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Pädiatrie kompakt

01. Apr. 2020

Covid-19 bei Kindern und Neugeborenen

Kinder können sich auch mit SARS-CoV-2 infizieren. Da die Erkrankung jedoch meist mild verläuft, wird sie leicht übersehen. Chinesische Wissenschaftler berichten nun auch von infizierten Neugeborenen.1-3

Lesedauer: ca. 3 Minuten

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Redaktion: Maria Weiß

In den ersten aus China gelieferten Statistiken lag der Anteil von Kindern bei bestätigten Covid-19-Fällen unter einem Prozent. Dies war eher ungewöhnlich, da Kinder eigentlich besonders anfällig für Atemwegsinfektionen sind und auch eher als Erwachsene mit hohem Fieber reagieren. Möglicherweise wurden die Infektionen aber auch häufiger übersehen, da Kinder in der Regel keine prädisponierenden Faktoren für schwere Verläufe wie Diabetes Hypertonie oder Herzerkrankungen aufweisen.

Ärzte aus Ningbo und Wenzhou in der Küstenprovinz Zhejiang haben bei ihren Patienten offensichtlich genauer hingesehen. Von 661 Covid-19-Patienten, die in der Region in drei Kliniken betreut wurden, waren 36 (5 %) zwischen 1 und 16 Jahren alt (im Mittel 8,3 Jahre, 64 % Jungen). Die Übertragung erfolgte in den meisten Fällen durch engen Kontakt mit infizierten Familienmitgliedern (89 %).

Fieber und trockener Husten als häufigste Symptome

Die häufigsten Symptome bei Aufnahme waren Fieber (36 %) und trockener Husten (19 %). Andere typische Symptome von Atemwegserkrankungen wie Halsschmerzen, Rötung des Rachens, Dyspnoe oder Tachypnoe sowie Erbrechen und Durchfall wurden dagegen selten beobachtet. Keines der Kinder hatte neurologische Symptome oder Anzeichen einer Leber- oder Nierenschädigung. Ein Viertel der Kinder war total asymptomatisch und nur bei Kontaktuntersuchungen aufgefallen.

Jedes zweite Kind radiologische Pneumonie

Im CT zeigte sich bei 19 Kindern (53 %) das typische Bild einer Pneumonie mit multiplen oder fleckigen Verschattungen oder Milchglasinfiltrate. 11 von ihnen hatten auch Fieber oder trockenen Husten – bei acht war die Pneumonie in der Bildgebung das einzige Symptom.

Trotz der milden oder fehlenden Symptomatik entschloss man sich bei allen Kindern zu einer Therapie mit Interferon-alfa-Aerosolen (2x täglich). Zusätzlich erhielten 14 Kinder (39 %) Lopinavir-Ritonavir-Sirup und 6 (17 %) Sauerstoff. Eine künstliche Beatmung war in keinem Fall notwendig. 

Das Fieber hielt im Mittel drei Tage an und die Pneumonie besserte sich in der Bildgebung nach 4-10 Tagen. Nach im Mittel zehn Tagen war keine Virus-DNA im Abstrich mehr nachweisbar und alle Kinder konnten nach 14-tägiger Quarantäne wieder vollständig gesund entlassen werden.

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Covid-Informationen für Kinder
Damit auch Ihre kleinen Patienten erfahren können, was es mit dem neuartigen Coronavirus auf sich hat, steht Ihnen hier ein Informationsdokument zum Ausdrucken für Kinder zu Verfügung.

Nachweis von SARS-CoV-2 bei drei Neugeborenen

Ebenfalls aus China wurden erste Infektionen bei Neugeborenen berichtet. Die Neugeborenen von 33 Müttern, die während der Schwangerschaft an Covid-19 erkrankt waren, wurden nach der Geburt getestet. Bei drei der Kinder fiel der Test auf SARS-CoV-2 positiv aus – bei 30 negativ.

Zwei der drei positiv getesteten Kinder, die alle per Kaiserschnitt zur Welt kamen, wiesen nur leichte Symptome wie Lethargie und Fieber auf, obwohl radiologisch eine Pneumonie vorlag. Die Kinder wurden schnell wieder gesund und schon nach sechs Tage war bei beiden Kindern der Test wieder negativ.

Das dritte positiv getestete Neugeborene entwickelt dagegen ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS). Dieses Kind war schon in der 31 Schwangerschaftswoche durch fetalen Distress aufgefallen und frühzeitig per Kaiserschnitt zur Welt geholt worden. Trotz ungünstiger Apgarwerte in den ersten zehn Minuten, einer Pneumonie und einer vermuteten Sepsis erholte sich auch dieses Kind innerhalb von 14 Tagen wieder vollständig und der Virustest war bereits nach sieben Tagen wieder negativ.

Unklar bleibt, ob sich die Kinder bereits vor der Geburt im Mutterleib infiziert haben, da die Tests frühestens zwei Tage nach der Geburt durchgeführt wurden. Eine Ansteckung durch das Personal halten die Autoren für ausgeschlossen.  

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