Schwer krank als Praxisarzt: Droht das Praxis-Aus?
Was passiert, wenn eine plötzliche Erkrankung einen Arzt aus dem Praxisalltag reißt? Der Virchowbund gibt Tipps, was zu tun ist.
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Ein Arzt fragt im coliquio-Forum seine Kollegen um Rat in folgender Situation:
„Gerade erfuhr ich, dass ich eine langdauernde chirurgische Behandlung und später Chemotherapie evtl. Bestrahlung brauchen werde. Ich werde damit aus volllaufendem Praxisbetrieb herausgerissen. Die laufenden Kosten bleiben erhalten. Was kann ich tun?“
Das sagt der Virchowbund
Von heute auf morgen schwer krank – dieses Schicksal kann jeden Arzt und jede Ärztin treffen. Niemand setzt sich gerne mit der Möglichkeit einer schweren Erkrankung oder eines plötzlichen Todes auseinander. Dennoch ist es nötig. Denn nur, wenn Sie Vorsorge getroffen haben, stellen Sie sicher, dass die Praxis ggf. durch einen Vertreter weiterlaufen kann, Konten nicht gesperrt werden, Miete und Gehälter bezahlt werden können und die Familie sowie die Mitarbeiter abgesichert sind.
1. Für Vertretung sorgen
Auch im Krankheitsfall müssen Vertragsärzte die medizinische Versorgung der Patienten sicherstellen. Der ärztliche Not- und Bereitschaftsdienst übernimmt nur in den sprechstundenfreien Zeiten. Sie müssen daher eine Vertretung in der Umgebung organisieren. Das gilt auch für angestellte Ärzte.
Wenn die Vertretung länger als eine Woche dauert, muss sie der Kassenärztlichen Vereinigung gemeldet werden. Eine Genehmigung für die Vertretung brauchen Sie nur, wenn diese länger als 3 Monate innerhalb von 12 Monaten dauert.
Ist absehbar, dass Sie für längere Zeit Ihren Pflichten als Vertragsarzt nicht nachkommen können, sollten Sie darüber nachdenken, Ihre Zulassung ruhend zu stellen.
Die Praxisinfo „Vertretung in der Praxis“ des Virchowbundes beantwortet alle häufigen Fragen rund um die Vertretung und die damit verbundene Haftung. Mitglieder im Virchowbund können sich außerdem kostenlos rechtlich beraten lassen.
2. Praxisausfallversicherung in Erwägung ziehen
Bei Selbstständigen kann als Ergänzung zur Krankentagegeldversicherung auch der Abschluss einer Praxisausfallversicherung sinnvoll sein. Sie ersetzt den entgangenen Betriebsgewinn und den Aufwand an fortlaufenden Kosten (Gehälter, Miete, Steuern), wenn der normale Betrieb infolge von Krankheit, Unfall oder Quarantäne gestört oder unterbrochen wird. Auch die Kosten für einen Vertreters werden häufig getragen.
Wie sinnvoll der Abschluss einer Praxisausfallversicherung ist, muss im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Eine qualifizierte Beratung ist dringend nötig. Mitglieder im Virchowbund profitieren dabei von der Kooperation mit dem Versicherer Ecclesia med. Dadurch sind in einigen Bereichen Konditionen möglich, die nicht auf dem freien Markt erhältlich sind.
3. Vorsorge per Notfallordner
Sorgen Sie unbedingt auch für den Fall vor, dass Sie von jetzt auf gleich ausfallen und nicht mehr als Ansprechpartner für Ihre Angehörigen und ggf. Praxispartner zur Verfügung stehen. Wesentlich hierfür ist das Zusammenstellen eines Notfallordners, der Informationen zu folgenden Themen enthalten sollte:
- Mitgliedschaft bei Ärztekammer, Kassenärztlichen Vereinigung und Versorgungswerk
- Private Vorsorge und Absicherungen wie z. B. Lebensversicherung
- Versicherungen der Praxis und private Versicherungen
- Sonstige Verträge wie Abos, Leasingverträge etc.
- Mitgliedschaft in Verbänden und Vereinen, beruflich und privat
- Immobilienverzeichnis
- Mietvertrag für Wohnung und Praxis
- Mitarbeiterverzeichnis mit Tätigkeitsbeschreibung
- Kontaktdaten der Angehörigen
- Dienstleister im Notfall, z. B. Anwalt und Steuerberater
- Aufbewahrung wichtiger Passwörter
Damit Ihr Praxispartner oder Ihre Angehörigen handlungsfähig bleiben und insbesondere die Praxis durch einen Vertreter weitergeführt werden kann, sollten im Notfallordner auch folgende Dokumente (ggf. in Kopie) aufbewahrt sein:
- Testament
- Vorsorgevollmacht
- Patientenverfügung
- Betreuungsvollmacht
- Unternehmensvollmacht
- Bankvollmachten für die Geschäfts- und Privatkonten
Wer beizeiten Ordnung in die Dokumente bringt, erspart Angehörigen und Mitarbeitern möglicherweise viel unnötiges Chaos in einer ohnehin belastenden Situation.

Mehr über den Virchowbund: Virchowbund-Mitglieder erhalten automatisch Zugriff auf über 80 Muster-Verträge und Praxisinfos und sparen so Zeit und Geld im Praxisalltag. Kostenlose Rechtsberatung ist im Mitgliedsbeitrag ebenfalls inklusive. Hier erfahren Sie, wie sich die Mitgliedschaft im Virchowbund für Sie lohnt.
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