
Nachträgliche Impfung scheint Symptome von Long Covid zu lindern
Menschen, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Long Covid leiden, können möglicherweise von einer nachträglichen Impfung profitieren. Die Daten einer französischen Kohortenstudie weisen auf gelinderte Symptome und mehr Betroffene hin, die sich vollständig erholen.
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Autorin: Maria Weiß / Redaktion: Marc Fröhling
Bekanntlich spricht auch nach einer bereits durchgemachten Coronainfektion nichts gegen eine Impfung, die dann wie ein Booster wirkt und die Antikörper wieder ansteigen lässt. Bisher war aber unklar, wie sich die Impfung auf die Symptome von Long Covid auswirkt und wie sie von betroffenen Personen vertragen wird.
Nach 120 Tagen: leichter, aber signifikanter Vorteil bei geimpften Personen
Viet-Thi Tran vom „Hôpital Hôtel-Dieu“ in Paris und sein Team haben jetzt in einer „Target-trial“-Emulierung die Bedingungen einer randomisierten Studie möglichst genau nachgestellt. Dazu nutzen sie die Daten der französischen „ComPaRe“-Kohorte, die 1.296 Patienten umfasst, die vor dem 1. Mai 2021 an Long Covid erkrankt waren und seither regelmäßig zu ihren Beschwerden befragt wurden. Davon wurden 910 Patienten (im Mittel 47 Jahre alt, 80,5 % Frauen) in die Studie eingeschlossen, von denen 455 trotz Long Covidgeimpft worden waren und 455 nicht. Dabei wurde darauf geachtet, dass sich die beiden Gruppen ansonsten in möglichst vielen Punkten glichen.
Primärer Endpunkt war die Entwicklung der Long-Covid-Symptome, was mit einem Score von 0 (vollständige Remission) bis 53 bewertet wurde. Hier zeigte sich nach 120 Tage ein leichter, aber signifikanter Vorteil bei den geimpften Personen (13,0 vs. 14,8 Punkte). Auch bei dem Anteil von komplett symptomfreien Patientinnen und Patienten nach 120 Tagen erwies sich die Impfung als überlegen (16,1 vs. 7,5 %). Im Gegenzug war der Anteil von Betroffenen mit sehr ausgeprägten Long-Covid-Symptomen geringer (38,9 vs. 46,4 %). Außerdem fühlten sich die Patientinnen und Patienten weniger durch Long Covid eingeschränkt. Nach den Ergebnissen der Studie wirkte sich bereits eine einzige Impfstoffdosis positiv aus und es spielte keine Rolle, welcher Impfstoff zum Einsatz kam.
Limitationen der Studie
Von den meisten wurde die Impfung sehr gut vertragen, 26 (5,7 %) berichteten über Nebenwirkungen. Bei 4 (0,9 %) kam es zu schweren Nebenwirkungen, die eine tiefe Venenthrombose und eine Meningitis unklarer Genese umfasste. Von einer Verschlechterung der Long-Covid-Symptome nach der Impfung berichteten 13 Patienten (2,8 %).
Die Studie wurde vor der Delta- und Omikron-Welle durchgeführt, sodass sich die Ergebnisse nicht unbedingt eins zu eins auf diese Subtypen übertragen lassen. Als weitere Limitationen nennen die Autoren, dass die Ergebnisse nur auf Aussagen der Betroffenen beruhten, die Studie nicht verblindet war und mögliche Unterschiede zwischen den Gruppen möglicherweise nicht erkannt und berücksichtigt wurden.