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Pädiatrie kompakt

22. Aug. 2023

Darmverschluss durch Zauberperlen aus dem Bastelladen

In Bastelgeschäften gibt es neuerdings sogenannte „Aquabeads“ in vielen Farben, mit denen sich bunte Bilder gestalten lassen. Für Säuglinge und Kleinkinder können die „Zauberperlen“ schnell zur tödlichen Gefahr werden, wie der Fall eines 10 Monate alten Säuglings zeigt.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Aquabeads - "Zauberperlen"
„Aquabeads“ - tödliche Gefahr aus dem Bastelladen? (Foto: © Getty Images / Henadzi Pechan)

Autorin: Maria Weiss | Redaktion: Marc Fröhling

Bei den Aquabeads handelt es sich um kleine bunte Polyacrylamid-Kügelchen mit einem Durchmesser von weniger als 1 cm. Nach dem Legen eines Bildes werden sie mit Wasser besprüht, dadurch vergrößern sie ihr Volumen auf bis zu 5 cm und die Teile kleben nach dem Trocknen zusammen. Durch die bunten Farben und die Textur ähneln sie Süßigkeiten, was kleine Kinder dazu verleiten kann, sie zu essen.

Säugling mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber

Radiologen vom Cooperman Barnabas Medical Center aus Livingston, USA; berichten von einem 10 Monate alten Säugling, der mit Bachschmerzen, galligem Erbrechen und Fieber in die Notaufnahme gebracht wurde. Er verweigerte das Stillen und wurde immer apathischer – die Untersuchungen ergaben eine Tachykardie und eine metabolische Azidose. Im Röntgenbild deuteten aufgeblähte Darmschlingen auf einen Darmverschluss, in späten Kontrastmittelaufnahmen zeigte sich ein stark erweiterter, kontrastmittelgefüllter Dünndarm, der an der Ileozökalklappe abrupt abgeschnitten war.

Aufgequollener Aquabead im Lumen des Dünndarms

Bei der daraufhin durchgeführten explorativen Laparotomie sah man einen kugelförmigen Fremdkörper im Lumen des Dünndarms, der zu einer Darmischämie geführt hat und sich als aufgequollener Aquabead erwies. Es mussten 7 cm ischämischer Darm entfernt werden und es wurde eine primäre Anastomose durchgeführt. Der postoperative Verlauf war komplikationslos.

„Zauberperlen“ sind röntgendurchlässig

Da der kindliche Dünndarmdurchmesser nur 2,5 cm beträgt, können aufquellende Perlen mit 5 cm Durchmesser leicht zur Gefahr werden. Bei kleinen Kindern mit entsprechender Symptomatik wie Bauchschmerzen und Erbrechen sollte immer auch an die Digestion solcher „Zauberperlen“ aus dem Bastelgeschäft gedacht werden, die leider röntgendurchlässig sind und auf einfachen Röntgenaufnahmen nicht erkannt werden.

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