SARS-CoV-2-Impfung und neuroimmunologische Erkrankungen – gibt es einen Zusammenhang?
Immer wieder wird diskutiert, ob es einen Zusammenhang zwischen der mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 und neurologischen Erkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom oder der Bell-Lähmung gibt. Da der Nachweis aufgrund der Seltenheit der Erkrankungen schwierig ist, hat man jetzt in internationalen Kohortenstudien mit Millionen Geimpften noch einmal nach einer möglichen Assoziation geschaut.1
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Autorin: Maria Weiß | Redaktion: Dr. Linda Fischer
Insgesamt gingen 69 Studien in die Analyse von Alice Grizzel Willison und ihrem Team von der Universitätsklinik Düsseldorf ein. Die Auswertung ergab eine mögliche Assoziation zwischen den SARS-CoV-2-Impfstoffen mit Adenoviren-Vektoren und dem Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS). Dabei handelt es sich um eine akut auftretende, immunvermittelte Polyradikuloneuropathie, die zumeist innerhalb von 4 Wochen nach Infektionen auftritt.
Zusammenhang zu Bell-Paresen nicht ganz auszuschließen
Kein sicherer Zusammenhang war zwischen den anderen SARS-CoV-2-Impfstoffen und GBS oder Bell-Paresen (auch idiopathische Facialisparese genannt) nachweisbar. Die Autorinnen und Autoren räumen aber ein, dass man das sehr seltene Auftreten von Bell-Paresen im zeitlichen Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen weiter im Auge behalten wird, da hier ein Zusammenhang nicht ganz auszuschließen ist.
Assoziation mit demyelinisierenden Erkrankungen fast ausgeschlossen
Ein kausaler Zusammenhang zwischen der SARS-CoV-2-Impfung und anderen neurologischen Erkrankungen wie demyelinisierenden Erkrankungen des Zentralnervensystems (z.B. Multiple Sklerose und Neuromyelitis optica spectrum Störungen) oder Myasthenia gravis konnte weitgehend ausgeschlossen werden. Es ist aber denkbar, dass die Impfung bei empfänglichen Individuen die Symptome einer bereits vorher bestehenden Erkrankung verstärkt, schreiben die Autorinnen und Autoren.
Ihr Fazit: Es besteht möglicherweise nach einer SARS-CoV-Impfung ein leicht erhöhtes Risiko für GBS und möglicherweise auch für eine Bell-Parese. Der Nutzen der Impfung überwiegt aber trotzdem bei weitem die Risiken der Infektion, sodass an den Impfempfehlungen, Stand heute, nichts geändert werden sollte.

