
10 Impulse für weniger Stress im Arztalltag
Besprechungswahn, unklare Prozesse, ständige Unterbrechungen – viele Ärztinnen und Ärzte leiden unter Stress. Wir stellen hilfreiche Bücher, Apps und Podcast-Folgen vor, die Impulse zur Stressbewältigung und Reduzierung der Arbeitslast geben.
Lesedauer: ca. 5 Minuten

Redaktion: Nathalie Haidlauf
Bekannterweise hat die hohe Belastung im Gesundheitswesen im Wesentlichen strukturelle Ursachen. Wie man dennoch bei sich selbst und in der eigenen Einflusssphäre ansetzen kann, um die Belastung zu reduzieren, war kürzlich Thema in unserer interaktiven Fortbildung „MentalSPEZIAL“. Zwei Ärztinnen haben für sich einen Weg gefunden, den Stress im Alltag zu reduzieren und gaben verschiedene Hilfestellungen zur Stressbewältigung. Wir haben weitere Tipps ergänzt und stellen im Folgenden 10 lesens- und hörenswerte Impulse vor.
Stress vermeiden Stress bewältigen: 10 hilfreiche Bücher, Podcast-Folgen und Apps
Tipp 1: Ein Buch für mehr Fokus
Endlich wieder konzentriert arbeiten – wie gelingt das?
Naturgemäß ist die Arbeit in Krankenhäusern von einer hohen Anzahl von Arbeitsunterbrechungen geprägt. Studien zeigen allerdings, dass viele davon nicht notwendig wären. Das Buch "The Focused Hospital" will ein einheitliches Verständnis darüber schaffen, welche negativen Auswirkungen häufige Unterbrechungen und Multitasking haben. Es zeigt Maßnahmen auf, die dabei helfen können, Anzahl und Schweregrad der Belastungsfaktoren zu verringern und parallel dazu iIhren Umgang mit diesen Anforderungen zu verbessern – anwendbar sowohl für sich selbst als auch für ganze Teams oder Stationen.
Tipp 2: Ein Podcast für mehr Zeit
Lean Management: Raus aus dem Besprechungswahn
Lean Management kommt ursprünglich aus der Automobilindustrie und hat das Ziel, Prozesse effizienter zu gestalten. Chefärztin Dr. Mandy Mangler ist erklärter Fan dieser Methode und hat in der Fortbildung „MentalSPEZIAL“ berichtet, wie sie proaktiv in ihrer Klinik Abläufe und Prozesse so verbessert hat, dass letztlich mehr Zeit für die Patientenversorgung bleibt. Sie empfiehlt, sich ins Thema Lean Management einzulesen und in der eigenen Einflusssphäre damit anzufangen, Arbeitsaufwände und Zeitverschwendungen im Kleinen zu reduzieren. Empfehlenswert sind nicht nur die Bücher des Lean-Hospital-Experten Jörg Gottschalk, sondern auch sein Podcast. Hier greift er immer wieder einen bestimmten Aspekt heraus und gibt Impulse – beispielsweise in einer Folge über den „Besprechungswahn“, in der er dazu anregt zu hinterfragen: Welche Besprechungen machen Sinn, welche schaffen wirklich einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten, für die Organisation?
Tipp 3: Resilienz-Tipps zum Anhören
Wie trainiert man die eigene Resilienz – und was hilft in Krisensituationen?
Dr. Werner spricht regelmäßig mit Ärztinnen und Ärzten, die am Ende ihrer Kräfte sind. Für unseren Podcast haben wir sie gefragt, wie Ärztinnen und Ärzte Krisensituationen vorbeugen können und welche Methoden in akuten Fällen schnell helfen. Heraus kamen einige praktische Tipps, die im Alltag umsetzbar sind, wie z. B. die Idee der Mikropausen oder die Methode der 4-6-Atmung, die in akuten Stresssituationen Linderung bringt. Das Gespräch zum Nachhören sowie ein Transkript des Interviews finden sich hier.
Tipp 4: Eine leichte Lektüre für Zwischendurch
Der Ratgeber, der kein Ratgeber sein möchte
Das Buch "Raus aus der Glücksfalle" von Russ Harris versteht sich als „Taschentherapeut“ und richtet sich an alle, die keine Zeit für eine umfangreiche Lektüre haben, sondern sich leicht und kurzweilig mit dem Konzept der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) vertraut machen möchten. Es enthält praktische Beispiele und Übungen, die zu einem glücklicheren, erfüllteren Leben verhelfen sollen. Das Buch wurde auch im Rahmen der Fortbildung „MentalSPEZIAL“ empfohlen.
