Mythen über Krebs sind weit verbreitet
Ist Krebs vererbbar, schadet bereits geringer Tabakkonsum und wirkt sich Alkohol positiv auf das Krebsrisiko aus? Eine französische Studie untersuchte, wie es um das Wissen über Krebs bestellt ist.1,2
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Autorin: Marine Cygler | Redaktion: Christoph Renninger
Regelmäßige Umfrage zeigt Unwissenheit
An der Umfrage des Institut National du Cancer (INCa) und Santé publique France, die seit 2005 alle 5 Jahre durchgeführt wird, haben fast 5000 Menschen zwischen 18 und 85 Jahren teilgenommen. Nun wurden die Ergebnisse für das Jahr 2021 veröffentlicht.² Die Ergebnisse zeigen die Veränderungen in den vergangenen Jahren und wie schwierig es ist, falsche Annahmen aufzuklären.
So waren 67, 7% der Befragten der Überzeugung, das Krebs eine Erbkrankheit sei. Verstärkt wird dies nach Ansicht der Herausgeber durch die alltägliche medizinische Praxis, bei der Anamnese nach Krebserkrankungen in der Familie zu fragen. Bei vielen Menschen besteht Unklarheit darüber, dass Risikogene vererbt werden können, jedoch nicht die Krebserkrankung an sich. Präventionsmaßnahmen werden oft aus Unwissenheit abgelehnt, da Betroffene angeblich nichts gegen die Vererbung tun könnten.
Dauer oder Menge: Was ist schädlicher?
Unter den befragten Raucherinnen und Rauchern waren etwa 41 % der Ansicht, die Länge des Zeitraums des Rauchens das Risiko an Krebs zu erkranken beeinflusst. 58,1 % hingegen dachten, dass die Zahl der gerauchten Zigaretten pro Tag der entscheidende Faktor sei. Die französischen Experten stellen jedoch klar, dass eine längere Exposition von karzinogenen Substanzen weitaus gefährlicher ist.
Bereits gelegentlicher Tabakkonsum erhöht die Mortalität. Dennoch gaben die Befragten im Durchschnitt 9,2 Zigaretten am Tag als Grenzwert für ein erhöhtes Risiko an. Zudem waren sie durchschnittlich der Ansicht, dass nach 13,4 Jahren des Rauchens Auswirkungen auf Krebserkrankungen zu erwarten sind.
Das waren nicht die einzigen falschen Annahmen zum Rauchen. Etwa ein Drittel stimmte der Aussage zu, dass Rauchen nur Krebs auslöse, wenn stark und über einen langen Zeitraum geraucht werde. 43,3 % stimmten zu, dass Luftverschmutzung schädlicher sei als Tabakkonsum, 54,6 % meinen durch körperliche Aktivität die Lungen von Tabak reinigen zu können und sogar 61,6 % dachten, dass Rauchende die Entwicklung von Krebs verhindert können, wenn sie zur richtigen Zeit aufhören.
Übergewicht: Der unbekannte Risikofaktor
Die Ernährung und Übergewicht zählen zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Krebs, nach Rauchen und Alkoholkonsum. Doch nur 30% der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern war dies bewusst. Bei der Frage nach Risikofaktoren wurden insgesamt 12.558, jedoch nur 100-mal wurde das Gewicht genannt. Die Autorenschaft des Reports hält fest, dass es hier noch an Informationen für die Öffentlichkeit mangelt.
Auch beim Blick auf UV-Strahlen und ihren Einfluss auf das Hautkrebsrisiko gibt es noch Unwissenheit. Jeder Fünfte hält den Besuch eines Solariums für weniger schädlich als die natürliche Sonnenstrahlung.
Hingegen wurden vermeintliche Risikofaktoren, für die es keine wissenschaftliche Evidenz gibt, wesentlich häufiger genannt, insbesondere psychologische Faktoren. Es gibt jedoch keine Hinweise, dass traumatische Erfahrungen, Alltagsstress oder die Unfähigkeit Gefühle auszudrücken sich auf das Risiko einer Krebserkrankungen auswirken, wie viele Menschen annehmen.
Alkoholkonsum ohne Risiko?
Acht von zehn glaubten, konträr zur wissenschaftliche Faktenlage, dass manche Leute ihr ganzes Leben große Mengen Alkohol trinken könnten, ohne jemals Krebs zu entwickeln. Die negativen Effekte von Alkohol auf die Gesundheit waren bei vielen nicht bekannt.
Alkohol ist jedoch die zweithäufigste vermeidbare Ursache für eine Krebserkrankung, dies wusste jedoch nur ein Drittel der Befragten. 23,5 % meinten sogar, dass es zur Krebsprävention besser sei ein Glas Wein zu trinken als ganz auf Alkohol zu verzichten.
Dieser Artikel ist im Original erschienen bei Medscape French Edition.