Psoriasis und Psoriasis-Arthritis: Welche Rolle spielt das Mikrobiom?
Eine neue Studie zeigt: Die bakterielle Vielfalt in Läsionen bzw. in gesunder Haut von Psoriasis-Patienten – mit oder ohne Psoriasis-Arthritis – ist signifikant geringer als bei gesunden Kontrollen. Außerdem wurde ein Bakterium identifiziert, das als Biomarker für das Fortschreiten der Krankheit relevant sein könnte. 1
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Autorin: Heidi Splete | Übersetzung: Michael van den Heuvel | Redaktion: Marie Fahrenhold
Ein US-amerikanisches Forscherteam um Dr. Alba Boix-Amorós von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai, New York City, fand heraus, dass die bakterielle Vielfalt in Läsionen bzw. in gesunder Haut von Patientinnen und Patienten mit Psoriasis – mit oder ohne Psoriasis-Arthritis – signifikant geringer ist im Vergleich zu hautgesunden Menschen. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Journal Annals of the Rheumatic Diseases veröffentlicht.
Frühere Studien an Menschen und Tieren hätten nahegelegt, dass das Mikrobiom bei der Pathogenese der Psoriasis eine Rolle spiele, aber mikrobielle Analysen der Psoriasis-Arthritis hätten bislang gefehlt, schreiben die Autorinnen und Autoren. Ihre Vermutung: „Der Übergang einer Psoriasis zur Psoriasis-Arthritis könnte zum Teil durch mikrobielle Auslöser bedingt sein, was weiter untersucht werden sollte.“
Analyse mittels 16S-rRNA-Gensequenzierung
Für ihre neue Studie haben die Wissenschaftler an einem Klinikum 23 Patientinnen und Patienten mit Psoriasis und 31 mit Psoriasis-Arthritis rekrutiert. Weitere 20 gesunde Personen kamen als Kontrollgruppe mit hinzu. Alle Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt. Der Anteil der Männer betrug 65,4 % (Psoriasis), 47,8 % (Psoriasis-Arthritis) bzw. 55,0 % (Kontrollen).
Etwa 30 % aller Betroffenen mit Plaque-Psoriasis entwickeln im Krankheitsverlauf eine Psoriasis-Arthritis. Wird die Erkrankung zu spät erkannt, kann es zu irreversiblen Gelenkschäden kommen. Praxistipps für die oftmals herausfordernde Diagnosestellung finden Sie hier.
Boix-Amorós und ihr Team nahmen bei Patientinnen und Patienten Hautabstriche von gesunder Haut und von Läsionen. Hinzu kamen Abstriche der Haut an den oberen und unteren Extremitäten von gesunden Personen der Kontrollgruppe. Insgesamt 148 Proben wurden mittels 16S-rRNA-Sequenzierung analysiert – einer der meistgenutzten Methoden, um die taxonomische Verteilung in bakteriellen Gemeinschaften zu bestimmen.
Die Diversität des Mikrobioms war bei den Kontrollen signifikant größer als bei Läsionen oder bei intakter Haut in den beiden Patientengruppen (p jeweils <0,05). Insbesondere war die Besiedlung von gesunder Haut mit Cutibacterium und Kocuria signifikant höher als in psoriatischer Haut (p = 0,016 bzw. p = 0,011), während psoriatische Haut eine stärkere Kolonisation mit Staphylococcus aufwies.
Überraschender Befund
Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen mit Psoriasis oder mit Psoriasis-Arthritis gab es nicht. Der Befund, dass das Mikrobiom in gesunder Haut von Psoriatikern dem Mikrobiom in Läsionen ähnlicher war als gesunder Haut von Kontrollen, überraschte die Forschenden. Dies deute auf die Entwicklung einer mikrobiellen Dysbiose in psoriatischer Haut unabhängig vom Vorhandensein von Läsionen hin, schreiben die Forscher.
Sie fanden außerdem heraus, dass nicht-läsionale Hautstellen bei Psoriasis-Arthritis deutlich stärker mit Corynebacterium besiedelt waren im Vergleich zu nicht-läsionaler Haut bei Psoriasis (p < 0,05). Dies deute mögliche Rolle dieses Bakteriums als Biomarker für das Fortschreiten der Krankheit hin, heißt es weiter.
„Eine wichtige Anwendung dieser Daten ist auch die potenzielle Entwicklung von therapeutischen Optionen für die Behandlung von Psoriasis und/oder die Prävention von Psoriasis-Arthritis“, schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrer Diskussion.
Limitationen der Studie
Die Ergebnisse werden durch mehrere Faktoren eingeschränkt, darunter die Kombination von Proben der oberen und unteren Extremitäten und der Ausschluss von Abstrichen der Kopfhaut. Zu den weiteren Limitationen gehört, dass nur 16S-rRNA-Gensequenzierung herangezogen wurde, um Bakterien zu bestimmen, was ein weniger umfassendes Bild des Mikrobioms ergibt.
Dennoch stützten die Ergebnisse die Rolle des Hautmikrobioms bei der Pathogenese der Psoriasis, mit Details über die Mikrobiota im gesamten Spektrum der Psoriasis-Erkrankung, resümiert das Autorenteam.
Dieser Beitrag ist im Original auf Medscape.com erschienen.