten; diese gewährleisten eine optimale Ausleuchtung bei niedriger Wärmeentwicklung und geringem Verbrauch.

Medizinische Geräte und PCs prüfen

Medizinische Geräte im Stand-by-Modus, Praxiscomputer oder Router im Dauerbetrieb, veraltete Medikamentenkühlschränke oder Autoklaven mit schlechter Effizienzklasse – all das kann die Stromrechnung unnötig in die Höhe treiben. Viele kleine Maßnahmen, die keinerlei Einschränkungen verursachen, bewirken in der Summe hohe Ersparnisse:

  • Praxiscomputer auf Energiesparmodus einstellen und Ruhemodus des Monitors statt Bildschirmschoner nutzen.
  • Steckerleisten mit Netzschalter einsetzen, die Elektrogeräte nach Arbeitsende vom Stromnetz trennen.
  • Alle Lichter löschen nach Feierabend
  • Bei Autoklav, RDG und Spülmaschine ECO-Programme verwenden und die Geräte nur vollständig beladen anschalten. 
  • Der Medikamentenkühlschrank verbraucht viel Strom? Dann lohnt und amortisiert sich ein Austausch durch ein Gerät mit hoher Energieeffizienzklasse. 
  • Für Ultraschallgeräte, EKG-Geräte und Auflichtmikroskope gibt es keine Einsparmöglichkeiten, da sie nur während der Nutzung eingeschaltet sind.

Ineffiziente Geräte, Instrumente oder Heizungen austauschen 

Die BAZ weist darauf hin, dass die Erneuerung ineffizienter Geräte, Instrumente, Leuchten oder auch Heizungen signifikante Einsparungen bei den Energiekosten bringt. Praxiseigentümer können außerdem auf umweltbewusstere Energien wie Photovoltaik umsteigen oder Außenwände dämmen lassen.

Eine Wärmepumpe kann eine alte Gasheizung ersetzen und bis zu 30% Energie sparen, bei alten Ölheizungen sogar noch mehr. Die Anschaffungskosten betragen je nach Wärmequelle ca. 15.000 bis 30.000 Euro. Wenn sich diese Ausgabe nicht rechnet, können verschiedene Heizmodelle auch gemietet werden. Der Energiedienstleister übernimmt Bereitstellung, Installation und Wartung. Der Praxisinhaber zahlt eine feste monatliche Pauschale sowie den Energieverbrauch.

Allerdings befindet sich der größte Anteil der gewerblichen Praxen in gemieteten Räumen, für die Mieter bei Heizung, Warmwasser oder energetischen Gebäudesanierungen auf die Zusammenarbeit mit ihrem Vermieter angewiesen sind. Mieter sollten bei hohen Energiekosten auf den Austausch von Beleuchtung, medizinischen Geräten und Ausstattung setzen. Ein wichtiger Aspekt zur Energieoptimierung bilden auch Klima- und Lüftungsanlagen, die durch regelmäßige Anpassung, Wartung und Reinigung bis zu 30% Einsparpotenzial aufweisen.

Zu Energie-Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen

Einzelpraxen und Praxisgemeinschaften können sich mit anderen gewerblichen Verbrauchern wie Apotheken, Therapeuten oder Laboren und sogar branchenfremden Unternehmen zu einer Energie-Einkaufsgemeinschaft zusammenschließen. Sie schneiden damit günstiger ab als mit einem individuellen Tarif. Stromanbieter berechnen Abnehmern mit größerer Nachfragemenge niedrigere Preise als einzelnen Endverbrauchern.

Zu den bekannteren Energie-Einkaufsgemeinschaften gehören E-Optimum, Ampere und Wattline. Die Beschaffungsmodelle sind nicht überall gleich. Manche Gemeinschaften wie verhandeln mit Versorgern bundesweit ein- bis dreijährige Rahmenverträge zu fixen Konditionen. Andere kümmern sich zudem selbst um den Energieeinkauf an den Handelsplätzen.

Laut arzt-wirtschaft.de können Arztpraxen durch die Mitgliedschaft in einer Energie-Einkaufsgemeinschaft bis zu 15% gegenüber dem langlaufenden Festpreis direkt bei einem örtlichen Energieversorger sparen. Aktuell allerdings seien solche Ersparnisse auch für die besten Energiebeschaffer wegen der explodierenden Preise und wirtschaftspolitischen Unsicherheit im Markt unmöglich zu erzielen. Denn die seit Herbst 2021 steigenden Großhandelspreise sind infolge des Ukraine-Krieges noch mal deutlich gestiegen.

Der Virchowbund weist darauf hin, dass Mitglieder ganz einfach Teil einer solchen Einkaufsgemeinschaft werden könnten. Diese verhandele laufend die besten Strom- und Gaspreise für die Verbandsmitglieder und gebe das 1 zu 1 weiter.

Energieberatung in Anspruch nehmen

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale berät kostenlos per Telefon oder online und in den Beratungsstellen. Darüber hinaus ist eine Energieberatung vor Ort eine Investition, die sich lohnt. Ein En­er­gieeffizienz-Berater unter­sucht vor Ort alle Energie­ver­braucher und gibt anschließend Tipps und Lösungs­vorschläge. Auß­er­dem betrachtet er auch die Wirt­schaft­lichkeit einer Maßnahme: Nicht alles, was Energie spart, ist in einer Arztpraxis auch sinnvoll. Wenn größere Investitionen anfallen, sollte sich die Maßnahme nach spätestens drei bis sechs Jahren rechnen.

