
5 häufige Hautkrankheiten: Blickdiagnose & Therapie
Mehr als 20 Prozent aller Erkrankungen in einer Allgemeinarztpraxis betreffen die Haut. Prof. Dr. Markus Braun-Falco, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, erläutert hier, wie Sie die wichtigsten Hautkrankheiten schnell erkennen und effizient therapieren können.
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, der im Rahmen des 5. Forums: Die Hausarztpraxis im Fokus in München vorgestellt wurde. Redaktionelle Aufbereitung: Kai Breuing, Marina Urbanietz, coliquio-Redaktion.
1. Atopische Dermatitis


Mit einer Prävalenz von 15 bis 20 Prozent sind Ekzemkrankheiten die häufigsten dermatologischen Fälle. Weit verbreitet ist dabei das atopische Ekzem (Abb. 1). Als Therapie der ersten Wahl neben der Optimierung einer rückfettenden Hautpflege gelten die topischen Glukokortikosteroide.
Die folgende Tabelle listet die häufig verwendeten Wirkstoffe nach Wirkklassen von I (schwach) bis IV (stark) (nach Niedner) und nach dem jeweiligen Risiko/Nutzen Profil (therapeutischer Index) auf.
Steroid | Niedner-Stärke | Therapeutischer Index |
---|---|---|
Hydrocortison 0,5/1% | I | 1 |
Triamcinolonacetonid | II | 1,06 |
Hydrocortisonbutyrat-/buteprat | II | 1,4 |
Methylprednisolonaceponat | II | 2 |
Prednicarbat | II | 2 |
Betamethasonvalerat | III | 1,2 |
Fluticason | III | 2 |
Mometasonfuroat | III | 2 |
Clobetasolpropionat | IV | 1,5 |
Tabelle 1. Topische Glukokortikosteroide – Einteilung (modifiziert nach Braun-Falco M.).
Nach Milderung der Entzündungssymptome kann man alternativ zu den Steroiden mit den Calcineurin-Inhibitoren behandeln:
- Tacrolimus 0,03% und 0,1% Salbe
- Pimecrolimus Creme
Grundlagen: Einteilung nach Körperregionen
Bei der Wahl der Dermatika spielen neben den Wirkstoffen auch die Grundlagen eine wichtige Rolle. Die folgende Übersichtstabelle zeigt, welche Grundlagen für welche Hautregionen bzw. Krankheitsintensität geeignet sind, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Grundlage | Körperregion |
---|---|
Alkohol; Schaum | Kopfhaut, Ohren |
Schüttelmixtur/Lotion | Akute Dermatitis |
Gel | Akute Dermatitis |
Creme (Öl/W-Emulsion) | Akute Dermatitis, Gesicht |
Salbe (W/Öl-Emulsion) | Chronische Ekzeme |
Lipophile Gels | Chronische Ekzeme |
Fettsalbe | Hyperkeratotische Ekzeme |
Puder; Paste | Intertriginös |
Tabelle 2. Einteilung von Grundlagen nach Körperregionen (modifiziert nach Braun-Falco M.).
Für alle Grundlagen gilt: Je größer der Fettanteil und je kleiner der Wasseranteil, desto besser eignen sie sich für den Einsatz bei chronischen Entzündungen.
2. Mikrobielles Ekzem


Im Fall einer Staphylokokken-Besiedlung, wie dies typischer Weise bei mikrobiellem Ekzem der Fall ist (Abb. 2), aber auch häufig bei andere Ekzemformen auftritt, ist eine antiseptische Therapie erforderlich. Prof. Dr. Braun-Falco empfiehlt hierfür folgende drei Ansätze:
Farbstoffe: Methylrosaniliniumchlorid 0,1%/0,5%-Lösung (NRF 11.69) oder Wässrige Eosin-Dinatrium-Lösung 0,5%/1%/2% (NRF 11.95) können in Apotheken entsprechend bestellt werden. Bei der Applikation auf die betroffene Stelle werden die feuchten Areale ausgetrocknet und die Keimflora neutralisiert. Nach einer kurzen Antrocknungsphase kann eine Steroid-haltiges Externum darüber gecremt werden.
Antiseptikum: Prof. Dr. Braun-Falco empfiehlt Triclosan (1-3%) oder aber auch Antibiotika-Glukokortikoid-Kombi-Präparate (Fusidinsäure/Betamethason; Gentamicin/Betamethason (ab 1.LJ); Oxytetracyclin/Hydrocortison).
„Fett-feuchte Behandlung“: Ebenfalls empfehlenswert ist bei solchen Entzündungen eine sogenannte „Fett-feuchte Behandlung“. Hierfür wird ein Feuchtumschlag mit einer fett-feuchten Salbengrundlage um die betroffene Stelle gemacht.
3. Akne


