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18. Jan. 2023

Energiekosten: 16.000 Praxen in Existenznot?

Die Energiekrise macht auch vor der ambulanten medizinischen Versorgung nicht halt: Mehr als 90 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sowie Heilberufler berichten von spürbaren Auswirkungen in ihren Praxen. Das zeigt eine Umfrage der Stiftung Gesundheit.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Heizungsthermostat
Eine häufig umgesetzte Maßnahme, um in Praxen die steigenden Energiekosten zu bewältigen, ist die Senkung der Raumtemperatur. (Foto: © Getty Images / Aitor Diago)

Dieser Beitrag beruht auf einer Pressmitteilung der Stiftung Gesundheit. Redaktion: Marc Fröhling

Krise bringt Praxen in Existenznot

Auf die Frage nach den Auswirkungen der Energiepreissteigerungen gaben mehr als die Hälfte (52,6%) der Praxisinhaberinnen und -inhaber an, diese in erträglichem Maße zu spüren. Weitere 34,4 Prozent der Praxen beschreiben in der Befragung die Auswirkungen als erheblich, 4,5 Prozent sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Lediglich 8,6% der Befragten gaben an, die Auswirkungen der Preissteigerungen nicht zu spüren. „Hochgerechnet auf die Gesamtheit der befragten Berufsgruppen würden somit derzeit etwa 16.000 Praxen akut um ihre Existenz bangen“, sagt Forschungsleiter Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann. „Sollte es zu Praxisschließungen in dieser Größenordnung kommen, wären die Folgen gerade in strukturschwachen Gebieten deutlich zu spüren.“

Auswirkungen der Energiepreissteigerungen auf Praxen
Abb. 1: Auswirkungen der Energiepreissteigerungen auf Praxen in Deutschland; n= 1.706. (© Stiftung Gesundheit)
Auswirkungen der Energiepreissteigerungen auf Praxen
Abb. 1: Auswirkungen der Energiepreissteigerungen auf Praxen in Deutschland; n= 1.706. (© Stiftung Gesundheit)

Gegenmaßnahmen: Temperatur senken, Verbrauch überwachen, Geräte abschalten

Um die steigenden Kosten bewältigen zu können, senken 70,4 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und Heilberuflerinnen und Heilberufler die Raumtemperatur in ihren Praxen. 65,2 Prozent überwachen vermehrt den Strom- und Gasverbrauch, und 53,4 Prozent sparen Energie, indem sie vorhandene Geräte nicht nutzen. Um die Energiekosten bezahlen zu können, verschiebt zudem ein Drittel der betroffenen Praxen geplante Anschaffungen. Ein knappes Drittel der Responder muss zudem bereits an finanzielle Rücklagen gehen.

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Kürzungen bei Leistungen und Personal

In vielen Fällen reicht dies aber nicht aus: Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte sowie Heilberuflerinnen und Heilberufler berichten, dass sie wichtige Kurse oder Leistungen wie Hausbesuche aus Kostengründen nicht mehr anbieten können. Andere verkürzen die Öffnungszeiten ihrer Praxen. 7,2 Prozent gaben an, dass sie Personal entlassen mussten oder kurz vor diesem Schritt stehen, um die gestiegenen Energiekosten zu kompensieren.

Unterstützung für ambulante Praxen nötig

„Dass Praxen durch Energiepreissteigerungen in eine existenzbedrohliche Situation geraten ist problematisch, denn sie sind essentiell für eine flächendeckende, rundum verfügbare und vergleichsweise günstige Versorgung der Bevölkerung“, so Prof. Dr. Dr. Obermann. Er rät zu konkreten Maßnahmen, um die ambulanten Praxen zu unterstützen: „Diese wichtigen Strukturen durch unkontrollierte Energiekosten zu gefährden wäre gesundheitspolitisch nicht sinnvoll.“

Die Befragung der Stiftung Gesundheit erfolgte im Rahmen eines Online-Fragebogens im Zeitraum 5. bis 13. Dezember 2022. 1.706 Leistungserbringer nahmen daran teil. Die Antwortquote lag bei 6,4 Prozent. Weitere Ergebnisse und Details zur Umfrage finden Sie hier.

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