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06. Apr. 2022

Lauterbach rudert bei Isolationsregel zurück: „Habe Fehler gemacht“

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Eigentlich sollten Corona-Infizierte ab dem 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung. Der Bundesgesundheitsminister rudert nun zurück – und räumt Fehler ein.1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Lauterbach spricht von falschem und schädlichem Signal

Die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an. „Die Beendigung der Anordnung der Isolation nach Corona-Infektion durch die Gesundheitsämter zugunsten von Freiwilligkeit wäre falsch und wird nicht kommen. Hier habe ich einen Fehler gemacht“, schrieb der SPD-Politiker am Mittwoch auf Twitter. Die geplante Änderung entlaste zwar die Gesundheitsämter. Aber das Signal sei „falsch und schädlich“.

Weiterhin geplant ist verkürzte Isolation von fünf Tagen

Weiter schrieb Lauterbach: „Corona ist keine Erkältung. Daher muss es weiter eine Isolation nach Infektion geben. Angeordnet und kontrolliert durch die Gesundheitsämter.“ Mehr dazu wolle er am Mittwoch offiziell machen. Lauterbach betonte: „Der Fehler lag bei mir und hat nichts mit der FDP oder Lockerung zu tun.“ In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ am späten Dienstagabend hatte Lauterbach bereits angekündigt, dass es die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten nicht geben werde. Bleiben solle aber eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.

Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte der Minister am Montag mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten sollte demnach nur noch „dringend empfohlen“ werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden – für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.

Quarantäne als Kontaktperson in Eigenverantwortung

Lauterbach sagte im ZDF, das wäre zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen. Das Signal aber, dass ein Infizierter selbst über eine Isolation entscheide, sei „so negativ, so verheerend“, dass es an diesem Punkt eine Veränderung geben müsse. Der „symbolische Schaden“, Corona sei nicht gefährlich, sei so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen könne.

„Es bleibt dann dabei, wenn jemand krank ist, also hat sich infiziert, dann ordnet das Gesundheitsamt weiter an. Und wenn jemand nur Kontaktperson ist, und es ist Quarantäne, dann macht man es selbst.“ Für die Quarantäne brauche man die Gesundheitsämter nicht.

Stiftung Patientenschutz begrüßt Lauterbachs Einsicht

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte es sei gut, dass der Bundesgesundheitsminister seinen Fehler eingesehen habe und die Pflicht zur Isolation von Infizierten aufrecht erhalten wolle. Die Isolationspflicht eines infizierten Menschen sei etwas anderes als die Quarantäne einer Kontaktperson. „Infizierte stecken andere Menschen mit dem Virus an und gefährden gerade Immungeschwächte, die mitten unter uns leben. Corona ist kein Schnupfen.“

Kritik an Lauterbach von Ländern und Opposition

Von Ländern und Opposition kam heftige Kritik am generellen Vorgehen des Ministers. Gerade als Kommunikator ist Lauterbach in Erklärungsnot geraten. Die Union attackierte ihn als „Talkshow-Minister“. Er setze „durch sein konfuses Agieren die Gesundheit der Menschen aufs Spiel“, monierte Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) und fragte: „Ist der Ministerposten eine Gewichtsklasse über ihm?“

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) sprach von irritierender Wankelmütigkeit. „So etwas darf nicht passieren.“ Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, zu einem verantwortungsbewussten Umgang gehöre, nicht mit Zick-Zack-Kurs zu verunsichern. „Einen grundlegenden Kurswechsel in einer Talkshow und nachts auf Twitter zu verkünden, das ist schlechte Kommunikation.“

Auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) Lauterbach wegen dessen Kehrtwende bei den Corona-Isolationsregeln kritisiert. Jeder habe das Recht, seine Meinung zu ändern, auch der Bundesgesundheitsminister, erklärte Garg am Mittwoch. „Allerdings wird gerade bei diesem hochsensiblen Thema in dieser sehr schwierigen Phase der Pandemiebekämpfung durch ein ebenso chaotisches wie unprofessionelles Hin und Her die Glaubwürdigkeit von und das Vertrauen in Politik massiv beschädigt.“

Die nun doch geplante Beibehaltung der Corona-Isolationsregel stößt in Niedersachsen auf Zustimmung. „Da wir gestern schon nicht begeistert waren, finden wir jetzt diesen neuen Move ganz beruhigend“, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen am Mittwoch in Hannover. Endgültig entscheiden werde dies wohl die Gesundheitsministerkonferenz am kommenden Montag.

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