Die 7 besten Diagnosekriterien für die Psoriasis im Kindes- und Jugendalter
In Deutschland sind rund 120.000 Kinder und Jugendliche an einer Psoriasis erkrankt. Differenzialdiagnostisch bedeutsame Dermatosen wie die atopische Dermatitis oder Tinea corporis sind wesentlich häufiger – mit der Folge, dass die Schuppenflechte in dieser Altersgruppe nicht selten fehldiagnostiziert wird. Das International Psoriasis Council hat nun klinische Merkmale identifiziert, die bei jungen Patientinnen und Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Psoriasis hindeuten. 1–4
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Redaktion: Marie Fahrenhold
Fehlende Krankheitsdefinition
Bislang gibt es keine standardisierte Krankheitsdefinition der Psoriasis im Kindes- und Jugendalter. Dabei ist eine zuverlässige Diagnose sowie die frühzeitige und gezielte Behandlung insbesondere für diese Altersgruppe unerlässlich – die Prävalenz für Adipositas, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Hypertonie ist bei Kindern mit Psoriasis zweifach erhöht; das Risiko, eine Angststörung zu entwickeln, bei Acht- bis Zwölfjährigen sogar um das Neunfache.
Zwar ähnelt das klinische Bild der Schuppenflechte mit den charakteristischen erythematosquamösen Plaques grundsätzlich dem der Erwachsenen, die Läsionen präsentieren sich aber oft subtiler oder manifestieren sich an anderen Körperregionen.
Diagnosekriterien des International Psoriasis Council
Ein Team um Esther Burden-Teh vom Zentrum für evidenzbasierte Dermatologie Nottingham, England, hat nun gemeinsam mit dem International Psoriasis Council versucht, diese Lücke in der Primär- und Sekundärversorgung junger Patientinnen und Patienten zu schließen und einen verbesserten Bewertungsalgorithmus für die Diagnose der Psoriasis für unter 18-Jährige zu eruiert. Im Rahmen der multizentrischen Fall-Kontroll-Studie DIPSOC haben sie die diagnostische Genauigkeit der bereits 2019 in einem Konsens vereinbarten Haupt- und Nebenkriterien für Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen erneut überprüft und mittels multivariater Analyse eine engere Auswahlliste der besten diagnostischen Kriterien erstellt.
Dringend auch verdeckte Körperregionen untersuchen
Die 2019 empfohlenen Kriterien erreichten allesamt eine gute diagnostische Genauigkeit. Die damals als Hauptkriterien definierten Merkmale (i) schuppige, erythematöse Plaques an den Ellbogen- und Kniebeugen, (ii) schuppige, erythematöse Plaques am Rumpf, ausgelöst durch Halsschmerzen und andere Infektionen sowie (ii) für die Psoriasis guttata typische Regentropfenplaques am Rumpf oder an den Gliedmaßen wiesen in der aktuellen Analyse allerdings keine ausreichende Spezifität und Sensitivität auf, um auch weiterhin als Hauptkriterien eingestuft zu werden. Stattdessen wurden folgende sieben Merkmale als beste Diagnosekriterien identifiziert, bei deren Auftreten eine Psoriasis erwogen werden sollte:
- Schuppen und Erytheme auf der Kopfhaut und/oder am Haaransatz
- schuppiges Erythem im äußeren Gehörgang
- anhaltender, gut abgegrenzter, erythematöser, schuppiger Ausschlag am gesamten Körper
- anhaltendes Erythem im Nabel
- schuppige, erythematöse Plaques an Ellbogen- und/oder Kniebeugen
- gut abgegrenzter, erythematöser Ausschlag im Windelbereich mit Beteiligung der Unterschenkelfalte
- positive Familienanamnese
Das Team um Burden-Teh geht davon aus, dass bei Vorliegen von drei oder mehr dieser Merkmale bei Patientinnen und Patienten zwischen null und 18 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Psoriasis vorliegt. Dabei sei dringend darauf zu achten, dass auch jene Körperstellen untersucht werden, die meist von Kleidung oder Haaren verdeckt sind – etwa der Nabel oder der äußere Gehörgang.
Forschungsdefizit für junge Altersgruppe
Bislang gibt es nur wenig validierte klinische Diagnosekriterien für die Psoriasis jeder Altersgruppe – den Studienautorinnen und -autoren zufolge ein weiterer Beweis dafür, dass der Entwicklung standardisierter Diagnosetools für Hauterkrankungen insgesamt zu wenig Priorität eingeräumt wird.
Durch vermehrte Forschung und globales Data-Sharing (Global Psoriasis Atlas) wird dieses Defizit zumindest für die Psoriasis im Erwachsenenalter mittlerweile angegangen und das Verständnis der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung kontinuierlich verbessert.
Für Kinder und Jugendliche, deren Psoriasis und damit assoziierte Komorbiditäten wie Adipositas, Diabetes melitus, Depressionen oder Psoriasis-Arthritis über viele Jahre und bis ins Erwachsenenalter andauern können, sei eine intensivere Forschung dringend nötig, resümieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nottingham. Die DIPSOC-Studie sei in diesem Sinne als Entwicklungsstudie konzipiert und ein vielversprechender erster Schritt.
Die Wahl des Studiendesigns als Fall-Kontroll-Studie mit einer Rekrutierung aus der Sekundärversorgung hat vermutlich sowohl eine Selektions- als auch eine Spektrumsverzerrung eingeführt, die zu einer Überschätzung der diagnostischen Genauigkeit geführt haben könnte.
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