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Klinik-Wissen kompakt

25. Juli 2017

19-Jähriger nach Beinahe-Ertrinken auf Intensivstation

Ohne erkennbare Ursache geht ein 19-jähriger Mann beim Baden im Bodensee unter. Erst nach 20 Minuten kann er geborgen werden. Die Reanimation ist zunächst erfolgreich, doch der Zustand bleibt weiterhin kritisch. Erfahren Sie mehr über das Vorgehen der Ärzte.

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Lesedauer: ca. 2 Minuten

Diese Kasuistik wurde in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift 1 veröffentlicht und von Christoph Renninger für Sie zusammengefasst.

Ertrinkungsunfall und Notaufnahme

An einem heißen Sommertag badet der junge Mann im kühlen Wasser (19°C) des Bodensees, als er etwa 30 Meter vom Ufer entfernt plötzlich untergeht. Von Passanten wird umgehend der Rettungsdienst alarmiert und Taucher kommen zum Einsatz. Nach etwa 20 Minuten unter Wasser kann der Mann aus einer Tiefe von acht Metern geborgen werden. Aufgrund einer Asystolie führen die Ärzte eine kardiopulmonale Reanimation durch – nach 10 Minuten wird der Kreislauf wieder erlangt. Lesen Sie mehr über 3 wichtige Maßnahmen bei Notfällen beim Baden.

Unter Intubation und Beatmung und mit einer Körperkerntemperatur von 32°C wird der Patient in eine nahegelegene Klinik gebracht.In der Ganzkörper-Computertomographie zeigen sich ein ausgeprägtes Lungenödem, aspirierte Fremdkörper in beiden Lungenflügeln und ein flüssigkeitsgefüllter Magen-Darm-Trakt. Außerdem liegt eine disseminierte intravasale Gerinnungsstörung (DIC) vor. Trotz der invasiven Beatmung verschlechtern sich Oxygenierung und Ventilation massiv.

ECMO-System kommt zum Einsatz

Da der Patient nicht transportiert werden kann, kontaktieren die behandelnden Ärzte ein ECMO-Zentrum. Das ECMO-Team trifft vier Stunden nach dem Unfall ein. Eine venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung wird implantiert. Dies ist für die behandelnde Ärzte trotz einer hämorrhagischen Diathese die Ultima Ratio. Inzwischen besteht ein schweres Lungenödem und ein Kapillarlecksyndrom.

Unter laufender ECMO wird der Mann in das ECMO-Zentrum gebracht. Während des Transports verschlechtert sich sein Zustand weiter und da der Gasaustausch über die Lunge vollständig ausfällt, ist der Patient auf die ECMO angewiesen. Um die Funktion sicherzustellen, erhält der Patient im Krankenwagen ca. 10 Liter kristalloide Infusionen. Aufgrund des Kapillarlecksyndroms besteht eine Hypovolämie.

Intensivmedizinische Behandlung ist notwendig

Neun Stunden nach der Bergung trifft der Patient auf der Intensivstation des ECMO-Zentrums ein. Obwohl die extrakorporale Therapie durchgeführt wird, besteht eine schwere Hypoxie, eine Hyperkapnie und eine respiratorische Azidose (pO 2 34 mmHg; CO 2 75,2 mmHG; pH 7,06). Der 19-Jährige erhält innerhalb der ersten acht Stunden folgende Infusionen:

  • kristalloide Lösungen
  • 10 Erythrozytenkonzentrate á 300 ml
  • 12 Fresh Frozen Plasmas á 200 ml
  • 1 Thrombozytenkonzentrat

Eine suffiziente Oxygenierung (pO 2 >60 mmHg) wird 16 Stunden nach dem Beinahe-Ertrinken erreicht. Das Atemzugsvolumen beträgt 6 ml. Ein bestehendes Problem ist die DIC. An den Kathetereinstichstellen zeigen sich nicht-stillbare Blutungen. Zur Stabilisierung der Gerinnung werden 6g Fibrinogen und 1000 IE Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB) transfundiert.

Ausgang und Hintergrundinformationen

Wie es dem Patienten weiter ergeht und welche Faktoren dafür verantwortlich sind, lesen Sie im zweiten Teil des Beitrags.

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