
Leitlinien: 11 neue Empfehlungen
Finden Sie hier eine Auswahl wichtiger neuer oder aktualisierter Leitlinien der vergangenen acht Monate.
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Redaktion: Dr. med. Laura Cabrera
Erste Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin
Nachdem Ende des vergangenen Jahres eine neue S2k-Leitlinie zur Geburtseinleitung veröffentlicht wurde, folgte Anfang 2021 die erste S3-Leitlinie für die vaginale Entbindung am Termin. Sie gilt bei Einlingen, die aus Schädellage geboren werden und umfasst folgende Punkte:
- Beschreibung der physiologischen Geburtsphasen mit Abgrenzung zu problematischen Entwicklungen
- Gründe für oder gegen Eingriffe in den natürlichen Geburtsverlauf
- Betreuung in den einzelnen Phasen der Geburt
- Überwachung, Vorbeugung und Therapie von Geburtsverletzungen, dem Schmerzmanagement und der Qualitätssicherung.1
Störende, juckende Narben – was hilft?
Die S2k-Leitlinie „Behandlung pathologischer Narben“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) klärt, welche therapeutischen Optionen empfehlenswert sind. Da in den letzten Jahren neue Therapieoptionen hinzukamen und wissenschaftlich ausgewertet werden konnten, wurde die Leitlinie aus dem Jahr 2014 aktualisiert. Die wichtigsten Behandlungsoptionen bleiben:
- Injektion von Triamcinolon in Kristallsuspension sowie
- Kryotherapie, vorzüglich in Kombination.
Da eine alleinige und nicht sachgemäße chirurgische Intervention mit einem hohen Rezidivrisiko einhergeht, werden operative Maßnahmen nur nach intensiver Abwägung und mit zusätzlicher Anschlussbehandlung (beispielsweise Bestrahlung, Druckbehandlung und Triamcinoloninjektion) empfohlen.
Neu in der Leitlinie sind die Therapieoptionen Hyaluronidase, Kalziumkanalblocker und Plasma. Die Leitlinie gibt aufgrund der geringen Datenlage für diese Behandlungsoptionen keine Empfehlung für oder gegen die Anwendung.2
Neue Empfehlungen zum Hodgkin-Lymphom
Im Bereich Diagnostik haben die Autoren der aktualisierten S3-Leitlinie die Empfehlungen zum Positronen-Emissions-Tomographie-Einsatz bei frühen und mittleren Erkrankungsstadien und die daraus resultierenden Therapieentscheidungen erneuert. So könne zum Beispiel bei negativem PET-Befund auf eine Strahlentherapie verzichtet werden.
Sofern medizinisch vertretbar, sollte bei erkrankten Schwangeren keine Chemotherapie in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten erfolgen. Ist die Schwangerschaft schon weiter fortgeschritten, ist eine Chemotherapie möglich. Nach der Entbindung ist dann auch die Bestrahlung wieder eine Option.
Onkologische S3-Leitlininien wie diese können über die App vom Leitlinienprogramm Onkologie abgerufen werden.3
Auch kleinere Auffahrunfälle ernst nehmen
Ein Beschleunigungstrauma, umgangssprachlich auch „Schleudertrauma“, ist mehr als nur ein paar Tage Nackenschmerzen. Zwölf Prozent der Betroffenen haben noch sechs Monate später Beschwerden wie Kopf- und Kieferschmerzen, Schwindel oder Tinnitus. Die neue Leitlinie thematisiert deshalb erstmals auch Mechanismen der Schmerzchronifizierung. Zusätzlich haben die Leitlinienautoren die Darstellungen zur Pathophysiologie, zu Untersuchungsverfahren und zu Therapieempfehlungen erweitert.
Auch sollten ein traumatisches Erleben des Unfalls z.B. im Sinne einer akuten Belastungsreaktion nach dem Unfall ebenso wie psychische Störungen in der Vorgeschichte vom behandelnden Arzt mit erfasst werden, da es sich hierbei um Risikofaktoren für die Entwicklung chronischer Schmerzen handle.
Kommt es zu einem langwierigen und komplizierten Verlauf, empfehlen die neuen Leitlinien eine interdisziplinäre multimodale Therapie, in der die medikamentöse Behandlung, z.B. mit Antidepressiva, und eine kognitive Verhaltenstherapie und Physiotherapie kombiniert werden.4
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