
Arztgehälter weltweit: Lohnt sich der Gang ins Ausland?

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Im letzten Jahr haben mehr als 2.000 Ärzte das deutsche Gesundheitssystem verlassen, um in einem anderen Land als Arzt tätig zu sein. Über 1.500 davon wanderten in ein europäisches Land aus. Bei der Entscheidung ins Ausland zu gehen, spielt auch das Gehalt eine Rolle, da sich viele Ärzte in Deutschland nicht angemessen bezahlt fühlen. Viele haben die Hoffnung, in anderen Ländern ein höheres Einkommen zu erzielen.
Die folgenden Informationen hat Christoph Renninger, coliquio-Redaktion, für Sie zusammengestellt.
Gehaltsvergleiche im internationalen Kontext erweisen sich als äußerst komplex. Die Gründe hierfür liegen insbesondere in Unterschieden bei der Vergütungsstruktur, den hierarchischen Strukturen des ärztlichen Dienstes, den Steuer- und Sozialversicherungsabgaben sowie der Kaufkraftparität des jeweiligen Landes. Länder mit hohen Abgaben und Lebenshaltungskosten, wie Norwegen oder Dänemark, verlieren ihren Vorteil beim Bruttogehalt, wenn die kaufkraftbereinigten Nettogehälter verglichen werden. Zudem gibt es Gehaltsunterschiede je nach Fachrichtung, Position und Arbeitserfahrung.
Nach dem Studium direkt ins Ausland
Bei Berufseinsteigern liegen deutsche Gehälter im europäischen Vergleich im oberen Bereich. Die höchsten Einkommen gibt es für Mediziner direkt nach dem Studienabschluss in der Schweiz und Dänemark. Weniger lukrativ ist das Gehalt für junge Ärzte in Frankreich. Gut verdienen lässt es sich als Arzt in arabischen Ländern, wie Dubai, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, besonders da in diesen Ländern keine Einkommenssteuer erhoben wird.
Doch in manchen Ländern erwartet einen Assistenzarzt ein mühsames Arbeitsleben. In den USA muss man mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen auskommen und dazu lange Arbeitszeiten von bis zu 80 Stunden in der Woche in Kauf nehmen.
Einstiegsgehalt als Assistenzarzt
Land | Bruttoeinkommen (in Euro) | Nettoeinkommene, kaufkraftbereinigt (in Euro) |
---|---|---|
Deutschland | 52.000 | 30.000 |
Schweiz | 79.000 | 40.000 |
Dänemark | 71.500 | 38.000 |
Dubai | 38.000 | 36.000 |
Norwegen | 64.000 | 32.000 |
Niederlande | 49.000 | 32.000 |
Großbritannien | 38.000 | 30.000 |
Schweden | 46.000 | 28.000 |
USA | 51.000 | 27000 |
Österreich | 46.000 | 26.000 |
Frankreich | 30.000 | 19.500 |
*Währungswechselkurse August 2016
Gutbezahlte Fachkräfte
Für Ärzte mit mehrjähriger Berufserfahrung und abgeschlossener Facharztausbildung liegt das Einkommen in Deutschland im europäischen Durchschnitt. Besonders hohe Gehälter gibt es für diese Gruppe in der Schweiz und den Niederlanden. Aus reiner finanzieller Sicht lohnt sich ein Wechsel nach Schweden oder Österreich nicht.
Lukrativer ist für Fachärzte mit Berufserfahrung der Gang in die USA und Dubai. Dort werden teilweise Einkommen im sechsstelligen Bereich erzielt. Wobei es große Unterschiede zwischen einzelnen Fachdisziplinen gibt. Während in chirurgischen Fachrichtungen bis zu einer halben Million US-Dollar im Jahr möglich sind, liegen Allgemeinmediziner und Kinderärzte im unteren Bereich. Jedoch ist das Einkommen noch immer höher als in den meisten europäischen Ländern. Während der Aufwand für Assistenzärzte in den USA sehr hoch, lohnt sich in finanzieller Hinsicht der Weg nach Nordamerika. Dies lässt sich unter anderem mit den hohen Studiengebühren bzw. -krediten erklären, die nach dem Studium und der Ausbildungszeit zurückgezahlt werden müssen.
Vor dem Arbeitsbeginn gilt es in vielen Ländern noch Hürden zu überwinden, so müssen oft noch. Auch in anderen Ländern wird ein Arbeitsvisum oder ein Sprachtest.
Durchschnittsgehalt für einen Facharzt mit mehrjähriger Erfahrung
Land | Bruttoeinkommen (in Euro) | Nettoeinkommene, kaufkraftbereinigt (in Euro) |
---|---|---|
Deutschland | 84.000 | 55.000 |
USA | 275.000 | 155.000 |
Dubai | 150.000 | 145.000 |
Schweiz | 125.000 | 65.000 |
Niederlande | 108.000 | 58.000 |
Großbritannien | 65.000 | 58.000 |
Dänemark | 135.000 | 54.000 |
Frankreich | 70.000 | 48.000 |
Norwegen | 86.000 | 41.000 |
Österreich | 65.000 | 37.000 |
Schweden | 65.000 | 36.000 |
Fazit: Verdienst im Ausland nicht immer höher
Beim Gehaltsvergleich zeigt sich, dass deutsche Ärzte ihr Einkommen nur in bestimmten Situationen stark verbessern können und dabei so manche Hürde überwinden müssen, beispielsweise die Erteilung einer Arbeitserlaubnis oder ein Sprachtest. In den USA müssen oft noch die US-Staatsexamina absolviert werden, da ausländische Ausbildungen nicht immer anerkannt werden.
Aber auch Faktoren wie Arbeitszeiten, Überstunden und Urlaubstage sollten bei der Entscheidung über den Gang ins Ausland berücksichtigt werden. Außerdem spielen die Lebensqualität und die politische, gesellschaftliche Situation in den jeweiligen Ländern bei der Wahl des Arbeitsortes eine wichtige Rolle und können ein etwas niedrigeres Gehalt ausgleichen.