
Sexualanamnese in der Praxis: Diese Fragen sollten Sie stellen
In der gynäkologischen Praxis suchen Patientinnen häufig auch Hilfe bei sexuellen Problemen. Oft erscheint dies als zeitaufwendig und komplex. Doch ein einfühlsames Gespräch muss nicht lange dauern, weiß die Gynäkologin und Sexualmedizinerin Dr. Cornelia Friedrich und gibt hilfreiche Tipps für die Sexualanamnese.
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Autorin: Dr. Cornelia Friedrich | Redaktion: Dr. Nina Mörsch
Fast täglich stellen sich Patientinnen in der Praxis vor, die konkret Hilfestellung bei sexuellen Störungen oder Problemen wünschen. Doch oftmals wird dadurch der Eindruck geweckt, dass es sich nun um ein offensichtlich längeres Gespräch dauern könnte, das nicht in den Routinezeitplan der Sprechstunde passt, nicht extra vergütet wird und außerdem möglicherweise die fachliche Kompetenz dafür fehlt.
Nicht selten werden die Patientinnen dann mit kurzen Floskeln abgewiegelt und fühlen sich möglicherweise unverstanden und gehen unzufrieden nach Hause.
Wie die Erfahrung zeigt, muss ein solches sexualmedizinisches Erstgespräch jedoch nicht lange dauern und kann auch schon zur Lösung des Problems führen oder der Lösung zumindest ein Stück näherkommen.
Fragen für ein Gespräch
Folgende Fragen können hilfreich sein, um ein solches Erstgespräch für Patientin und Ärztin/ Arzt zur Zufriedenheit zu führen:
Spontanangaben der Patienten: Die Patientin erstmal erzählen lassen, was genau ihr sexuelles Problem ist. Anschließend wird sie aufgefordert, das Problem genauer zu schildern:
- Seit wann besteht die Störung?
- Wann tritt diese Störung auf?
- Wie oft?
- In welchen Situationen? Oder immer?
- Mit welchem Partner/Partnerin?
- Ggf. wo tut es ihr weh und wobei?
Dabei kann schon eine erste Diagnose erfolgen:
- Handelt es sich um ein primäres/sekundäres Problem? Um ein situatives/ generalisiertes?
- Welche Auswirkungen hat das Problem auf die Partnerschaft?
- Welche Lösungsversuche gab es bereits?
- Welches Ziel hat die Patientin/ das Paar?
- Besteht bei der Patientin oder/und beim Partner/Partnerin ein Leidensdruck?
- Warum erfolgte gerade jetzt Arztkonsultation?
- Von wem wurde die Patientin geschickt?
- Besteht bei der Patientin und ihrem/r Partner/Partnerin eine Therapiemotivation?
Nun kann mit der Patientin besprochen werden, was mögliche Ursachen für die sexuelle Störung sein können und welche Lösungen es gibt.
Anwesenheit des Partners oder der Partnerin kann hilfreich sein
Falls ein weiteres Gespräch nötig sein sollte, kann man der Patientin einen Sprechstundenzeitraum einräumen, an dem mehr Zeit ist zur Besprechung. Dabei kann auch die Anwesenheit des Partners/ der Partnerin hilfreich sein, um dessen/deren Sichtweise zu hören. Dabei werden manchmal Dinge erzählt, die sich positiv auf die Paardynamik auswirken können und zumindest das Paar in ihrer Beziehung voranbringen. Dies ist dann entweder über die Psychosomatikziffern (wenn es ein Einzelgespräch ist) oder ggf. privat (Paargespräch) abzurechnen.
In den meisten Fällen helfen jedoch die oben gestellten Fragen der Patientin, noch einmal genauer über ihr Problem, ihre Partnerschaft, ihre Wünsche, ihre Sexualität nachzudenken und sie findet selbst bzw. mit ihrem Partner/ Partnerin die Lösung des Problems.
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