„Niemand wird uns die ideale Arbeitswelt auf dem Silbertablett servieren“
Viele Routinen in der Klinik und auf der Station sind historisch gewachsen und alles andere als effizient. Das zeigte Chefarzt Prof. Dr. Alexander Ghanem in einem aktuellen Artikel auf. Lesen Sie nun, wie eine selbstwirksame Arbeitsmethodik Entlastung bringen kann.
Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Dieser Beitrag ist eine gekürzte Fassung des Kapitels „Welche Relevanz hat Selbstmanagement im Kontext „New Work“?“ von Prof. Dr. Alexander Ghanem aus dem Buch „The Focused Hospital“ | Redaktion: Nathalie Haidlauf.
Eine selbstwirksame Arbeitsmethodik basiert meist auf drei Prinzipien: Priorität, Lebensbereiche und Synergie. Interessanterweise wurde Priorität bis zum 19. Jahrhundert im Singular gebraucht. Bei genauerer Betrachtung ergibt ein Plural auch keinen Sinn, denn eigentlich kann nur ein Thema zugleich bevorzugt behandelt werden.
Priorität sollte nicht das Dringliche, sondern das Signifikante haben
Unsere Aufgaben und Ziele sind daher entlang dreier Dimensionen zu priorisieren: Dringlichkeit (x-Achse), Wichtigkeit (y-Achse) und Signifikanz (z-Achse)
a. Dringliches – ist selten wichtig und bildet häufig Ziele Dritter ab; ein Beispiel ist unser Posteingang. Ein strukturierter Tagesablauf kann Dringliches kontrollieren.
b. Wichtiges – ist selten dringlich und wird daher gern von uns auf die lange Bank geschoben. Ein Beispiel ist der persönliche Vorsorgetermin.
c. Signifikantes (s) – ist jetzt wichtig und wird im Alter zunehmend wichtiger. Ein klassisches Beispiel sind der Aufbau und die Pflege profunder persönlicher Beziehungen.
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Es ist genau anders als man zunächst meint: Priorität sollte stets das Signifikante haben – noch vor dem Wichtigen – und vor allem vor dem Dringlichen. Dringlichem sollten wir per se keine Priorität einräumen. Wir sollten uns eher fragen, wie es zu ungeplanten Dringlichkeiten kam und die Voraussetzungen für die entsprechende Umgestaltung der Prozesse anpassen.
Prof. Dr. Alexander Ghanem
Unsere Priorität lässt sich überwiegend in den vier Lebensbereichen wiederfinden: Leistung, Beziehung, Gesundheit und Reflexion. Unsere Gesundheit fördern wir beispielsweise durch gesunde Verhaltensmuster bezüglich Ernährung, körperliche Aktivität und Schlaf. Jeder Lebensbereich sollte proaktiv, konsistent und diszipliniert gestaltet werden. Ziele und der Status quo der Zielerreichung sollten regelmäßig überprüft werden. Hierfür sind frühzeitig in den Kalender eingetragene „Termine mit sich selbst“ eine sehr wirksame Methode.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Sie morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, um in einem wertschätzenden und von Vertrauen geprägten Umfeld einem durchweg sinnstiftenden Ziel nachzugehen. Alle vier Lebensbereiche überschneiden sich nun maßgeblich und verstärken den Wert jedes einzelnen Lebensbereiches. Diese Wertschöpfung beruht auf Synergie. So steckt in der Synergie der vier Lebensbereiche ein schier unendliches Potenzial für unsere Ressourcen.
Niemand wird uns die ideale Arbeitswelt auf dem Silbertablett servieren
Auf New Work in der Medizin sollten wir nicht länger warten und niemand wird es uns auf einem Silbertablett servieren. Wir sollten unsere ideale Arbeitswelt also selbst gestalten. Eine wirksame persönliche Arbeitsmethodik wird hierfür unerlässlich sein. Welche Ziele möchte ich unbedingt verfolgen? Und welche sicher nicht?
Eine konsistente und disziplinierte Anwendung der drei zeitanatomischen Prinzipien Priorität, Lebensbereiche und Synergie kann auf lange Sicht sehr wirksam dabei helfen, die eigenen Ziele zu erreichen – mit Freude und ganz entspannt.

Dieser Beitrag ist eine gekürzte Fassung des Kapitels „Welche Relevanz hat Selbstmanagement im Kontext „New Work“?“ von Prof. Dr. Alexander Ghanem aus dem Buch „The Focused Hospital“, erschienen am 21. November 2022 bei der Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft.