Titelbild von Medizinische News
Logo von Medizinische News

Medizinische News

Hier finden Sie die wichtigsten Nachrichten aus der Medizin und Gesundheitspolitik – kurz, prägnant und tagesaktuell.
03. Apr. 2023

Telefon-AU: Rufe nach Fortsetzung

Während der Pandemie sollte es vor allem Ansteckungen vermeiden, dass man für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen nicht immer eigens in die Praxis musste - aber praktisch war es auch. Kann es doch so bleiben?

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Frau telefoniert vor Laptop
Die telefonische Krankschreibung hat zur Entlastung von Ärzten und Patienten beigetragen. (Foto: Getty Images / SDI Productions / Symbolbild )

Nach den Erfahrungen der Corona-Krise werden Rufe lauter, Krankschreibungen auf Dauer auch telefonisch und ohne extra Praxisbesuch zu ermöglichen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, sagte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur, dies sei eine wichtige Entlastung für Patienten und Ärzte, die sich bewährt habe. „Wir sollten die Regelung nicht nur fortsetzen, sondern auch jenseits von Atemwegserkrankungen auf weitere akute Beschwerden ausweiten.“ Die Verbraucherzentralen und der Hausärzteverband kritisierten das Ende einer entsprechenden Corona-Sonderregelung und forderten eine dauerhafte Lösung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte der dpa, er halte die telefonische Krankschreibung für sinnvoll. Der SPD-Politiker verwies aber darauf, dass die Entscheidungsbefugnis darüber beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen liege. Lauterbach würde es nach eigener Aussage befürworten, wenn das Ende der Regelung noch einmal überdacht würde.

Die Corona-Sonderregelung bezogen auf leichte Erkältungsbeschwerden lief nur noch bis Freitag. Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte sie seit Ende März 2020 mehrfach verlängert, um unnötige Kontakte zu reduzieren und Corona-Infektionen zu vermeiden. Angesichts der entspannteren Pandemie-Lage läuft die Regelung nun aber aus. Von diesem Samstag an müssen Patientinnen und Patienten wieder in die Praxen gehen, wenn sie Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen brauchen.

Dahmen sagte: „Eltern, die schon kranke Kinder zu Hause haben, sollten die telefonische Krankschreibung standardmäßig nutzen können. Auch auf zusätzliche akute Erkrankungen wie beispielsweise einen Magen-Darm-Infekt oder Endometriose-Patientinnen sollte die Regelung ausgeweitet werden. Die Ampel-Koalition sollte daher eine schnelle und pragmatische Fortsetzung beschließen. „Haus- und Kinderärzte kennen ihre Patienten“, erläuterte der Gesundheitsexperte. Sie könnten telefonisch über eine Krankschreibung entscheiden.

Vom Deutschen Hausärzteverband kam Kritik. „Wer der telefonischen Krankschreibung jetzt den Stecker zieht, gefährdet die Versorgung und nimmt in Kauf, dass die Hausarztpraxen immer weiter unter Druck geraten", sagte die Vize-Vorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag). Weswegen eine Regelung, die in den vergangenen Jahren hervorragend funktioniert habe, jetzt ohne Not gestrichen werden solle, sei nicht nachvollziehbar. Telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen müssten ein fester Bestandteil der Versorgung werden - beispielsweise auch für Patienten mit leichten Magen-Darm-Infekten, die nicht vor Ort behandelt werden müssen.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte, die Konsequenz des vorläufigen Endes der Sonderregelung sei: „Mit Husten und Schnupfnase wieder ab ins übervolle Wartezimmer“. Eine dauerhafte Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung wäre für Arztpraxen wie Patienten eine große Entlastung. Zielgruppe sollten besonders Menschen mit leichten Infekten und mit chronischen Erkrankungen ohne schwere Symptome sein.

Quellen anzeigen
Impressum anzeigen