80 bis 90 Prozent aller Jugendlichen leiden unter Akne vulgaris, wobei mindestens 10 Prozent der Betroffen einen Arzt aufsuchen. Dabei ist das klassische Leitsymptom die Ausbildung von Komedonen auf fettiger Haut, nachfolgend die Entstehung von Papulopusteln (Abb. 3a).
Folgende Optionen stehen in der aktuellen topischen Akne-Therapie zur Verfügung:
- Antibiotika (Erythromycin, Clindamycin)
- Azelainsäure 15% Gel/20% Creme, vor allem bei Jugendlichen mit schwach ausgeprägter Akne zu empfehlen.
- Benzoylperoxid 2,5-5-10%
- Vitamin-A-Säure-Derivate (Tretinoin, Isotretinoin, Adapalen)
- Kombinationsprodukte (Adapalen + Benzoylperoxid 2,5%; Tretinoin + Clindamycin; Clindamycin + Benzoylperoxid 5%; Isotretinoin + Erythromycin; Erythromycin + Zinkacetat)


Bei schweren Fällen von Akne mit ausgeprägten Papulopusteln, Abszessen und Neigung zu narbigem Abheilen ist eine systemische Therapie indiziert:
- Antibiotika (Minocyclin, Doxycyclin, Tetracyclin, Makrolide)
- Kontrazeptiva vom Antiandrogentyp
- Isotretinoin /13-cis-Retinsäure (Cave: Nebenwirkungen, NICHT zusammen mit Tetrazyklinen geben)
4. Rosazea


Bei der Rosazea, einer häufigen Hauterkrankung im Erwachsenenalter, sind die feinen Äderchen an den Wangen erweitet und die Haut ist gerötet (Abb. 4). Immer wieder treten pustelige Knötchen auf. Bei Männern kann es zudem langsam über Jahre zu einer knotigen Verdickung der Nase kommen.
Empfohlene Therapie:
- Ivermectin 1% Creme
- Metronidazol 0,75% Creme/Gel
- Fettarme Gesicht-/Sonnencremes
- Meidung von UV-Exposition
- Meidung scharfer/heißer Gerichte/Getränke
- Brimonidin 0,5% Gel gegen reaktive Rötungen
5. Schwarzer Hautkrebs
Maligne Melanome können sich „de novo“ auf vorher völlig normaler Haut oder auf dem Boden eines vorher existierenden Nävuszellnävus entwickeln. Beim malignen Melanom sind die therapeutischen Möglichkeiten beschränkt. Sicherste Therapie ist die möglichst frühzeitige chirurgische Exzision. Um gutartige Pigmentmale von malignen Melanomen abgrenzen zu können, werden sie nach dem ABCDE-Schema (Melanozytäres Hautkrebsscreening) beurteilt:
Asymmetrie
Begrenzung
Color
Durchmesser
Erhabenheit
Die Abbildung 5a zeigt ein Nävuszellnävus: symmetrisch, homogen, sanft in die normale Haut übergehend. Auf der Abbildung 5b ist dagegen ein Beispiel eines bösartigen Melanoms zu sehen: asymmetrisch, scharf begrenzt, mit unterschiedlichen Farbtönen.




Tipp: Um feinere Differenzierungs- und Strukturmerkmale bei Pigmentherden zu erkennen, empfiehlt Prof. Dr. Braun-Falco die Anschaffung eines Dermatoskops für jede Arztpraxis.
Prof. Dr. Markus Braun-Falco im Gespräch mit coliquio
Erfahren Sie in diesem 3-minütigen Interview unter anderem, welche Medikamente und Kosmetika am häufigsten zu Hautirritationen führen und welche Faktoren bei einer Blickdiagnose die entscheidende Rolle spielen.
Videodauer: 3 Minuten.
Einen Podcast des Interviews können Sie sich hier anhören:

Zur Person: Prof. Dr. med. Markus Braun-Falco ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie. Er war sechs Jahre lang Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München, bevor er 2015 Das Dermatologie Zentrum Braun-Falco gegründet hat. Folgen Sie Prof. Dr. Braun-Falco hier.
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