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Pädiatrie kompakt

20. Juli 2022
Aufklärungskampagne zur Diabetes-Früherkennung im Kindesalter

Über diese 4 Warnzeichen sollten Sie Eltern informieren

Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme und andauernde Müdigkeit – das sind die 4 Warnzeichen, die Eltern und Betreuungspersonen Minderjähriger kennen sollten. Dies hat sich die Aufklärungskampagne zur Früherkennung des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichender auf die Fahnen geschrieben. Innerhalb der letzten 2 Jahre wurden so bereits über 2 Millionen Eltern von mehr als 6.300 Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten über die Ursachen und Gefahren von Diabetes Typ 1 aufgeklärt. 1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Info-Flyer zu Warnzeichen Diabetes bei Kindern
Info-Flyer zu Warnzeichen Diabetes bei Kindern

Redaktion: Alisa Ort

Ketoazidosen verhindern

Ziel der gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) initiierten Aufklärungskampagne ist es, einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung, der sogenannten diabetischen Ketoazidose (DKA), bei Kindern entgegenzuwirken und so Langzeitschäden zu verhindern. Denn häufig erfahren diese jungen Patientinnen und Patienten erst auf diesem Wege von ihrer Diabeteserkrankung. Während der Coronapandemie haben sich die Ketoazidose-Fallzahlen sogar verdoppelt.2 Die Expertinnen und Experten fordern die Ärzteschaft daher weiterhin dazu auf, Eltern aktiv über Diabetes zu informieren.

Aufklärung im Rahmen der U6 und U7a

„Wir freuen uns, dass die uns sehr am Herzen liegende Kampagne eine solche Aufmerksamkeit bekommt und seitens Ärzte- und Elternschaft so gut angenommen wird“, begrüßt DDG-Präsident Professor Dr. med. Andreas Neu, Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Kinderklinik Tübingen. Das entsprechende Infomaterial erhalten die Eltern während der ärztlichen Aufklärungsgespräche im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U6 und U7a sowie der Schuleingangsuntersuchungen. „Es ist wichtig, dass wir Eltern über die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter aktiv informieren, um sie für das Thema mehr zu sensibilisieren“, so Prof. Neu.

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen die vier wichtigen Warnzeichen für eine Diabeteserkrankung:

  • ständiger Durst,
  • häufiges Wasserlassen,
  • Gewichtsabnahme und
  • andauernde Müdigkeit.

„Stellen Eltern oder auch Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer hier Auffälligkeiten fest, sollte schnellstmöglich eine kinderdiabetologische Praxis aufgesucht werden“, rät Prof. Neu. „Leider werden solche Hinweise oft zu spät erkannt und das Kind kann aufgrund von Insulinmangel in eine diabetischen Ketoazidose (DKA) rutschen“, betont der Experte. Insbesondere während der Lockdowns in der Pandemie sei es vermehrt zu Ketoazidosen gekommen. Eine DKA äußert sich durch verstärkten Harndrang, Übelkeit oder Erbrechen, beschleunigte Atmung und einen säuerlichen Azetongeruch des Atems. „In diesem Fall ist eine sofortige notärztliche Betreuung angezeigt, da es sonst zu einem diabetischen Koma und schlimmstenfalls zum Tode kommen kann“, warnt Prof. Neu.

Infomaterial auch als Download verfügbar

Die Kampagne konnte die Aufmerksamkeit für Diabetes in Familien steigern. „Viele Eltern waren meist erstaunt oder sogar erschrocken darüber, dass ein Diabetes mellitus bereits in so jungem Alter auftreten kann“, berichtet PD Dr. Thomas Kapellen, Vorsitzender der AGPD. Die meisten seien dankbar für diese Information. Auch die Ärzteschaft unterstützt diese Kampagne tatkräftig: „Über den BVKJ Shop haben wir bereits über 2 Millionen Flyer an insgesamt 6.300 Arztpraxen versendet und zunehmend laden Kolleginnen und Kollegen das Infomaterial auf der Homepage herunter. Die Resonanz ist also sehr zufriedenstellend“, so Dr. Kapellen. Erfreulich sei auch, dass sich viele Gesundheitsämter an der Aktion beteiligten.

Zudem haben die Eltern eines kürzlich an Diabetes Typ 1 erkrankten Kindes ihre Unterstützung angeboten und machen nun mithilfe eines Silo-Lastwagens auf die Diabetes-Warnzeichen aufmerksam. „Eine wundervolle Aktion, die die Kampagne im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen bringt“, begrüßt Prof. Neu diesen unverhofften Einsatz.

Die Initiatorinnen und Initiatoren rufen weiterhin dazu auf, Eltern vermehrt über die Ursachen und Gefahren eines Diabetes im Kindesalter zu informieren. „Nur so können wir den in den letzten Jahren gestiegenen DKA-Zahlen entgegenwirken und schwere Gesundheitsrisiken für Heranwachsende minimieren“, erklärt Prof. Neu. „Denn je früher ein Diabetes erkannt wird, desto weniger Folgeschäden drohen und desto besser verläuft die Stoffwechseleinstellung im Langzeitverlauf.“

Quellen
  1. Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft
  2. Kamrath C et al. Ketoacidosis in Children and Adolescents With Newly Diagnosed Type 1 Diabetes During the COVID-19 Pandemic in Germany. JAMA 2020;324(8):801-4

Bild: diabetes-kinder.de

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