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Onkologie kompakt

16. März 2023

Krebs bei Trans- und diversgeschlechtlichen Personen

Transgender- oder diversgeschlechtliche Personen haben oftmals besondere Herausforderungen, auch in der Gesundheitsversorgung. Wirkt sich dies auch auf das Krebsrisiko und die Prognose aus?1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Trans Pride Flagge
Trans Pride Flagge (Foto: Juan Moyano | Dreamstime.com)

Autor: Christoph Renninger

Geschlecht ist Teil der Identität

Bei Transgenderpersonen stimmt die Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein, bei diversgeschlechtlich handelt es sich um einen Sammelbegriff für Menschen, die sich nicht in der männlich-weiblichen Geschlechtsnorm identifizieren.

Der Anteil, an Menschen die sich als Trans identifizieren liegt weltweit bei 0,3-0,5 %, während sich 0,5-4,5% als divers identifizieren, wobei es starke regionale Unterschiede und Kriterien gibt. In vielen Gesellschaften kam es zu einer Dekriminalisierung und Depathologisierung und wachsenden Akzeptanz.

Ein Review in JAMA Oncology https://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/article-abstract/2801294 analysierte nun, wie es um das Krebsrisiko dieser Personen steht. Gerade weil, in der Krebsversorgung häufig binäre, dichotome Strukturen bestehen. Diskriminierung durch Tätige im Gesundheitswesen kann für Transmenschen ein Hindernis für eine rechtzeitige Versorgung darstellen.

Brustkrebsrisiko zwischen Cis-Männern und -Frauen

Eine niederländische Kohortenanalyse untersuchte 2307 Trans-Frauen und 795 Trans-Männer und fand eine Brustkrebshäufigkeit von 4,1 pro 100.000 Personenjahre für Trans-Frauen und 5,9 pro 100.000 Personenjahre bei Trans-Männern, bei mehr als fünf Jahren geschlechtsangleichender Hormontherapie.

Die Inzidenz für Trans-Frauen ist höher als bei Cis-Männern (1,2 pro 100.000 Personenjahren), aber deutlich niedriger als bei Cis-Frauen (155 pro 100.000 Personenjahren). Diese Ergebnisse bestätigten sich auch in einer Analyse in den USA.

Auch manche Hirntumore kommen bei Trans-Frauen häufiger vor als bei Cis-Personen, etwa Prolaktinome und Meningeome. Bei Trans-Männern waren Somatotropinome häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Virusinfektionen und Mortalität

Bei Krebsarten, die mit Virusinfektionen assoziiert sind, gab es für Trans-Personen eine höhere Inzidenz mit Kaposi-Sarkomen, Analkrebs, Rachenkrebs und Leberkarzinome. Das traf sowohl für Trans-Frauen als auch Trans-Männer im Vergleich mit dem jeweiligen Cis-Geschlecht zu.

Beim Blick auf die Mortalität zeigte eine schwedische Kohortenstudie mit 324 Trans-Personen zeigte ein erhöhtes Risiko an einer Neoplasie zu versterben, im Vergleich zur Kontrollbevölkerung. Eine US-Analyse offenbarte eine erhöhte Mortalität für non-Hodgkin-Lymphome, Prostatakrebs und Blasenkrebs im Vergleich mit Cis-Patientinnen und -Patienten.

Risikofaktoren: Rauchen, Trinken, STDs

Werden Risikofaktoren für Krebserkrankungen betrachtet, zeigten sich vergleichbare Raten beim Rauchen zwischen Trans- und Cis-Personen, mit einem etwas höheren Anteil von jüngeren Trans-Menschen und jenen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität Diskriminierung erfahren. Für jeglichen Alkoholkonsum gibt es eine geringere Prävalenz bei Trans-Personen, vor allem auch bei enorm hohen Konsum (Binge Drinking).  

Unterschiede gibt es hingegen bei Infektionen mit HIV. In den USA lag die Prävalenz bei Trans-Personen bei 13,7%, wobei mehr Trans-Frauen als Trans-Männer betroffen sind. Auch HPV-Infektionen scheinen häufiger zu sein, wobei nur wenige Daten hierzu vorliegen. Möglicherweise besteht auch eine Verbindung zwischen einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie und der Entstehung von Krebserkrankungen.

Die Autorinnen und Autoren des Reviews kommen zu dem Schluss, dass Transpersonen bei der Krebsversorgung nicht optimal angesprochen werden. Ungleichheiten und Diskriminierung sollten beendet werden, mit dem Ziel einer Gender-inklusiven Gesundheitsversorgung.

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