Dekompressive Kraniotomie erzielt ähnliche Ergebnisse wie Kraniektomie
Bei einer akuten traumatischen Subduralblutung ist zur Druckentlastung und Ausräumung des Hämatoms oft eine Eröffnung des Schädeldachs erforderlich. Neue Daten weisen darauf hin, dass der Knochendeckel unmittelbar nach dem Eingriff wieder eingesetzt werden kann, ohne dass es dadurch zu vermehrten Problemen kommt.1
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Dr. Nina Mörsch
In der Regel wird in solchen Fällen eine Kraniektomie durchgeführt werden, bei der der Knochendefekt im Schädel zuerst offengelassen wird und erst später mit einer Metallplatte oder dem entfernten Knochenstück verschlossen wird. Bei bereits vorliegender Hirnschwellung ist dies zwingend notwendig. Bestehen nach der Operation aber keine Hinweise auf eine Hirnschwellung, kann das entfernte Knochenstück auch direkt nach dem Eingriff wieder eingesetzt werden – man spricht dann von Kraniotomie. Dies hat den Vorteil einer geringeren Infektionsgefahr und den Patienten wird ein zweiter Eingriff erspart.
Die Arbeitsgruppe von Peter J. Hutchinson von der Abteilung für Neurochirurgie an der Universität Cambridge hat in der Multizenterstudie RESCUE‑ASDH jetzt beide Verfahren miteinander verglichen und die Ergebnisse im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
450 Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma
Eingeschlossen waren 450 Patienten mit einem traumatischem Subduralhämatom. Die im Mittel 48 Jahre alten Patienten hatten ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Zwei Drittel wiesen anfangs eine Glasgow Outcome Scala von 3 bis 8 Punkten vor und bei den meisten bestanden Anzeichen eines erhöhten Hirndrucks durch die Blutung.
Für die Entfernung des Hämatoms wurde bei allen ein Stück der Schädeldecke (Durchmesser im Mittel 13 cm) entfernt. Bei einer Hälfte der Patienten wurde dieses Stück unmittelbar nach dem Eingriff wieder eingesetzt, bei den anderen erfolgte die Rekonstruktion der Schädeldecke erst später.
Ergebnis: Beide Verfahren etwa gleichwertig
In beiden Gruppen haben sich die Patienten etwa gleich gut erholt. Nach Kraniotomie erreichten 25,6 % der Patienten die beiden günstigsten Punktwerte der „Extended Glasgow Outcome Scale“ (GOSE), nach Kraniektomie 19,9 %. Der Unterschied war aber nicht signifikant. Auch die Sterblichkeit unterschied sich nicht wesentlich zwischen den beiden Gruppen (32,2 vs. 30,2 %) und ähnlich viel Patienten waren nach 12 Monaten in einem Wachkoma (2,8 vs. 2,3 %).
In der Kraniotomiegruppe mussten die Patienten häufiger in den ersten beiden Wochen erneut operiert werden (14,6 % vs. 6,9 % in Kraniektomiegruppe). Nach Kraniektomie kam es dagegen häufiger zu Wundkomplikationen (12,2 % vs. 3,9 % nach Kraniotomie).
Unter dem Strich sind beide Verfahren in etwa gleichwertig – mit einer Kraniotomie erspart man den meisten Betroffenen aber einen zweiten Eingriff, so das Fazit der Forschenden.