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08. März 2018
Nierenprobleme

Kochsalz kritischer als Kristalloid-Lösung

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Die intravenöse Flüssigkeitssubstitution ist eine der am häufigsten durchgeführten Maßnahmen im Krankenhaus. Doch die Entscheidung für Kochsalzlösung oder kriststalloide Lösungen ist nicht gerade evidenzbasiert. Jetzt liegen erstmals die Ergebnisse zweier US-amerikanischer Studien zu dieser Thematik vor, die in der Fachzeitschrift “NEJM“ publiziert wurden.1,2,3

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Im klinischen Einsatz sind 0,9%ige Kochsalzlösungen und verschiedene kristalloide Lösungen. Mit beiden wird zwar versucht, der physiologischen Zusammensetzung des Blutes nahezukommen – NaCl-Lösung enthält aber mehr Chlorid als Blut und die kristalloiden Lösungen sind nicht in Bezug auf alle Elektrolysen wirklich ausbilanziert.

In zwei randomisierten Studien – einmal bei kritisch kranken intensivpflichtigen Patienten und einmal bei „normalen“ stationären Patienten – wurden die beiden Lösungen jetzt verglichen. An der Studie auf der Intensivstation nahmen 15.802 Patienten teil, von denen 7.860 Kochsalzlösung und 7.942 kristalloide Lösungen (Ringer-Lösung oder Plasma Lyte A) erhielten.

Das Ergebnis sprach klar für die Kristalloid-Lösungen: Unter ihnen erreichten innerhalb von 30 Tagen deutlich weniger den kombinierten renalen Endpunkt (Tod, neue Dialysepflichtigkeit, persistierende Niereninsuffizienz) als in der Gruppe mit Kochsalzlösung (14,3% vs. 15,4%)

Am zweiten Studienarm nahmen 13.347 erwachsene Patienten teil, die zuerst auf der Notaufnahme waren (wo 88,3% bereits kristalloide Lösungen erhalten hatten) und dann auf Normalstationen verlegt wurden. Hier erhielten dann randomisiert 6.708 Patienten Kristalloid-Lösungen und 6.639 normale Kochsalzlösung. Primärer Endpunkt war in dieser Studie die Zeit bis zur Krankenhausentlassung – hier unterschieden sich die beiden Gruppen nicht (im Mittel 25 Tage). Beim kombinierten renalen Endpunkt waren aber auch hier die Kristalloid-Lösungen überlegen (4,7% vs. 5.6%)

Aus ihren Daten errechneten die Autoren, dass der Gebrauch von Kristalloid-Lösung statt Kochsalzlösung bei einem von 94 Patienten auf Intensivstationen und bei einem von 111 Patienten auf Normalstationen ein schweres renalen Ereignis (Tod, neue Dialysepflichtigkeit, persistierende Niereninsuffizienz) verhindern kann. Angesichts der Millionen von Patienten, die im Krankenhaus eine Flüssigkeitssubstitution erhalten, sind das enorme Zahlen, schreiben die Autoren.

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