Coronavirus: Risiken für Schwangere und Säuglinge
Die Unsicherheit angesichts der derzeitigen Coronavirus-Epidemie ist auch in Frauenarztpraxen zu spüren. Um Ärzte zu unterstützen, geben deutsche Fachgesellschaften Antworten auf zentrale Fragen. Die FAQs im Überblick.1
Lesedauer: ca. 3 Minuten

Quelle: Hinweise und FAQs vom Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) vereint im German Board and College of Obstetrics and Gynecology (GBCOG). Redaktion: Dr. Nina Mörsch
Eine Infektion mit SARS-CoV2 verläuft in den meisten Fällen leicht, in wenigen Fällen schwer. Tödliche Ausgänge betreffen vor allem ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Allerdings sind auch Todesfälle bei jungen und vorher gesunden Menschen bekannt.
Verlauf bei Schwangeren - bislang wenig Informationen
Ob die Infektion bei Schwangeren – ähnlich wie eine Influenza-Infektion – schwerer verlaufen kann als bei gleich alten, nicht schwangeren Frauen, darüber ist bisher (Stand 28.02.2020) nichts bekannt. Eine Übertragung des Virus während der Schwangerschaft auf das ungeborene Baby wurde bisher nicht beschrieben.
Laut einer Studie mit allerdings geringer Fallzahl (n=9) gibt es derzeit keine Hinweise für intrauterine Infektionen durch vertikale Übertragung von Müttern, die eine COVID-19-Pneumonie in der späten Schwangerschaft entwickeln, so der Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amts (Stand 02.03.2020). COVID-19-Infektionen bei Säuglingen sind beschrieben, scheinen jedoch weniger schwer zu verlaufen.
Schwangere sind idealerweise gegen Influenza geimpft
Idealerweise sind Schwangere gegen die Influenza geimpft, damit sie nicht zeitgleich an beiden Infektionen erkranken können, betont der BVF e.V. Ungeimpfte Schwangere sollten sich auch jetzt noch impfen lassen. 1
Schwangere sollten sich an dieselben Vorsichtsmaßnahmen halten, die das Robert-Koch-Institut auch als Schutz vor Grippe-Infektionen für die gesamte Bevölkerung empfiehlt. Dazu gehört in erster Linie häufiges, gründliches Händewaschen und der Verzicht auf Begrüßungen mit Handschlag.
Zu den FAQs
1. Sind schwangere Frauen im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung anfälliger für Infektionen mit COVID-19 oder haben sie ein erhöhtes Risiko für schwerere Krankheitsverläufe, Morbidität oder Mortalität?
Es liegen keine Informationen aus veröffentlichten wissenschaftlichen Berichten über eine höhere Anfälligkeit schwangerer Frauen für das Coronavirus vor. Bei schwangeren Frauen treten grundsätzlich immunologische und physiologische Veränderungen auf, die sie ggf. anfälliger für virale Atemwegsinfektionen, einschließlich COVID-19, machen.
Schwangere Frauen haben wahrscheinlich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein höheres Risiko für schwerere Krankheitsverläufe, wie es Fälle anderer verwandter Virusinfektionen (einschließlich Coronavirus [SARS-CoV] und Nahost-Coronavirus [MERS-CoV]) und viraler Atemwegsinfektionen, wie z.B. der Grippe, während der Schwangerschaft gezeigt haben. Dies ist aber bisher nicht beobachtet worden. Im Gegenteil scheint die Infektionsrate bei Schwangeren eher niedriger zu sein.
2. Haben am Coronavirus erkrankte schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für ungünstige Schwangerschaftsverläufe?
Es liegen aktuell keine Informationen über entsprechende nachteilige Schwangerschaftsfolgen vor. Allerdings wurde eine erhöhte Verlustrate, einschließlich Fehl- und Totgeburten in Fällen einer Infektion mit anderen verwandten Viren [SARS-CoV und MERS-CoV] während der Schwangerschaft beobachtet. Hohes Fieber während des ersten Trimesters der Schwangerschaft kann das Risiko bestimmter Geburtsfehler erhöhen.
3. Können Schwangere an COVID-10 erkrankte Frauen das Virus an ihren Fötus oder ihr Neugeborenes weitergeben?
Es wird angenommen, dass sich das Virus, das COVID-19 verursacht, hauptsächlich durch engen Kontakt mit einer infizierten Person über Atemtröpfchen verbreitet. Ob eine schwangere infizierte Frau das verursachende Virus über andere Wege der vertikalen Übertragung (vor, während oder nach der Entbindung) auf ihren Fötus oder ihr Neugeborenes übertragen kann, ist noch nicht bekannt.
In begrenzten kleinen Fallserien, die in der Fachliteratur veröffentlicht wurden, ist jedoch keines der Kinder von infizierten Müttern positiv auf das Coronavirusgetestet worden. Zudem wurde in Proben von Fruchtwasser oder Muttermilch kein Virus nachgewiesen. Eine Trennung einer bereits erkrankten Mutter vom Kind dürfte daher keinenSinn machen. Es ist anzunehmen, dass das Kind bereits Antikörper übertragen bekommen hat. Dennoch sollte alsVorsichtsmaßnahme die Mutter und alle weiteren Kontaktpersonen einen Mundschutz tragen und selbstverständlich über die adäquaten Hygienemaßnahmen informiert werden.
4. Sind Embryos und Föten von an Coronavirus erkrankten Münntern speziell gefährdet?
Basierend auf den wenigen existierenden Fallberichten kam es bei Schwangeren, die während der Schwangerschaft positiv auf das Coronavirus getestet wurden, häufiger zu Frühgeburten. Es ist jedoch ungeklärt, ob diese in unmittelbarer Beziehung zu einer mütterlichen Infektion stehen. Bekannt ist, dass andere Virusinfektionen der Atemwege bei Schwangeren,wie z.B. Influenza, SARS-CoV und MERS-CoV mit Risiken für Neugeborene in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen u.a. ein niedriges Geburtsgewicht und eine Frühgeburt. Darüber hinaus kann eine Erkältung oder Influenza mit hohem Fieber zu Beginn der Schwangerschaft das Risiko bestimmter Geburtsfehler erhöhen.
5. Können Coronaviren einer erkrankten Mutter über die Muttermilch auf den Säugling übertragen werden?
Man geht derzeit davon aus, dass das Coronavirus überwiegend als Tröpfcheninfektion übertragen wird. In den bisherigen begrenzten Berichten wurden in der Muttermilch von infizierten Frauen keine Coronaviren gefunden, ebenfalls fand sich kein Hinweis auf eine Übertragung des Coronavirus durch Muttermilch. Es muss daher nicht abgestillt werden oder Muttermilch verworfen werden. Die Mutter sollte einen Mundschutz tragen und selbstverständlich über die adäquaten Hygienemaßnahmen informiert werden.
6. Besteht für das Neugeborene ein Risiko für langfristige gesundheitliche Folgen über das Säuglingsalter hinaus, wenn eine schwangere Frau am Coronavirus erkrankt ist?
Da es sich um ein neuartiges Virus handelt, gibt es aktuell keine Informationen über langfristige gesundheitliche Auswirkungen auf betroffene Säuglinge.

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