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Gynäkologie

24. Mai 2023
Niederländische Kohortenstudie

Kurz nach Absetzen der Pille: Mehr Schwangerschaftskomplikationen

Nach Absetzen oraler Kontrazeptiva ist die Fertilität nicht beeinträchtigt – es kann aber zu vermehrten Schwangerschaftskomplikationen kommen. Nach den Ergebnissen einer prospektiven Kohortenstudie aus den Niederlanden kommt es dabei sehr auf den Zeitpunkt des Absetzens und die Zusammensetzung der Präparate an.1

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Kurz nach Absetzen der Pille mehr Schwangerschaftskomplikationen
Paare sollten im Jahr vor einer geplanten Schwangerschaft möglichst auf nicht-hormonelle Verhütungsmittel ausweichen. (Foto: Getty Images | CHAIWATPHOTOS)

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Dr. Nina Mörsch

In die zwischen 2012 und 2019 durchgeführte prospektive Kohortenstudie PRIDE (PRegnancy and Infant Development) waren 6.470 Schwangere eingeschlossen, von denen 3.047 in den 12 Monaten vor der Konzeption zu irgendeinem Zeitpunkt die „Pille“ genommen hatten.

Die Teilnehmerinnen füllten zu Studienbeginn (medianes Gestationsalter = 10 Wochen), in der 17. und 34. Schwangerschaftswoche sowie 2 und 6 Monate nach dem voraussichtlichen Entbindungstermin webbasierte Fragebögen aus. Bei einer Entbindung vor der 34. Schwangerschaftswoche wurden angepasste Follow-up-Fragebögen durchgeführt. Darüber hinaus wurde die Einwilligung zur Extraktion von Daten aus geburtshilflichen Aufzeichnungen eingeholt (Zustimmungsrate 70,6%).

Ergebnisse

Die Einnahme der Pille in diesem Zeitraum war insgesamt mit einem leicht erhöhten Risiko für Präeklampsie (RR 1,38), Frühgeburten (RR 1,38) und geringem Geburtsgewicht (RR 1,45) verbunden. Gestationshypertonie und -diabetes sowie SGA (small for gestational age ) kamen dagegen nicht gehäuft vor.  

Die Assoziation mit der Präeklampsie war am stärksten, wenn die Pille in den drei Monaten vor Eintreten der Schwangerschaft abgesetzt worden war, Präparate mit einem hohen Östrogenanteil (≥ 30 µg Östrogen) oder ältere Präparate der ersten oder zweiten Generation verwendet wurden.

Auch das Risiko für Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht war am höchsten, wenn die Pille in den drei Monaten vor der Empfängnis abgesetzt worden war, sowie bei Präparaten mit niedrigem Östrogenanteil (< 30 µg Östrogen) oder der 3. Generation. Assoziationen mit SGA zeigten sich nur für orale Kontrazeptiva mit niedrigem Östrogenanteil (< 30 µg Östrogen) und für Präparate der 4. oder 5. Generation.   

Limitationen

Als wichtigste Limitationen ihrer Studien nennen die Autoren die relativ geringe Teilnehmerzahl und die dadurch bedingte geringe Absolutzahl einiger der Endpunkte. Für die Einnahme der Pille nach der Konzeption und für reine Progesteronpräparate der 4. Generation war die Studie unterpowert.

Die Autoren empfehlen Frauen mit baldigem Kinderwunsch aufgrund der Ergebnisse, im Jahr vor der geplanten Schwangerschaft möglichst auf nicht-hormonelle Verhütungsmittel auszuweichen.

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