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Onkologie kompakt

22. Feb. 2023

Seltene Komplikation nach Brustkrebs-Therapie

Treten nach einer Bestrahlung wegen Brustkrebs spontan Hämatome der Brusthaut auf, sind engmaschige Kontroll-Untersuchungen und bei Persistenz eine dematologische Weiterabklärung notwendig. Anlass der Empfehlung ist die Krankengeschichte einer 80-jährigen Patientin.1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Brustkrebszellen (kolorierte elektronenmikroskopische Aufnahme)
Kolorierte Brustkrebszellen im Elektronenmikroskop (Getty Images / STEVE GSCHMEISSNER/SCIENCE PHOTO LIBRARY)

Autor: Dr. Thomas Kron | Redaktion: Christoph Renninger

Die Patientin und ihre Geschichte

Die Patientin wurde 2012 wegen eines Mamma-Karzinoms im Bereich des äußeren oberen Quadranten der rechten Brust operiert. Das Tumor-Staging ergab: pt1C N0 R0 V0 L0. Die Patientin wurde im selben Jahr mit bestrahlt (Gesamtdosis 56 Gy mit Einzeldosis 2 Gy pro Fraktion). Danach habe die Frau jährlich die Nachsorge-Untersuchungen wahrgenommen. 2020 habe die Patientin bei der mammographischen Kontrolle berichtet, dass ein Jahr zuvor kurz nach einem Bagatelltrauma ein Brusthämatom (rechts) aufgetreten sei.

Die Befunde

Bei der klinischen Untersuchung war nach Angaben der Autoren ein bläuliches Hautareal im Bereich der traumatisierten Stelle zu sehen. Die Mammographie habe keine relevante Befundänderung bei Zustand nach chirurgischem Eingriff und Strahlentherapie ergeben. Auch die sonographische Untersuchung habe keinen auffälligen Befund ergeben.

Im Bereich des bläulichen Areals im unteren äußeren Quadranten rechts sei etwas subkutane Flüssigkeit gesehen worden. Dies sei als „Zustand nach langsam rücklaufendem traumatischem Bluterguss bei thrombozytenaggregationshemmender Therapie eingestuft“ worden. Das Hautareal sei leicht verschieblich gewesen, aber nicht sehr komprimierbar. Eine Elastographie sei nicht durchgeführt worden. 

Verlauf, Diagnose und Therapie

Die klinische Untersuchung und die Mammograpie nach einem weiteren Jahr seien unverändert gewesen. Sonographisch sei allerdings an der rechten Brust „ein morphologisch ähnliches, jedoch volumenprogredientes dermales Areal zu beobachten“ gewesen; das entsprechende bläuliche Hautareal  darüber sei immer noch vorhanden gewesen. Auch bei dieser Kontrollvisite sei der Befund „als Zustand nach Hämatom bei anamnestischem Trauma interpretiert“ worden. 

Einige Monate später sei dann jedoch spontan, ohne Trauma, ein zweiter bläulicher Hautfleck im unteren inneren Quadranten aufgetreten. Daraufhin sei eine Biopsie des Areals vorgenommen worden. Die histologische Untersuchung ergab ein epitheloides Angiosarkom (Zellproliferationsindex Ki67: 80 %). Die Therapie bestand in einer Mastektomie. Eine Chemotherapie habe die Patientin abgelehnt. 

Diskussion

Angiosarkome treten laut Antonio Ruiu und seinen Kollegen etwa vier bis zehn Jahre nach Bestrahlung auf, heute vor allem nach postoperativer Bestrahlung der Mamma. Die kumulative Inzidenz an der Mamma liege bei 0,9 Promille der behandelten Frauen. Der prognostische Nutzen hinsichtlich einer adjuvanten Radiotherapie der Brust übertreffe demnach für den Großteil der Patientinnen dieses Sarkom-Risiko um ein Vielfaches. 

Weitere Risikofaktoren zur Entwicklung eines postradiogenen Sarkoms/ Angiosarkoms könnten ein Lymphödem und unter Umständen auch disponierende Gendefekte sein, etwa von DNA- Reparaturgenen wie BRCA1 und BRCA2. 

Radiologisch ist die Diagnose eines strahleninduzierten Angiosarkoms nach Angaben der Autoren schwierig. Die Metastasierung des Angiosarkoms erfolge fast ausschließlich hämatogen und betreffe Lunge, Pleura, Leber, Knochen, Nebennieren, Gehirn sowie die Thoraxwand. 

Dieser Beitrag ist im Original erschienen bei Univadis.

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