
Covid-19-Akutphase: Häufig psychiatrische Symptome
Im Rahmen der Corona-Pandemie haben psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen stark zugenommen. Dabei kann es sich um direkte biologische Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion handeln – aber auch um psychosoziale Auswirkungen der veränderten Lebensbedingungen während der Pandemie.1
Lesedauer: ca. 2 Minuten

Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Dr. Linda Fischer
Covid-19 geht bei 36 % der Betroffenen mit akuten neuropsychiatrischen Symptomen einher, meist in Form von unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Schwindel. In einigen Fällen kam es im Rahmen der akuten Erkrankung auch zu schweren neurologischen Manifestationen wie Schlaganfällen (bis zu 5 %) oder Sinusvenenthrombosen (bis zu 0,5 %). Offensichtlich ist also auch das zentrale Nervensystem von der SARS-CoV-2-Infektion in irgendeiner Form betroffen, sagte Dr. Merve Fritsch von der Berliner Charité.
Zusammenhang stärker als nach anderen Atemwegsinfektionen
In der Akutphase wurde auch gehäuft von Symptomen wie Agitation, Verwirrtheit, Angst und Depression berichtet – in Einzelfällen auch von Delirien, Psychosen oder PTBS-Symptomen. Ähnliches beobachtet man auch bei der MERS/SARS-1-Infektion. Auch 30–50 Monate nach diesen Infektionen litt hier ein Teil der Patienten an neu entwickelten Depressionen, Zwangsstörungen, Angst- und Schlafstörungen.
Auch in den ersten Monaten nach einer Covid-19-Infektion gibt es immer noch ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Infektionen wie Depressionen oder auch Demenz im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Dies gilt auch für Patientinnen und Patienten mit milden Verläufen und ohne psychiatrische Vorerkrankungen. Der Zusammenhang ist dabei ausgeprägter als bei anderen Atemwegsinfektionen wie z.B. Influenza.
Neuroinflammation als Ursache für psychiatrische Symptome?
Zur Entstehung der neuropsychiatrischen Symptome gibt es verschiedene Hypothesen. Zum einen könnte es zu einer direkten viralen Enzephalitis kommen, zum anderen könnten die Symptome auch durch eine toxische Enzephalopathie durch beteiligte Zytokine oder eine Hypoxie durch die Lungenbeteiligung bedingt sein.
Auf der Intensivstation kommen Stress und mögliche Medikamentenwirkungen hinzu. All dies mündet letztendlich in deiner Neuroinflammation, die relevant für die Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen wie Depression, bipolare Störungen, Zwangsstörungen oder PTBS zu sein scheint.
Auch 2 Jahre nach Infektion erhöhtes Risiko
In einer großen Kohortenstudie mit mehr als einer Million Patientinnen und Patienten wurde gezeigt, dass im Vergleich zu anderen Atemwegsinfektion das Risiko für Depressionen und Angststörungen nach einer Coronainfektion in den ersten 1–2 Monaten erhöht ist, dann aber wieder zurückgeht. Allerdings war auch 2 Jahre nach der Infektion noch ein erhöhtes Risiko für kognitive Einbußen und Psychosen nachweisbar. Patientinnen und Patienten mit solchen Problemen könnten also in Zukunft in den Praxen häufiger anzutreffen sein, sagte Dr. Fritsch
Auch ohne Infektion mehr psychiatrische Erkrankungen
Auch bei Menschen ohne Corona-Infektion wurden während der Pandemie eine Zunahme von psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Schlafstörungen und PTBS beobachtet. Im Laufe der Pandemie scheinen diese Symptome aber auch wieder abzunehmen – allerdings ist die Datenlage dazu heterogen.
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