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Pädiatrie kompakt

02. März 2023
Red Flags

Vaginale Blutung bei kleinen Mädchen: 7 Alarmsymptome

Eine vaginale Blutung bei einem präpubertären Mädchen unter 10 Jahren schürt Ängste bei den Angehörigen und sollte immer sorgfältig abgeklärt werden. Gynäkologinnen aus Melbourne, Australien, haben 32 dieser seltenen Fälle ausgewertet und „red flags“ herausgearbeitet.1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Vaginale Blutungen bei kleinen Mädchen
(Foto: Evgenyatamanenko | Dreamstime.com)

Autorin: Maria Weiß / Redaktion: Dr. Nina Mörsch

Vaginale Blutungen bei Kindern vor Einsetzen der Pubertät können zahlreiche Ursachen haben und stellen eine diagnostische Herausforderung dar. Entsprechende Leitlinien zum Management fehlen bisher.

Die retrospektive Fallserie von Natalie Drewer vom Royal Children's Hospital Melbourne schloss 32 Fälle aus den Jahren 2018 und 2019 ein. Die Mädchen waren zwischen 5 Tagen und 9,6 Jahren alt (im Mittel 5,5 Jahre). Bei 19 wurde eine Beckensonographie durchgeführt, bei 15 eine Laboruntersuchung und bei 9 eine Vaginoskopie (in 4 Fällen mit Biopsie).

In zwei Fällen handelte es sich um Neugeborene mit etwas Blut in der Windel, was auf den mütterlichen Hormonentzug zurückgeführt wurde und keiner weiteren Abklärung bedurfte.

Häufigster Grund: Vulvovaginitis

Als häufigster Grund für die Blutung wurde eine Vulvovaginitis festgestellt (12 Fälle, 37,5 %). Die Blutungen waren hier häufiger nur gering ausgeprägt und die Betroffenen klagten zumeist zusätzlich über Juckreiz im Bereich der Vulva.

Eine vorzeitige Pubertät wurde auf Grundlage des Hormonbefundes und des Nachweises von Brustgewebe bei 5 betroffenen Mädchen diagnostiziert. Bei einem Kind (1,5 Jahre) entpuppte sich ein Hypophysentumor als Ursache der vorzeitigen Pubertät. In 2 Fällen wurden spontane dominante Follikel nachgewiesen und in 2 weiteren ein vaginaler Fremdkörper entdeckt (in beiden Fällen Toilettenpapier, einmal mit Vulvovaginitis).

In 2 Fällen wurde ein sexueller Missbrauch aufgedeckt. Dies betraf ein Kleinkind (1,2 Jahre) mit schwerer vaginaler Verletzung und starker Blutung mit Hb-Abfall und ein 6-jähriges Mädchen mit Gonorrhoe.

Bei jeweils einem Fall lag ein Urethralprolaps, ein Lichen sclerosus und ein vaginales Rhabdomyosarkom vor. Das einjährige Kind mit dem Rhabdomyosarkom zeigte zusätzlich einen vorfallende vaginalen Tumor, Wachstumsstörungen und Schwierigkeiten beim Füttern. Bei einem Kind war die vaginale Blutung im Rahmen eines Polytraumas nach Sturz aus 2 m Höhe aufgetreten. In 4 Fällen fand sich keine Erklärung für die Blutung, was etwas weniger ist als in bisherigen Fallserien.

7 Red Flags

Abgeleitet von den Fällen könnten folgende Befunde „red flags“ für schwerwiegende, behandlungsbedürftige Ursachen sein:

  • Wiederholte Episoden vaginaler Blutungen
  • Schwere vaginale Blutungen
  • Zusätzliche Allgemeinsymptome
  • Nachweis einer vorzeitigen Brustentwicklung
  • Übermäßiger vaginaler Ausfluss
  • Auffälligkeiten bei der Genitaluntersuchung
  • Nachweis eines Abdominaltumors

Limitationen

Als Limitation geben die Autorinnen an, dass es sich um eine retrospektive Untersuchung handelte und die Krankenakten möglicherweise nicht immer vollständig waren. Zudem ist ihre Einrichtung ein spezialisiertes Tertiärzentrum, in dem möglicherweise eher die schwereren Fälle vorgestellt werden.

 

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