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Dermatologie

20. Juli 2022

Wichtige Kernfragen für die Diagnose von Nagelerkrankungen

Der Nagelexperte und selbsternannte Nagelenthusiast Dr. Christoph Löser hat auf der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München einen kurzen Leitfaden für die Diagnose von Nagelerkrankungen vorgestellt – und verraten, auf welche Methode Sie besser verzichten sollten.1

Lesedauer: ca. 3 Minuten

Subunguales Hämatom

Dieser Beitrag basiert auf dem Vortrag „Nagelerkrankungen“ von Dr. Christoph Löser (Ludwigshafen) auf der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie am 14.07.2022 in München | Redaktion: Marie Fahrenhold

6 wichtige Fragen

„Der Nagel ist ein häufig vernachlässigtes Organ", leitete Dr. Christoph Löser, leitender Oberarzt an der Hautklinik Ludwigshafen seinen Vortrag ein. Dabei habe er nicht nur eine wichtige Funktion für das Greifen, für die Feinmotorik und für die Stabilität an den Füßen, sondern auch in der Ästhetik – was es immer zu berücksichtigen gelte, betonte der Nagelexperte. Insbesondere im Handyzeitalter, in dem ständig gewischt und irgendjemandem irgendetwas gezeigt werde, seien Nägel mehr denn je im Blickpunkt.

Für ein strukturiertes Vorgehen bei der Diagnose von Nagelerkrankungen nannte der Dermatologe die folgenden wichtigen Kernfragen:

  1. Seit wann besteht die Nagelveränderung? Gibt es eine Dynamik?
  2. Tritt die Veränderung isoliert oder multipel auf (ein Finger/Zeh oder mehrere)?
  3. Kann es sich um eine Systemerkrankung (z. B. Dermatose) handeln oder liegt eine solche vor?
  4. Lokalisation: Veränderung versus Ursprung?
  5. Welche Symptome gibt es?
  6. Könnte eine (sekundäre) Infektion oder Malignität der Auslöser sein?

Wie können Sie vorgehen?

Pathologie lokalisieren
  • Matrix (proximal, distal)
  • Eponychium, Cuticula
  • Nagelplatte
  • Subungual
  • Nagelbett, Hyponychium
  • Nagelfalz, Nagelwall
  • Fingerbeere
  • Gelenk
  • Knochen
Diagnostik
  • Beobachtung
  • Mikrobiologie/Mykologie
  • Bildgebung (Foto, Sono, Rö, MRT)
  • Histologie
Therapie
  • medikamentös
  • konservativ
  • operativ
  • kooperativ (Podologie, Orthopädie, …)

Biopsie ist kein Synonym für Stanze!

Dem Kongress-Auditorium stellte Löser eine Vielzahl an Nagelkonsilen vor – von Onychodystrophia mediana canaliformis, subungualem Hämatom und Onychomykose bis hin zur Onychogrypose und Nagelpsoriasis – und gab dabei einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten minimalinvasiver nagelchirurgischer Eingriffe und/oder Therapien.

Dabei betonte er ausdrücklich, dass eine Biopsie nur dann vorgenommen werden sollte, wenn die Nagelplatte ohnehin defekt sei. „Eigentlich sollte man am Nagel gar nichts stanzen. Ich halte die Technik für ungeeignet“, so der Experte.

Nicht nur, dass es bei dem blinden Verfahren („Maulwurf“) zur irreparablen Schädigung der Nagelplatte und unbeteiligtem Gewebe sowie einer Gewebetraumatisierung kommen könne, das entnommene Gewebe sei nicht einmal repräsentativ, erklärt Löser weiter. Geeigneter seien Biopsie-Methoden über einen direkten Zugang – beispielsweise zum Malignomausschluss.

Bei einem Malignomverdacht hingegen sollte hingegen gar nicht erst biopsiert, sondern direkt exzidiert werden, so der Dermatologe. Zudem sei insbesondere bei unklaren Nagelveränderungen die Beobachtung und Fotodokumentation von großer Bedeutung.

Nagelchirurgie-Hospitationskurse

Löser erinnerte daran, stets sämtliche Nägel zu betrachten und den „ganzen Menschen“ zu behandeln – nicht nur den isolierten Nagel.

Eine gezielte Diagnostik, Dokumentation und Verlauf ermögliche eine zielgerichtete Therapie. Und diese könne auch, gerade wenn sie operativ sei, häufig direkt mit der Diagnostik verbunden werden, konstatiert er. „Sprich, nicht erst biopsieren und dann die Nagelchirurgie – sondern die Nagelchirurgie ist gleich Diagnostik und Therapie.“

Abschließend offerierte Löser die Möglichkeit für Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie (DGDC), in der Hautklinik Ludwigshafen zu hospitieren und ihm und seinem Team bei der Durchführung von nagelschonenden Techniken über die Schulter zu schauen. Weitere Informationen zu Hospitationskursen und Nagelchirurgie-Seminaren der DGDC finden Sie hier.

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