
Spahn: Schrittweise Rückkehr „in einen Regelbetrieb“ in Kliniken

Die Krankenhäuser in Deutschland könnten nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ab Anfang Mai schrittweise „in einen Regelbetrieb“ zurückkehren. Unterdessen ist nach RKI-Angaben die Corona-Reproduktionsrate deutlich gesunken.1
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25 % der Intensivbeatmungsbetten für Covid-19-Patienten
„Wir haben vor vier Wochen Menschen, die auf eine Rücken-, auf eine Hüftoperation gewartet haben, die einen Termin hatten, gesagt, das wird verschoben“, führte Spahn an. Da sei auch Druck und „durchaus seelisches und körperliches Leid“ mit verbunden. „Deswegen finde ich es wichtig, so wie wir im öffentlichen Leben schrittweise in eine neue Normalität zurückkehren, dass wir ab Anfang Mai auch schrittweise in den Krankenhäusern eine neue Balance finden. Dass wir 25, 30 Prozent der Intensivbeatmungsbetten freihalten für Covid-19-Patienten, Corona-Infizierte. Dass wir gleichzeitig aber auch wieder in einen Regelbetrieb zurückkehren.“ Denn natürlich brauche jeder mit einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder einer Knieoperation auch seine Behandlung.
Bund und Länder hatten sich Mitte März darauf verständigt, dass alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe verschoben werden sollen, um die Krankenhäuser für Coronapatienten freizuhalten.
Spahn verwies darauf, dass es Mitte März eine sehr starke Dynamik bei der Zahl der Coronavirus-Infektionen gab. „Da waren Maßnahmen, die wir ergriffen haben, aus meiner Sicht auch zur Prävention und zur Vermeidung von Situation wie in anderen Ländern richtig und wichtig.“ Jetzt sehe man: „Wir sind durch diese erste Welle (…) bis hierhin gut durchgekommen. Und jetzt müssen wir eine neue Balance finden.“ Er betonte aber, man müsse weiter gut vorbereitet sein.
„Eher noch drei bis vier Wochen“ für Corona-App
Bis die geplante Handy-App zur Eindämmung des Coronavirus in Deutschland eingesetzt werden kann, dürfte es nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn noch mehrere Wochen dauern. „Das wird entwickelt, mit Hochdruck“, sagte der CDU-Politiker am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“. „Aber die Wahrheit ist auch: Damit’s wirklich gut ist, braucht es halt eher noch drei bis vier Wochen als noch zwei Wochen.“
Spahn betonte: „Es geht ja darum, dass wir bei der Datensicherheit, beim Datenschutz und auch bei dem dahinterliegenden Konzept natürlich so perfekt wie möglich sein müssen. Das muss den Anforderungen genügen, die wir auch ansonsten an eine solche Technologie stellen.“ Eine solche App ist seit Wochen im Gespräch. Es geht darum, Menschen schnell zu informieren, wenn sie Kontakt zu Infizierten hatten. Die Nutzung soll freiwillig sein. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums hatte am Mittwoch gesagt, die App werde derzeit vom Robert Koch-Institut getestet.
RKI: Reproduktionsrate deutlich gesunken
Unterdessen ist die Ansteckungsrate mit dem neuartigen Coronavirus ist in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich gesunken. Laut der am Donnerstagabend veröffentlichten Statistik steckt derzeit jeder Infizierte weit weniger als einen weiteren Menschen an, die sogenannte Reproduktionsrate ® liegt bei 0,7. Zehn Infizierte stecken damit nur sieben weitere Menschen an – was bedeutet, dass die Zahl der täglichen Neuansteckungen zurückgeht. „Die R-Schätzung ergibt für Anfang März Werte im Bereich von R gleich 3, die danach absinken, und sich etwa seit dem 22. März um R gleich 1 stabilisieren“, hieß es vom RKI.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Zuge der Ankündigung erster Lockerungen bei Corona-Maßnahmen am Mittwoch deutlich gemacht, dass schon vermeintlich kleine Änderungen der Reproduktionszahl erhebliche Folgen haben können. Zudem rechnen Experten wie für andere Länder auch für Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. RKI-Präsident Lothar Wieler hatte auch gesagt, dass für eine Lockerung der Maßnahmen nicht nur die Reproduktionszahl relevant sei, sondern etwa auch der Anteil immuner Menschen in der Bevölkerung sowie die Kapazitäten des Gesundheitssystems.
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