Titelbild von Leben als Arzt
Logo von Leben als Arzt

Leben als Arzt

22. März 2022

Arbeitsmedizin – veränderte Herausforderungen durch die Pandemie

Lesen Sie hier im zweiten Teil des Interviews mit Prof. Dr. Kraus, inwiefern sich die Anforderungen durch die Pandemie verändert haben und wie es um die Verdienstmöglichkeiten bestellt ist.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

Redaktion: Nathalie Haidlauf

Sind die meisten Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner selbstständig tätig – oder arbeiten sie vorwiegend als Angestellte?

In-Artikel Bild

Kraus: Es gibt verschiedene Modelle. Die meisten Arbeitsmediziner sind in überbetrieblichen Diensten angestellt. Große Arbeitgeber sind beispielsweise der TÜV, der IAS oder der BAD. Offene Stellen für Arbeitsärztinnen und -ärzte gibt es außerdem in Behörden, in Ministerien, in den Gesundheitsämtern oder bei Berufsgenossenschaften oder festangestellt in großen Unternehmen. Aber es gibt zunehmend viele Selbständige mit eigener arbeitsmedizinischer Praxis. Und wer die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin trägt, kann auch „nebenbei“ arbeitsmedizinisch in der eigenen Praxis tätig sein.

Wie sieht es mit den Verdienstmöglichkeiten in der Arbeitsmedizin aus?

Die Verdienstmöglichkeiten sind in der Niederlassung und in der Festanstellung in großen Industrieunternehmen sehr gut. Die Gehälter in den großen überbetrieblichen Diensten sind nach meiner Kenntnis vergleichsweise niedriger.

Durch die Pandemie hat sich der Alltag von Betriebsärztinnen und -ärzten verändert. Können Sie uns hier einen Einblick geben?

Kraus: Die Herausforderungen in der Homeoffice-Situation oder beim Mobilen Arbeiten kennen wir schon länger, aber die haben sich natürlich durch die Pandemie jetzt exponentiell verstärkt. Wir beschäftigen uns sehr intensiv damit: Wie gestalte ich meinen Arbeitsplatz zuhause optimal? Wie kann ich Arbeit und Freizeit durch die räumliche Vermengung gut trennen? Wie schaffe ich es, einen Cut zu machen und nicht permanent den Arbeitsplatz im Sinn zu haben?

Es ist auch für Unternehmen eine herausfordernde Zeit und ich habe den Eindruck, dass die Arbeitsmedizin durch die veränderten Arbeitsbedingungen und die damit verbundenen Herausforderungen im Rahmen der Pandemie stärker ins Bewusstsein von Arbeitgebern gerückt ist. Es ist heute eine stärkere Sichtbarkeit des Faches da.


In-Artikel Bild

Diese Aufgaben hat der Betriebsarzt
Die Arbeitsmedizin versucht dazu beizutragen, dass Menschen gesund und gesundheitsförderlich arbeiten können. Dazu beraten sie sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu Fragen wie:

  • Wie schaffen Unternehmen günstige Arbeitsbedingungen und wie sollte ein Arbeitsplatz gestaltet sein?
  • Was können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst für ihre Gesunderhaltung und ihr für ihre Gesundheit tun?

Dazu zählen arbeitsplatzspezifische Aspekte wie Beleuchtung und Ergonomie – aber auch Aspekte wie Ernährung und Bewegung. Zuletzt wurden Betriebsärztinnen und Betriebsärzte auch in die Impfkampagne eingebunden.

Spielt die psychische Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern heute eine größere Rolle als vor Beginn der Pandemie – oder hat dieser Aspekt der Gesundheit ohnehin seit je her dazugezählt?

Kraus: Die psychische Gesundheit gehörte schon immer zum Spektrum der Gefährdungen im Arbeitsleben. Aber das hat sich in den letzten Jahren und insbesondere durch die pandemische Situation nochmals verstärkt. Hier ist es wichtig, in interdisziplinären Teams zu arbeiten. Wir arbeiten selbst auch mit Spezialisten, mit Psychologinnen und Psychologen im Team gemeinsam, um die Herausforderungen zu meistern. Vieles können Ärztinnen und Ärzte beurteilen, aber es ist oft auch sinnvoll, noch Spezialisten aus anderen Disziplinen mit einzubeziehen – und das tun wir auch.

Diese Themen könnten Sie auch interessieren:

Quellen

Bilder:
© Dreamstime, Mauricio Jordan De Souza Coelho 
© Dreamstime, Andrey Popov 

Impressum anzeigen