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31. Okt. 2023
Metaanalyse

Kamillentee & Co: Bei Pflanzenmedizin in der Schwangerschaft Vorsicht geboten

Gerade Schwangere halten sich bei vielen milderen Beschwerden gerne an die vermeintlich ungefährliche Pflanzenmedizin. Auch hier können aber zahlreiche Gefahren lauern, so eine Metaanalyse schottischer Wissenschaftler. 1,2

Kamillentee Schwangerschaft
Kamillentee in der Schwangerschaft scheint laut Metaanalyse keine gute Idee zu sein. (Foto: © iStock.com | 4kodiak)

Lesedauer: ca. 1 Minute

Kamillentee & Co. in der Schwangerschaft: 115 Arbeiten ausgewertet

Die Forscher der Universität Aberdeen sichteten 115 Arbeiten, aus denen sie 74 in die Auswertung einbezogen. Diese lieferten Ergebnisse über 47 phytotherapeutische Produkte. In 31 Studien wurde explizit auf unerwünschte Wirkungen geachtet und über ihre Inzidenz berichtet – in 14 wurden keine Nebeneffekte der Kräuterpräparationen festgestellt. Im folgenden haben wir einige Ergebnisse zu potenziellen Gefahren zusammengefasst.

Mandelöl gegen Dehnungsstreifen

Das Einreiben des Bauches mit Mandelöl zur Vermeidung von Dehnungsstreifen scheint das Risiko für eine Frühgeburt zu verdoppeln.

Himbeerblätter-Tee für leichtere Geburt?

Himbeerblätter-Tee soll eigentlich Muttermund und Beckenboden lockern und dadurch die Geburt erleichtern – Anwenderinnen haben aber eine auf das Dreifache erhöhte Rate an Kaiserschnittgeburten als Schwangere, die auf diesen Tee verzichten.

Lakritz in der Schwangerschaft

Ausgiebiger Lakritzverzehr verdreifacht das Risiko für eine Frühgeburt.

Kamillentee in der Schwangerschaft

Ein hoher Konsum von Kamillentee scheint mit Fehlbildungen des fetalen Ductus arteriosus, erhöhter Frühgeburtsrate, Größen- und Gewichtsreduktion der Neugeborenen sowie Milchstau und erhöhter Milchproduktion assoziiert zu sein.

Kausale Schlüsse bisher nicht möglich

Kausale Schlüsse erlauben die nachgewiesenen Assoziationen nicht – zumal der Grund für die Kräuteranwendung unbekannt ist. Trotzdem raten die Autoren vom Gebrauch kräutermedizinischer Produkte in Schwangerschaft und Stillzeit ab, bis ausreichende Belege für die Sicherheit vorliegen.

Dieser Beitrag wurde ursprünglich im Mai 2019 veröffentlicht und im Oktober 2023 aktualisiert.

Quellen
  1. Muñoz Balbontín et al.: “Herbal Medicinal Product Use During Pregnancy and the Postnatal Period: A Systematic Review“, Obstetrics & Gynecology (2019). 133(5):920–932
  2. Ärzte Zeitung online: „Von Mandelöl über Kamillen- bis Himbeertee – Lieber keine Kräutermedizin für Schwangere!“ 13.05.2019

Titelbild: ©iStock.com/4kodiak

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