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Praxismanagement

28. Dez. 2022
Ärzte-Finanzcheck

Wo liegt Ihre Fachgruppe?

Die EBM-Änderungen zum 1. April 2020 und das zweite Jahr der Corona-Pandemie zeigen deutliche Auswirkungen auf das ärztliche Honorar. Welche Fachgebiete den Gewinn steigern konnten und wer Verluste hinnehmen musste, können Sie hier interaktiv testen.

Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Die grundversorgenden Fachgebiete hatten pandemiebedingten Patientenzulauf. Andere verzeichneten hingegen einen deutlichen Fallzahlrückgang. (Foto: © Getty Images / Kinga Krzeminska)

Autor: Bernd Rebmann | Redaktion: Marina Urbanietz

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Nicht alle konnten von Nachholeffekten profitieren

Das Jahr 2021 war noch deutlich von dem Pandemiegeschehen geprägt. Die Leistungsinanspruchnahme war sehr fachgruppenspezifisch und abhängig von der Lockdown-Phase zwischen Januar und Mai.

Die grundversorgenden Fachgebiete hatten pandemiebedingten Patientenzulauf. Sie konnten Behandlungen und Impfungen abrechnen, allerdings nicht mehr extrabudgetär wie noch 2020. Die zusätzliche extrabudgetäre Vergütung aus dem TSVG (ab 1.4.2020) spielte in die Einnahmen hinein.

Andere Fachgebiete verzeichneten hingegen einen deutlichen Fallzahlrückgang, der sich erst mit dem Ende des Lockdowns im Mai verlangsamte.

Nach der Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) stieg in 2021 die Gesamtfallzahl aller Fachgruppen gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 um 0,9% an. Es gab keine gleichmäßigen Nachholeffekte von Leistungen, die während der Pandemie ausgesetzt oder verschoben wurden.

Bis Ende 2021 galt der Coronaschutzschirm, der die Honorareinbußen aufgrund des Fallzahlenrückgangs im Rahmen der Morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) ausglich. In 2020 wurden auch die extrabudgetären Honorarverluste ausgeglichen.

Hinzu kamen Kostensteigerungen durch Hygienemaßnahmen, teilweise auch Praxisschließungen wegen Erkrankung des Personals. Insgesamt erlebten die Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber das Jahr 2021 sehr unterschiedlich.

Interaktiv testen: Wo liegt Ihre Fachrichtung?

Radiologen aus der Spitzenposition verdrängt

Die Spitzenposition nimmt die Nephrologie sowohl in Ost- (+33,9%) als auch in Westdeutschland (+37%) ein. Coronabedingt gingen die Hämodialysen um 2% zum Vergleichsjahr 2019 zurück, im Gegenzug stiegen die Peritonealdialysen um 4,7% an.

Die Pathologie hatte coronabedingt viel zu tun und rutschte aus dem Mittelfeld auf den 2. Platz, obwohl der Gewinn um 2% (West) und 4,7% (Ost) sank.

Die Radiologie hatte deutlich weniger Patienten (-4,7%) mit Bildgebung ggü. 2019 zu versorgen und wurde ins Mittelfeld verdrängt.

Gewinnen konnte die Gastroenterologie auf dem 3. Rang (+13,5% West und 11,2% Ost), weil die Vorsorgekoloskopien nachgeholt wurden. Sie stiegen im Bertachtungsjahr ggü. 2019 um 4,3% an.

In den westdeutschen Bundesländern folgen auf den Rängen 4 bis 8:

  • Nuklearmedizin mit 304.000 Euro (+0,8%)
  • Augenheilkunde mit 297.000 Euro (-1,3%)
  • Kardiologie mit 294.000 Euro (+10,3%)
  • Pneumologie mit 290.000 Euro (+14%)

In den ostdeutschen Bundesländern:

  • Pneumologie mit 274.000 Euro (+12,7%)
  • Kardiologie mit 273.000 Euro (+8,6%)
  • Radiologie mit 259.000 Euro (+0,5%)
  • Augenheilkunde mit 253.000 Euro (-4,7%)

Gewinne im zweistelligen Prozentbereich

Im Mittelfeld fallen prozentuale Gewinnsteigerungen in der Größenordnung von mehr als 20% auf. Diese sind überwiegend durch die Behandlung von Covid-19-Patienten bedingt.
Hinsichtlich des absoluten Gewinns zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland.

So liegt die Innere Medizin (ohne Schwerpunkt) mit 251.000 Euro (+29%) in Westdeutschland und 207.000 Euro (+25,9%) im Osten jeweils auf Rang 11.

Die Innere Medizin in der hausärztlichen Versorgung hatte mit einem Gewinn von 212.000 Euro (+26,9%) im Osten auf Rang 9 die Nase vorn. Im Westen landeten sie mit einem Gewinn von 206.000 Euro (+21,7%) auf Rang 17.

Aufgeholt haben die Fachgebiete Hämatologie/Onkologie mit 232.000 Euro Gewinn (+24%) auf Rang 12 im Westen und 210.000 Euro (+27%) auf Rang 10 im Osten.

Rückgang ambulanter Operationen schmälert den Gewinn

Die operativen Fachgruppen hatten pandemiebedingt Rückgänge zu verzeichnen, weil weniger Operationen durchgeführt wurden. Die Chirurgie landete mit einem Gewinnrückgang von 7,2% im Westen auf Rang 23 und mit 11,1% im Osten auf Rang 24.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei der Neurochirurgie mit einem Rückgang des Gewinns um 9,9% (West, Rang 24) bzw. 14,7% im Osten auf Rang 23.

Hohe Kosten belasten Praxen zusätzlich

Zudem hatten die Praxen teilweise hohe Aufwendungen für zusätzliche Hygienemaßnahmen. Die PKV und Berufsgenossenschaften hatten für die zusätzlichen Hygieneaufwendungen in 2021 ihren Zuschlag um rund 2 Euro je Behandlung reduziert. Erst in 2022 werden die Hygienekosten in der GKV über die Anhebung der Versicherten- bzw. Konsultationspauschale um 2 Punkte vergütet.

2023 sollte der Fokus auf der Kosten- und Liquiditätsplanung liegen

Auch wenn die steigenden Energie- und Heizkosten für die Arztpraxen zunächst von dem bundesweit aufgelegten Hilfspaket abgemildert werden, gilt es die Kostensituation und die Liquidität der Praxis im Blick zu behalten. Über www.guided-medicus.de können Sie dies jederzeit für Ihre Praxis bewerten und rechtzeitig gegensteuern.

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