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Covid-19 in der Praxis

14. Apr. 2022

Fieberschübe und Sinustachykardie nach SARS-CoV-2-Infektion

Virus-Infektionen können Störungen vieler Organe nach sich ziehen. Dies gilt bekanntlich auch für SARS-CoV-2. Auf eine Komplikation machen Dr. Thorsten Kliem vom Universitätsklinikum Erlangen und seine Kollegen aufmerksam. Anlass ist die Krankengeschichte eines pflegebedürftigen Mannes. 1

Lesedauer: ca. 2 Minuten

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Fallbeschreibung

Der 44-jährige Patient wird mit moderaten Symptomen einer SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen. Bekannte Vorerkrankungen: frühkindlicher Hydrozephalus nach CMV-Enzephalitis (Shunt-Versorgung), Hypertonie und Epilepsie. 

Erste Befunde

  • wacher, orientierter und kardiorespiratorisch stabiler Patient
  • subfebrile Körpertemperatur (38,3 °C), Tachykardie (105/min) und Amaurosis 
  • Leukopenie (3060/μl, Ref. 4000–10.000/μl), erhöhtes CRP (100,4 mg/l, Ref. <5mg/l)
  • Nachweis der SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 im Rachenabstrich

Verlauf und weitere Befunde

  • regelmäßig Fieberschübe, Anstieg des CRP-Wertes bis auf 193,9 mg/l, ausgeprägte Erschöpfung
  • Verdacht auf Superinfektion, Procalcitonin allerdings unauffällig, mehrere Blutkulturen negativ
  • Thorax-CT und Abdomen-Sonographie ohne weiterführende  Befunde, Liquor-Befund kein Hinweis auf Shuntinfektion, keine CMV-DNA im Blut nachweisbar
  • Urinkultur positiv auf Klebsiella pneumoniae (Keimzahl > 100.000/ml), jedoch ohne relevante Leukozyturie (< 10.000/ml)
  • trotz Antibiotika-Therapie (Piperacillin/Tazobactam) weiterhin Fieberschübe und erhöhte CRP-Werte
  • im weiteren Verlauf progrediente Ruhetachykardie (24 h-EKG: Sinustachykardie); daraufhin Bestimmung der Schilddrüsenwerte: supprimiertes TSH (0,01 mIU/l) sowie deutlich erhöhte Schilddrüsenhormone (fT3 11,77 pmol/l, fT4 27,48 pmol/l)
  • Schilddrüsen-Sonographie: Befund vereinbar mit einer subakuten Thyreoiditis
  • Antikörper-Diagnostik: unauffällige Werte für Anti-TPO, Anti-TSH-Rezeptor-Antikörper und Anti-Thyreoglobulin 
  • Diagnose: SARS-CoV-2-Infektions-assoziierte subakute Thyreoiditis

Therapie

Die Ärztinnen und Ärzte behandeln den Patienten mit Prednisolon (initial 50 mg täglich für sieben Tage, stufenweises Ausschleichen über zehn Wochen). Unter der Behandlung kommt es zur klinischen Besserung, weitere Fieberschübe bleiben aus. Die Herzfrequenz geht zurück, der CRP-Wert beläuft sich fünf Tage nach Therapiebeginn auf  26,2 mg/l.

Bei der ambulanten Kontrolle nach drei Monaten ist der Patient beschwerdefrei, die Sonographie der Schilddrüse ist unauffällig, die Stoffewechsellage ist euthyreot, der CRP-Wert normal.

Zur subakuten Thyreoiditis 

Wie die Autorinnen und Autoren erklären, betrifft die subakute Thyreoiditis meist Erwachsene mittleren Alters im Anschluss an eine Infektion der oberen Atemwege (Symptombeginn nach zwei bis acht Wochen). Häufigstes, aber nicht obligates Symptom seien Schmerzen im Halsbereich mit druckempfindlicher Schilddrüse (etwa 95 % der Fälle. Typisch seien weiterhin Fieber, Abgeschlagenheit, hyperthyreose-assoziierte Befunde (Palpitationen, Gewichtsverlust, vermehrtes Schwitzen) sowie entsprechende Laborbefunde. Typischer sonographischer Befund sei eine „vergrößerte Schilddrüse mit landkartenartigen hypoechogenen Arealen“, farbdopplersonographisch keine Hypervaskularisation nachweisbar (im Gegensatz zur Basedow-Hyperthyreose).Therapie:  Nichtsteroidale Analgetika, antiinflammatorische Therapie mit Prednisolon. 

Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis.de erschienen.

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