
Urin-Ovulationstest erhöht Chancen auf eine Schwangerschaft
Die Frage, wann der beste Zeitpunkt für Sex ist, um schwanger zu werden, beschäftigt viele Paare mit Kinderwunsch. Es gibt verschiedene Methoden, um den Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen. Die Verwendung eines Urin-Ovulationstests erhöht dabei offenbar die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft. Das geht aus einer aktuellen Cochrane Review hervor, welche die Evidenz zu diesem Thema zusammengefasst hat.
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Autorin: Andrea Hertlein | Redaktion: Dr. Nina Mörsch
Methoden zur Vorhersage des Eisprungs
Zum Hintergrund: Das „fruchtbare Fenster“ beschreibt eine Phase im Zyklus, in der eine Empfängnis eintreten kann. Es liegt etwa 5 Tage vor bis einige Stunden nach dem Eisprung. „Zeitgesteuerter Geschlechtsverkehr“ soll die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis erhöhen. Zu den Methoden der Vorhersage eines Eisprungs gehören die Messung von Hormonen im Urin (luteinisierendes Hormon [LH] und Östrogen) mit Urin-Ovulationstests, die Messung der Basaltemperatur, die Beobachtung des Zervixschleims und der Ultraschall.
Doch wie gut sind diese Methoden und wie wirken sie sich auf die Chancen einer Schwangerschaft aus? Dieser Frage ist die Cochrane Collaboration jetzt nachgegangen. Wissenschaftler haben in ihre Übersichtsarbeit 7 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 2.464 Frauen eingeschlossen. In allen Veröffentlichungen wurden verschiedene Methoden zur Bestimmung des Eisprungs verglichen. Die meisten Studien wurden in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt. Teilnehmerinnen waren größtenteils gesunde Frauen mit einem normalen Zyklus.
Die primären Endpunkte des Reviews waren Lebendgeburten und unerwünschte Ereignisse wie Depression und Stress. Sekundäre Endpunkte waren klinisch nachgewiesene Schwangerschaften, Schwangerschaften mit klinischem Nachweis oder mit positivem Urintest ohne Ultraschalldiagnostik, die Zeit bis zur Schwangerschaft und die Lebensqualität.
Urin-Ovulationstests punkten in der Übersichtsarbeit
Die Auswertung der Studien ergab laut Review, dass auf den Eisprung abgestimmter Geschlechtsverkehr mit Urin-Ovulationstests die Chancen auf eine Schwangerschaft und eine Lebendgeburt auf 20 % bis 28 % erhöht, verglichen mit 18 % bei Paaren ohne diese Methode.
Dieses Ergebnis basiert auf Daten von Frauen unter 40 Jahren, die seit weniger als 12 Monaten versucht haben, schwanger zu werden. Es lässt sich also nicht ohne weiteres auf Paare übertragen, die schon länger als 1 Jahr erfolglos geblieben sind und damit unter die gängige Definition der eingeschränkten Fruchtbarkeit fallen.
Evidenz: moderat vertrauenswürdig
Die Evidenz für den Effekt von Urin-Ovulationstests stammt aus 4 Studien und wurde von den Autoren im 4-stufigen GRADE-Bewertungssystem als „moderat vertrauenswürdig“ eingestuft. Das bedeutet, dass zukünftige Studien die Einschätzung des Effekt-Ausmaßes durchaus noch verändern könnten. Zu den Einschränkungen der vorliegenden Studien zählen deren meist die geringe Größe und die Tatsache, dass sie oft von Test-Herstellern finanziert worden sind.
„Viele Paare haben Schwierigkeiten, schwanger zu werden und machen sich Sorgen über ihre Fruchtbarkeit“, sagt Tatjana Gibbons, Doktorandin am Nuffield Department of Women's & Reproductive Health in Oxford und Hauptautorin der Studie. „Dass ein simpler, leicht zugänglicher Urintest vermutlich die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis erhöhen kann, ist sehr erfreulich. Solche Tests würden Paaren mehr Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit geben und könnten Ihnen Untersuchungen und Behandlungen wegen Unfruchtbarkeit ersparen.“
Ob andere Methoden der Eisprung-Vorhersage wie die Temperaturmethode die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen, ließ sich auf Basis der spärlichen und durchwegs als gering oder sehr gering eingestuften Evidenz bislang nicht beantworten.
Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.