Ernährung und Krebs: Übergewicht, Diät, Tee und Kaffee
Der Zusammenhang zwischen Adipositas und verschiedenen Krebserkrankungen ist bereits länger bekannt. Was gibt es hierzu an neuen Daten? Und was kann dagegen unternommen werden?
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Autor: Christoph Renninger
Übergewicht im Kindesalter, Krebs und Mortalität
Auf dem Onko Update 2023 präsentiere Prof. Dr. Andreas Neubauer, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, eine Publikation in Cancer Communications, in welcher der Zusammenhang zwischen Adipositas in der Kindheit mit dem Risiko für Krebserkrankungen und der Krankheitsbedingten Mortalität untersucht wurde.1,2
In der schwedischen Studie wurden mehr als 36.000 Männer der Jahrgänge 1945 bis 1961 von der Schulzeit an begleitet. Dabei kam es zu 1562 Adipositas-assoziierten Tumordiagnosen und 570 in Folge der Erkrankung.
Lag der BMI bei Kindern und jungen Erwachsenen über 25 kg/m² war die Tumorinzidenz und die Mortalität deutlich erhöht. Die Analyse zeigte, dass insbesondere Adipositas in der Kindheit eine hohe Assoziation mit Krebserkrankungen aufwies.
Neubauer betont daher die Bedeutung Adipositas in der Kindheit zu beachten, da diese weitaus relevanter für das Auftreten Adipositas-assoziierter Tumorerkrankungen sei als bislang gedacht.
Eine frühere Übersichtsarbeit zeigte den globalen Zusammenhang zwischen Adipositas und Krebsinzidenz und -mortalität. Vor allem besteht ein erhöhtes Risiko für das Adenokarzinom des Ösophagus, das Endometriumkarzinom und weitere Tumorerkrankungen. Neben Rauchentwöhnung wären demnach Gewichtsreduktion und körperliche Aktivität die beste Art der Krebsprävention.3
Gewichtsreduktion, aber wie?
In wohl nicht allzu ferner Zukunft wird Übergewicht das Rauchen als wichtigsten Induktor von Krebserkrankungen ablösen. Können Diäten, wie etwa das Intervallfasten dagegen helfen? Eine Studie im New England Journal of Medicine ging der Frage nach, ob neben einer Kalorienrestriktion auch eine zirkadiane Diät Vorteile bei der Gewichtsabnahme bringt.4
In der Studie wurden 139 adipöse Menschen in zwei Gruppen eingeteilt: alleinige oder zirkadiane (Essen nur zwischen 8:00 und 16:00 Uhr) Kalorienreduktion. Über 12 Monate sollten Männer 1500-1800 kcal und Frauen 1200-1500 kcal am Tag essen. 118 Teilnehmende (84,9%) erschienen zum Follow-Up.
Im Median nahmen die Probanden mit der zirkadianen Diät 8 kg Gewicht ab, in der anderen Gruppe waren es 6,3 kg. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant (p=0,11). Auch bei weiteren Endpunkten gab es keine Unterschiede durch den eingeschränkten Essenszeitraum.
Tee und Kaffee zur Krebsprävention?
Wie wirken sich der Konsum von Kaffee und Tee auf das Krebsrisiko aus? Dazu stellte Neubauer zwei aktuelle Studien vor. In einer Analyse der UK Biobank wurden fast eine halbe Million Menschen zwischen 40 und 69 Jahren untersucht. Der berichtete Teetassenkonsum wurde dabei mit dem Überleben korreliert.5
Dabei führten mehr als zwei Tassen (schwarzen) Tee pro Tag zu einem signifikant verbesserten Überleben. Sowohl die Sterblichkeit an Krebs als auch an Herzkreislauferkrankungen war deutlich verringert. Allerdings gibt es einige Unsicherheiten, gerade bei subjektiv berichteten Daten.
Eine Metaanalyse von zwölf prospektiven Kohortenstudien aus dem asiatischen Raum (China, Japan, Korea, Singapur) fand bei ebenfalls mehr als einer halben Million Menschen eine um 28% reduzierte Mortalität, wenn mindestens fünf Tassen Kaffee pro Tag getrunken wurden.6
Auch hier war der Effekt bei kardiovaskulären und Krebserkrankungen sichtbar. Für das Trinken von grünem Tee zeigte sich nur eine Reduktion der Herz-Kreislauf-Mortalität, aber nicht für Krebserkrankungen. Im Gegensatz zur britischen Studie hatte der Konsum von schwarzem Tee keine signifikanten Effekte auf die Sterblichkeit. Ob genetische Hintergründe für die Unterschiede zwischen der asiatischen und der britischen Studie verantwortlich sind, ist unklar.