
Blut im Sputum: Bluthusten oder Bluterbrechen?
Bluthusten von Bluterbrechen zu unterscheiden, fällt anamnestisch und klinisch oft schwer. Doch von der Blutungsquelle hängt das weitere Vorgehen ab. Erfahren Sie hier, wie Sie diese identifizieren und welche Sofortmaßnahmen indiziert sind.
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Dieser Artikel basiert auf einer Publikation aus der Fachzeitschrift Lege artis 2016; 6(05): 330-334. Redaktion: Marina Urbanietz
Blut beim Husten: Ein Fallbeispiel
Ein 81-jähriger Patient wurde wegen seit Wochen anhaltenden Brustschmerzen zur weiteren Abklärung stationär aufgenommen. Außerdem berichtet er, einmal blutig erbrochen zu haben. Nach körperlicher Untersuchung, internistischem Aufnahmelabor und initialer Bildgebung vermuten die Ärzte folgende Differenzialdiagnosen:
- Ausschluss eines akuten Koronarsyndroms
- Verdacht auf eine ambulant erworbene Pneumonie DD Bronchitis
- Obere gastrointestinale Blutung (GI-Blutung) bei einmaliger Hämatemesis
Hellrotes Sputum-Blut-Gemisch: Husten oder Erbrechen?
Am vierten stationären Tag hustet und würgt der Patient während der Morgenvisite ein hellrotes Sputum-Blut-Gemisch. Je nachdem, ob es sich um einen Bluthusten (Hämoptysen) oder ein Bluterbrechen (Hämatemesis) handelt, gibt es verschiedene Differenzialdiagnosen, die abgeklärt werden müssen. Was war dies nun: Hämoptysen oder Hämatemesis?
Hämatemesis: Differenzialdiagnosen
Die Unterscheidung wird vor allem durch Farbe, Menge und Beimengungen (Nahrungsreste, Sputum) gemacht. Stammt das Blut aus dem Magen und hatte dort Kontakt mit Magensäure, färbt es sich schwarz. Wird dann erbrochen, spricht man von einem „Kaffeesatzerbrechen“. Hier wird eine Hämatemesis vermutet. Bei schneller Passage durch den Magen ist das Erbrochene hingegen rot.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über verschiedene Differenzialdiagnosen bei einer Hämatemesis. Vor allem die häufigsten und wahrscheinlichsten sollten in erster Linie abgeklärt werden.
Krankheitsbild | Häufigkeit |
---|---|
Ulzera duodene/ventriculi | ca. 50% |
Gastroduodeale Erosionen, NSAR-Gastritis | ca. 15% |
Varizen | ca. 15% |
Refluxösophagitis | ca. 10% |
Karzinome | selten |
Mallora-Weiss-Syndrom | selten |
Angiodysplasien | selten |
Tabelle 1: Differenzialdiagnosen bei Hämatemesis (modifiziert nach Jäger K.).
Sofortmaßnahmen bei Hämatemesis
- Hämoglobin und Kreislaufparameter sollten kontrolliert und je nach Ursache behandelt werden
- Protonenpumpenhemmer (z.B. Pantoprazol), Antiemetika sowie Flüssigkeit sollten intravenös appliziert werden
- Patient sollte nüchtern belassen werden
- elektive Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) sollte durchgeführt werden
Hämoptysen: Differenzialdiagnosen
Hämoptyse wird durch das Aushusten von bluthaltigem Sekret definiert. Das Blut bei Hämoptysen ist in der Regel hellrot. Die Extremform der Hämoptyse ist die Hämoptoe, welche mit Aushusten größerer Blutmengen enhergeht.
Hämoptysen: Leichte Beimengungen von hellrotem Blut im Auswurf deuten auf eine Hämoptyse hin.
Hämoptoe: Bei massivem Aushusten von hellrotem (schaumigem) Blut, spricht man über eine Hämoptoe.
Die zweite Tabelle bildet die Differenzialdiagnosen bei Hämoptysen/Hämoptoe ab. Auch hier müssen vor allem die häufigsten Diagnosen abgeklärt werden.
Krankheitsbild | Häufigkeit |
---|---|
Lungen-Tbc; Lungenkarzinom | gemeinsam ca. 50% |
Bronchiektasien; Bronchitis, Pneumonie, Lungenabszess | gemeinsam ca. 40% |
Lungeninfarkt/Lungenembolie | selten |
Trauma | selten |
Lungenödem | selten |
hämorrhagische Diathese, Antikoagulanzien | selten |
M. Osler | selten |
Vaskulitis/Goodpasture-Syndrom | selten |
Tabelle 2: Differenzialdiagnosen bei Hämoptysen/Hämoptoe (modifiziert nach Jäger K.).
Sofortmaßnahmen bei Hämoptysen/Hämoptoe
- Kreislaufparameter und Sauerstoffsättigung sollten kontrolliert werden
- Bei Differenzialdiagnosen Tbc, Bronchialkarzinom sowie Pneumonie sollte ein Röntgen-Thorax durchgeführt werden
- Da es bei größeren Blutungen (> 100 ml Blut) zu einer lebensbedrohlichen Asphyxie kommen kann, sollte der begleitende Arzt in Intubationsbereitschaft sein
- Bei Unklarheiten sollte eine elektive Bronchoskopie durchgeführt werden
Wichtig: Bei lebensbedrohlichen Blutungen ist eine sofortige Blutstillung via Endoskopie unter intensivmedizinischer Überwachung angezeigt. Bei Unklarheiten wird eine weiterführende Bildgebung (beispielsweise CT-Thorax und/oder Abdomen) empfohlen. Zusätzlich muss man auf akut vital bedrohliche Ereignisse achten: Neben Blutungsquellen im pulmonalen und oberen GI-Trakt muss die Quelle im Oronasopharynxbereich ausgeschlossen werden.
So ging es mit dem 81-jährigen Patienten weiter
Aufgrund des hellroten Blut-Sputum-Gemischs des Patienten, was eher auf eine Hämoptyse hinwies, wurde zur weiteren Klärung eine CT-Untersuchung angeordnet. Nach einem CT-Thorax und einer ÖGD zeigte sich der dringende Verdacht auf ein zirkulär wachsendes Ösophaguskarzinom. Die Histologie bestätigte ein ulzeriertes, mäßiggradig differenziertes Plattenepithelkarzinom. Die anschließende Bronchoskopie zeigte eine Tumorinfiltration in die Trachea und den linken, proximalen Hauptbronchus mit Fistelung ca. 2 cm oberhalb der Carina aus dem Ösophagus.
Nach einer ausführlichen Aufklärung über die Diagnose hat sich der Patient gegen einen größeren operativen Eingriff entschieden. Auch Radiochemotherapie lehnte er ab. So entschieden sich die behandelnden Ärzte für ein palliatives Vorgehen.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich im Januar 2017 veröffentlicht und im Oktober 2023 aktualisiert.