Tipp 5: Effektives Autogenes Training in nur 20 Minuten
6 evidenzbasierte Tools zum Ausprobieren
Unsere Gastautorin Lilith Schreiber hat kürzlich 6 evidenzbasierte Tools zur Stressreduktion vorgestellt. Darunter auch Autogenes Training – ein Selbstentspannungsverfahren, bei dem eine psychophysiologisch bedingte Entspannungsreaktion ausgelöst wird. In diesem Video auf YouTube finden Sie eine gute, selbsterklärende Anleitung.
Tipp 6: Selbsthilfe im geschützten Fachkreis
Mental gesund bleiben: die Tipps Ihrer Kollegen
Aktuell tauschen sich im coliquio-Forum Ärztinnen und Ärzte zu genau diesem Thema aus. Welche Routinen helfen dabei, im Alltag zur Ruhe zu kommen und Stress nicht zu nah an sich ranzulassen? Lesen Sie in die Antworten rein und ergänzen Sie hilfreiche Tipps aus Ihrer persönlichen Perspektive.
Tipp 7: Zwei Apps, die wirklich was bringen
5-min-Ruhepausen im Alltag etablieren
Ein Angebot für diejenigen, die im Alltag zwischendurch zur Ruhe kommen möchten, sind Meditationsapps. Die beiden beliebtesten Apps sind „7Mind“ und „Headspace“. Sie bieten angeleitete Kurzmeditationen, Atemübungen, Einschlafgeschichten und Entspannungsübungen. Das Gute daran: Kleine Einheiten von 3, 5 oder 7 Minuten können beispielsweise auch zwischen zwei Terminen absolviert werden. Beide Apps sind kostenlos im App-Store erhältlich und von Stiftung Warentest empfohlen. Außerdem hörenswert ist auch der 7Mind-Podcast, der immer wieder Impulse für mehr Achtsamkeit im Alltag gibt.
Tipp 8: Ein Magazin mit Tiefgang
Psyche, Erschöpfung, Sucht – Wenn Heilen krank macht
„Keine Frage, natürlich erleben wir in unserem Berufsalltag ein hohes Maß an Erfüllung - da, wo wir helfen können. Aber, wir erleben überdurchschnittlich häufig auch Frustration oder gar Verzweiflung, wenn uns dies nicht gelingt“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes. In der März-Ausgabe des Hartmannbund-Magazins, die kostenlos digital lesbar ist, sensibilisiert die Stiftung Arztgesundheit dafür, die eigene Gesundheit im Blick zu behalten.
Tipp 9: Ein Buch zum echten Umdenken
Wie können wir den Wandel im Gesundheitswesen selbst beeinflussen?
Das Buch „Mindful Doctor“ zeigt in verschiedenen Kapiteln, wie und warum Ärztinnen und Ärzte besser auf ihre Gesundheit achten sollten und welches neue Verständnis von Leadership es braucht, um den nötigen Wandel im Gesundheitswesen voranzutreiben. Ganz konkret liefert das Buch auch Anregungen zu Stressreduktion, Prävention und Selbstregulierung. Lesenswert ist auch das Kapitel zu mehr Menschlichkeit in der Medizin, das wir auf coliquio in gekürzter Form veröffentlicht haben.
Tipp 10: Lektüre für mehr Erkenntnis
Negative Denkmuster erkennen und sich davon befreien
Zu guter Letzt ein Buch, das ebenfalls im Rahmen des „MentalSPEZIAL“ empfohlen wurde und das sich gut als Basis-Lektüre eignet: Das Buch „Kein Stress“ leitet dazu an, sich mit folgenden Fragen zu befassen: Wie erkennt man Stressfaktoren im Alltag? Mit welchen Methoden lässt sich Stress vermindern? Und wie können wir lernen, damit umzugehen? Auf diese Weise zeigen die Autoren, wie man die Denkmuster erkennt, die zu Stress führen, und sich daraus befreien kann.
Übrigens:
Mit unserer Online-Tippserie unter dem Hashtag #MentalMedHealth stellen wir Ärztinnen und Ärzte in den Mittelpunkt mentaler Gesundheit. Wir machen auf das immer noch stigmatisierte Thema psychische Belastungen im Arztberuf aufmerksam und helfen Ihnen dabei, Ihre Resilienz zu stärken. Wir laden Sie herzlich dazu ein, sich in Ihrer "Onlinezeit" ganz nebenbei zu mehr Gelassenheit inspirieren zu lassen.