Titelbild von Praxismanagement
Logo von Praxismanagement

Praxismanagement

04. Apr. 2022
Lust auf Veränderung

55 Jahre und jetzt? 3 Szenarien für Praxisärzte, die sich verändern wollen

Die Erfahrung zeigt, dass mit etwa Mitte 50 für viele Niedergelassene ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Wer Lust auf Veränderung hat, überlegt dann oft auch, sich beruflich zu verändern. Hans-Joachim Schade erläutert verschiedene Szenarien, die Ärztinnen und Ärzte haben.

Lesedauer: ca. 3 Minuten

In-Artikel Bild

Der folgende Beitrag wird vertreten von der Anwaltskanzlei Broglie & Schade. Redaktion: Sebastian Schmidt

Mit 55 Jahren erwägen viele erfolgreiche Ärztinnen und Ärzte in Selbstständigkeit eine Veränderung in ihrem Berufsleben. Die Aufbauphase der Praxis ist vollendet. Kredite sind abbezahlt. Die Arbeitsbelastung ist jedoch oft groß und auch im Familienleben ändern sich dann nochmal die Prioritäten. Zudem lockt das Finanzamt mit einem Freibetrag für den Erlös beim Praxisverkauf. Doch damit nicht genug.

Seit über 2 Jahren prägt Corona nun den ärztlichen Alltag. Hinzu kommt das Dauerbrennerthema Telematik-Infrastruktur. Nun überlagern Ukrainekrieg, Flüchtende aus Osteuropa, Energiekrise, Inflation und Personalengpässe den Diskurs. Zeitgleich geraten die schon angespannten öffentlichen Finanzmittel für das Gesundheitswesen weiter unter Druck. Beitragserhöhungen für die GKV-Versicherten und harte Honorarverhandlungen zeichnen sich bereits ab. Kurz: Viele bisher stabil eingeschätzte Vorannahmen implodieren geradezu. Was also tun?

Option Praxisverkauf: Investitionen in Arztpraxen bleiben attraktiv

Die Prognosen für den künftigen Verlauf des wirtschaftlichen Geschehens sind, gelinde gesagt, uneinheitlich. Wegen der Gefahr einer Rezession wird der Zugang zu Geld wohl weiter günstig bleiben. Bei weniger Anlagemöglichkeiten auf dem Aktienmarkt, wird das Gesundheitswesen für Kapitalanleger weiter ein sicherer Hafen für Investitionen und stabile Renditen sein. Die gute Nachricht lautet also: Die Praxisverkaufspreise werden vermutlich weiter hoch bleiben. Dennoch werden investitionswillige Akteure in einigen Fällen erstmal abwarten. Diese Entwicklungen im Hinterkopf, gilt es die Vor- und Nachteile für den ärztlichen Alltag zu bedenken, die mit einer Veränderung einhergehen.

Über den Autoren:
In-Artikel Bild

Hans-Joachim A. Schade ist Fachanwalt für Medizinrecht und Wirtschaftsmediator von der Rechtsanwaltskanzlei “Broglie, Schade & Partner GbR” mit den Sitzen in Wiesbaden, Berlin und München.

Option Anstellung: Weniger Verantwortung, weniger Gestaltungsfreiraum

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind daran gewöhnt, frei und spontan über ihre Finanzen zu verfügen, sei es für neue Praxistechnik oder Personal zur Entlastung oder Expansion. Sind Sie bereits diese Gestaltungsfreiheit aufzugeben? Für jede Anschaffung, Reparatur, Ablaufmodifikation im Praxisalltag müssen angestellte Führungskräfte schließlich die Regeln aus vorheriger Budgetplanung und Beantragung über die zuständigen Stellen einhalten. Je stärker dabei die personelle Kontinuität und das Vertrauensverhältnis zu den betriebswirtschaftlichen Mitentscheidern ist, desto höher die Arbeitszufriendenheit der ärztlichen Führungskräfte. Ein Manko für den Aufbau des Vertrauensverhältnisses: bei den großen privaten Krankenhausketten und Investoren-MVZ ist ein ständiger Wechsel der kaufmännischen Geschäftsführer alle 2 Jahre zu beobachten. Das gilt es bei einer Verkaufsabsicht zu berücksichtigen.

Option Fusion: Gemeinsam ist man stärker, wenn die Kommunikation stimmt

Eine zeitliche Entlastung, Kostensenkung oder Expansion kann auch durch den Zusammenschluss mit Kollegenpraxen entstehen. Wichtig ist dann jedoch – gleichzeitig mit der Fusion – konkret die Bedingungen für den künftigen Ausstieg festzulegen. Ob diese Rahmenbedingungen in 10 Jahren auch tatsächlich eintreten oder den Arztkollegen als Anteilserwerbern gesundheitlich etwas geschieht, ist schwer abzusichern.

Abwägung zwischen Sicherheit heute und künftiger Gestaltungsfreiheit

Je genauer und konkreter ein selbstständiger Arzt ab 55 Jahren seine Optionen abwägt, desto eher ergibt sich für ihn die richtige Entscheidung. Die Erfahrung zeigt, dass es lohnt in diesen Prozess auch Ehepartner, Familie und Praxiskollegen miteinzubinden. Mein Tipp: Notieren Sie sich Ihre Überlegungen, bedenken Sie emotionale Belange, haben Sie juristische Aspekte im Blick und visualisieren Sie mögliche Zukunftsszenarien.

Online-Seminar: Lust auf Veränderung ab 55 Jahren

Die Rechtsanwaltskanzlei „Broglie, Schade & Partner GbR” veranstaltet am 06. April 2022 von 18 bis 19.30 Uhr ein Online-Seminar für alle Ärztinnen und Ärzte, die weiterarbeiten möchten, noch etwas Neues vorhaben und Entlastung in der Praxis suchen.
Das Online-Seminar zeigt 3 Szenarien auf:

  • Entlastung durch Anstellung oder Partnerschaft?
  • Entlastung durch Verkauf der Praxis, des Praxisanteils?
  • Fusion mit anderen Praxen
In-Artikel Bild
Quellen anzeigen
Impressum anzeigen