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Covid-19 in der Praxis

26. Feb. 2021
Expertenkommentar

Auch Kinder gegen Covid-19 impfen?

Die US-amerikanische Kinderärztin Dr. Perri Klass wägt ab, ob auch Kinder gegen Covid-19 geimpft werden sollten – im historischen Vergleich mit Masern.

Lesedauer: ca. 2 Minuten

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Der Kommentar wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.1 Redaktion: Christoph Renninger

Bislang noch keine Kinder geimpft

Derzeit ist kein Covid-19-Impfstoff für Kinder zugelassen und die Gruppen mit dem höchsten Risiko (Personen im hohen Lebensalter oder mit Vorerkrankungen) haben die höchste Priorität. Doch um eine effektive Herdenimmunität durch Vakzinierung zu erreichen und zu einem normalen Leben zurückkehren zu können, ist auch eine Impfung von Kindern und Jugendlichen notwendig.

In den US ist etwa ein Viertel der Bevölkerung jünger als 18 Jahre, in anderen Ländern ist der Anteil noch höher. Eine Impfung von Kindern hätte sowohl direkte Auswirkungen (Schutz vor seltenen schweren pädiatrischen Covid-19-Verläufen und Langzeitfolgen, wie dem Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C)) als auch indirekte Vorzüge (Schutz anderer Personen durch verminderte Ausbreitung).

Die indirekten Effekte wirken sich auch auf mögliche Erkrankungen der Eltern, chronischen Stress durch die Lockdown-Bedingungen und die Wirtschaft aus. Allerdings müssen zunächst robuste Sicherheitsdaten und ein Monitoring der Impfstoffe zur Anwendung bei Kindern vorliegen.

Vergleich mit der Masern-Impfung

Dr. Klass erinnert in ihrem Kommentar an die Masern, welche vor dem Vorliegen einer Impfung jährlich mehrere Millionen Erkrankungen, 400-500 Todesfälle und 1000 Fälle von Enzephalitis verursachten. Nach der Zulassung der Impfung im Jahr 1963 und der Masern-Mumps-Röteln-Vakzine (MMR) 1971 sanken die Inzidenzzahlen dramatisch.

Eine vollständige Ausrottung war oftmals nahe, zumal es keinen nicht-menschlichen Wirt für Masernviren gibt. Im Jahr 2000 galten Masern in den USA als ausgerottet. Doch nur wenige Jahre später kam es zu Ausbrüchen in mehreren Bundesstaaten.

Mit der Zeit und den seltenen Infektionen verschwand das Bewusstsein für die schwerwiegenden Folgen der Erkrankung. Zudem wuchs die Skepsis vieler Eltern aufgrund von Falschinformationen, etwa einem Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus.

Was sind die notwendigen Schritte zur Impfung?

Viele US-Amerikaner misstrauen der Sicherheit der Covid-19-Impfungen. Laut Dr. Klass ist dies nicht verwunderlich, da selbst das Tragen von Masken zur politischen Frage mutiert und in sozialen Medien SARS-CoV-2 verharmlost oder gar geleugnet werde.

Daher empfiehlt sie eine koordinierte staatliche Informationskampagne, um Zweifel, Misstrauen und Desinformation zu begegnen. Insbesondere solle es Strategien geben, um Impfskeptiker und -gegner anzusprechen.

Kinder vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen ist nach Ansicht der Kinderärztin eine ethische Pflicht und eine praktische Notwendigkeit. Mit Daten aus pädiatrischen Studien sollen Eltern von der Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe überzeugt werden.

Laut BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca sind Studien mit Kindern unter 12 Jahren geplant und waren Bedingung für die Zulassung für Erwachsene. Spätester Abgabetermin sei Juli bzw. Dezember 2024.2

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