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Dermatologie

17. Mai 2023
DDG-Tagung 2023

Highlights und Zukunftsmusik in der Melanom-Therapie

Besonders im Bereich der adjuvanten und neoadjuvanten Melanom-Therapie ist in der letzten Zeit viel passiert. Aktuelle Erkenntnisse wurden auf der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Berlin vorgestellt. Wir haben einige Highlights für Sie kompakt zusammengefasst.

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Impfung
Eine personalisierte mRNA-Vakzine verlängert die rezidivfreie Lebenszeit bei Melanomen offenbar erheblich. In der Phase-IIb-Studie KEYNOTE 942 schnitten Krebskranke mit dem Impfstoff besser ab als unter einer Pembrolizumab-Monotherapie. (Foto: Getty Images / Vladdeep)

Dieser Beitrag beruht auf der Session „Track Onkologie: Melanom“ im Rahmen der 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) e. V. vom 26. bis 29. April 2023 in Berlin | Autorin: Franziska Mau

Seit rund 10 Jahren kommt die Immuntherapie zur Behandlung des metastasierten Melanoms zum Einsatz. Die Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren, insbesondere mit PD1-Antikörpern, hat auch die adjuvante Therapie des Melanoms revolutioniert. Beim vollständig reseziertem Hochrisiko-Melanom stellen sie derzeit die Standardtherapie im Stadium III und IV dar. Doch auch in früheren Tumorstadien hat sich einiges getan.

Je früher, desto besser? Adjuvante Therapie schon im Stadium II

Die Diagnose Melanom erfolgt oftmals in einem frühen Tumorstadium. Die Mehrheit der Tumoren wird im Stadium I oder II diagnostiziert.1 Besonders auffällig: Im Stadium IIB und IIC ist das rezidivfreie Überleben (RFS, recurrence free survival) besonders gering. Wie Daten zeigen, lagen die Raten dafür nach 10 Jahren bei nur 55,8 % (IIB) bzw. 33,3 % (IIC).2 Dies verdeutlicht die Relevanz der adjuvanten Therapie auch in diesen früheren Stadien.

Seit dem letzten Jahr ist der PD1-Inhibitor Pembrolizumab in der adjuvanten Behandlung des Melanoms nun auch in diesen Tumorstadien zugelassen. Basis der Zulassung war die randomisiert, placebokontrollierte, mulitzentirsche Phase-III-Studie KEYNOTE-716.3 Unter Therapie mit Pembrolizumab erreichten mehr Patientinnen und Patienten ein RFS (primärer Endpunkt) als unter Placebo. Mit Nivolumab steht bereits ein zweiter PD-1-Inhibitor kurz vor der Zulassung für die frühen Tumorstadien IIB/C.

Adjuvante PD-1-Therapie beim Melanom im Tumorstadium IIB oder IIC

Durch die Zulassungserweiterung beim Melanom ist Pembrolizumab als Monotherapie zur adjuvanten Behandlung des Melanoms in den Tumorstadien IIB, IIC oder III nach vollständiger Resektion bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren und Erwachsenen angezeigt. Finden Sie im Folgenden weitere Informationen sowie behördlich genehmigtes Schulungsmaterial für Patienten.

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Zukunftsmusik: neue Targets und mRNA-Vakzine in der adjuvanten Behandlung

Mittlerweile sind weitere potenzielle Targets in den Fokus der Forschung gerückt. So werden derzeit in verschiedenen Studien weitere Immuncheckpoint-Inhibitoren gegen LAG-3 oder TIGIT untersucht. Einige Studien schließen hier auch Patientinnen und Patienten in den früheren Tumorstadien (IIB/IIC) ein.

Ein weiterer innovativer und sich schnell entwickelnder Ansatz, ist der Einsatz von mRNA in der adjuvanten Tumortherapie. Die randomisierte Phase-II-Studie mRNA-4157-P201/KEYNOTE-942 (NCT03897881) untersuchte als erste klinische Studie diesen individualisierten Neoantigen-Ansatz.4 Diese Methode wurde entwickelt, um die einzigartigen Tumormutationen eines individuellen Betroffenen gezielt anzugreifen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass eine Kombination von mRNA-4157 (V940) und Pembrolizumab eine klinisch signifikante Verbesserung der RFS im Vergleich zur alleinigen Therapie mit Pembrolizumab erzielt. Über eine Nachbeobachtungszeit von 2 Jahren kam es zu einer 44 %igen Verringerung des Rezidivrisikos bzw. des Todesrisikos.

Im April wurde dieser Ansatz im PRIME-Programm der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) aufgenommen.4 Im Rahmen des Programms bietet die EMA frühzeitige, proaktive und verstärkte Unterstützung an, um letztendlich eine beschleunigte Beurteilung von Zulassungsanträgen zu ermöglichen.

Neoadjuvante Therapie: Was kommt da auf uns zu?

In der letzten Zeit ist der neoadjuvante Therapieansatz beim Melanom immer mehr in den Fokus gerückt. Das Problem: Bisher sind die gängigen Therapeutika aus der adjuvanten Therapie noch nicht für die neoadjuvante Therapie zugelassen.

Der Vorteil: Im Vergleich zur adjuvanten Tumortherapie lassen sich mit der neoadjuvanten Behandlung mehr und diversere T-Zellen aktivieren. Auch nach erfolgter Resektion verbleiben mehr Immunzellen zurück, die potenziellen Tumorzellen somit effektiver bekämpfen können.5

Verschiedene Studien konnte zeigen, dass die neoadjuvante Therapie der adjuvanten Behandlung überlegen ist. So untersuchte die randomisierte Phase-II-Studie SWOG S1801 (NCT03698019) bei reseziertem Melanom Stadium IIB-IV den Einsatz vom Pembrolizumab in der neoadjuvanten Therapie vs. adjuvante Behandlung.6 In der Studie verbesserte sich das ereignisfreie Überleben (EFS) im neoadjuvanten Therapiearm vs. der adjuvanten Behandlung signifikant (HR 0,58; 96 % KI 0,39 -0,87; p00,004). Weitere Studien untersuchen die neoadjuvante Therapie auch mit Nivolumab und Ipilimumab.

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