Die Energieberatung dauert in der Regel zwei Werktage: Am ersten Tag ist der Energieberater vor Ort, am 2. Tag wird dann ein Sanierungs-Fahrplan und ein Abschluss­be­richt erstellt, in denen dargestellt ist, welche Maßnahme sich wie schnell amortisiert. Auch über die Förder­möglich­keiten wird aufgeklärt. Gut zu wissen: Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bezuschusst fachgerechte Energieberatungen. Das Honorar für einen Energieeffizienzberater beträgt ca. 1.600 Euro. Die KfW übernimmt davon bis zu 80%, sodass Sie lediglich 320 Euro selbst zahlen.

Telemedizin-Sprechstunden und E-Bikes statt Praxis-PKW

Auch mit der Einführung von Telemedizin-Sprechstunden lassen sich Kosten für Heizung oder Klimaanlage sparen – und jede Menge Spritkosten bei Patienten. Hohe Tankkosten lassen sich durch die Nutzung von Fahrrädern senken, zumal E-Bikes und Pedelecs bei Entfernungen bis zu 10 km das schnellste Fortbewegungsmittel im Stadtverkehr sind. Verschiedene ambulante Pflegedienste haben längst das Rad als Alternative zum Kleinwagen entdeckt. In der Stadt entfallen der Stress im Stau und die lästige Parkplatzsuche. Nur bei Regen sind die öffentlichen Verkehrsmittel wohl doch die bessere Lösung. Der Steuerberater kann über die steuerlichen Vorteile von Dienstfahrrädern informieren.

Sparen durch Vergleichen und Wechseln des Anbieters

Wer den Anbieter wechselt, kann eine Menge Geld sparen, so der Virchowbund und rät zum regelmäßigen Wechselt des Anbieters. Allerdings sei die Wechselbereitschaft der Deutschen bei Strom- und Gas eher gering. Anbieter locken Neukunden meist mit Tarifen, die vor allem im ersten Jahr günstig sind. Wer sich rechtzeitig nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit nach einem anderen Anbieter umsehe und als Neukunde einen Tarif abschließe, könne viel sparen. Der Virchowbund weist darauf hin, dass Energieeinkaufsgemeinschaften auch beim Energie-Anbieterwechsel unterstützen.

Den Stromanbieter zu wechseln ist einfach und ohne Risiko möglich. Man spart damit Energiekosten, schont die Umwelt – wenn man Ökostrom nutzt – und leistet einen Beitrag zu mehr Wettbewerb im Strommarkt, schreibt die Verbraucherzentrale. Auf folgende Punkte sollten Praxisinhaber achten:

  • Beim Wechseln des Stromanbieters keine zu lange Laufzeit vereinbaren, nicht länger als ein Jahr.
  • Die Kündigungsfrist sollte nicht mehr als 1 Monat betragen.
  • Angebote mit extrem niedrigen Strompreisen vermeiden, die Preise sind möglicherweise nicht kostendeckend kalkuliert.
  • Vorsicht bei Festpreisangeboten.

Keine Vorauszahlungen leisten, im Fall einer Insolvenz des Anbieters verliert man sonst Geld.

Ein Smart Meter erwerben

Der Virchowbund empfiehlt, sich ein Smart Meter zuzulegen. Mit dem Gerät ist es möglich, alle Verbrauchsdaten graphisch darzustellen, zu analysieren und auszuwerten. Ein Smart Meter besteht aus 2 Elementen: einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, das die Datenübertragung ermöglicht.

Das intelligente Messsystem ermittelt den Stromverbrauch, speichert und verarbeitet die Daten. Der Messstellenbetreiber baut die neuen Stromzähler ein, wartet sie und übermittelt die Daten an den Stromversorger und den Netzbetreiber. So könnten in Zukunft auf Wunsch elektrische Geräte in einem Smart Home automatisch an- oder ausgeschaltet werden, schreibt die Verbraucherzentrale. Das könne sinnvoll sein, wenn Strom zu manchen Tageszeiten günstiger angeboten wird als zu anderen.

Die Geräte helfen nicht nur, um die eigene Stromnutzung je nach Tageszeit anzupassen, sondern auch, diese aktiv zu steuern. So leisten Smart Meter auch einen kleinen Beitrag zur Klimaneutralität. Ein Smart Meter kostet mehr als der analoge Zähler, maximal 20 Euro/Jahr. Gesetzlich definierte Preisobergrenzen sollen zudem die Kosten für Smart Meter regeln.

Energieeffizienz-Management und Energie-Audit

Energieeffizienz spart Geld. In jeder Arztpraxis lassen sich diese Einsparungspotentiale durch eine professionelle Energiedaten-Erfassung aufdecken. Das zeigt, welche Maßnahmen tatsächlich effektiv sind. Der Virchowbund rät zu einem Energieaudit nach DIN EN 16247 als Grundlage für die Einführung weiterführender Energieeffizienz-Maßnahmen. Der TÜV Süd weist darauf hin, dass kleine und mittlere Unternehmen über ein Energieaudit ihren Energieverbrauch und ihre Energiekosten senken können und darüber von einer steuerlichen Entlastung nach § 55 EnergieStG bzw. § 10 StromStG profitieren.

Dieser Beitrag ist im Original auf Medscape.com erschienen.

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